Venezuela hat nun zwei konkurrierende Parlamente

Ein Land - zwei Parlamente. Das politische Chaos in Venezuela erreicht einen neuen Höhepunkt. Am Sonntag spaltete sich die Legislative in zwei Grämien, die jeweils ihren eigenen Parlamentspräsidenten wählten.
Erstes Parlament wählt Parra zum Vorsitzenden
Per Megaphon proklamierte sich zunächst der fast unbekannte Luis Parra zum Präsidenten der Legislative. Die Tontechniker im Plenarsaal hatten sich geweigert, die Mikrofone einzuschalten.
Anhänger Parras gaben an, er sei regelkonform mit 84 Stimmen von 150 anwesenden Abgeordneten gewählt worden. Laut der Opposition ist das notwendige Quorum hingegen nicht erreicht worden.
Im Dezember war Luis Parra aufgrund von Korruptionsvorwürfen aus der Oppositionspartei Primero Justicia ausgeschlossen worden. Seine Wahl zum Parlamentspräsidenten ist nun ein weiterer Coup von Staatschef Nicolas Maduro gegen den amtierenden Parlamentspräsidenten Juan Guaidó.
Während der Abstimmung verhinderten Sicherheitskräfte, dass Guaidó und weitere Volksvertreter den Plenarsaal betraten. Bilder, die mittlerweile um die Welt gingen: Oppositionsführer Guaidò, der versuchte, über einen Zaun zu klettern, um ins Parlamentsgebäude zu gelangen.
Zweites Parlament wählt Guaidò zum Vorsitzenden
Der nächste Schauplatz dieses verrückten venezolanischen Tages war das Hauptquartier der Zeitung "El Nacional". Dort wählten hunderte Oppositionsabgeordnete Guaidó erneut zum Parlamentspräsidenten - ein Protest gegen die zuvor ausgetragene Wahl Parras.
"Heute haben wir die Diktatur erneut besiegt. Wir haben uns dem Willen der Diktatur in den Weg gestellt", sagte Guaidò vor seinen Anhängern.
Dienstag: Zwei Parlamente tagen gleichzeitig
Guaidó hat die erste Sitzung der Nationalversammlung für diesen Dienstag anberaumt. Parra hat dasselbe getan, was bedeutet, dass in Venezuela zwei Parlamente tagen werden.