Steigende Temperaturen in der Arktis: Ungewisse Zukunft

Steigende Temperaturen in der Arktis: Ungewisse Zukunft
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Von Jeremy WilksLindsay Rempel, Sabine Sans
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In dieser Folge von Climate Now gibt es neben aktuellen Klimadaten eine Reportage aus dem nordschwedischen Abisko: Der Ort erwärmt sich doppelt so schnell wie der Rest der Welt.

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Aktuelle Zahlen für Februar vom Copernicus Climate Change Service sowie eine Reportage vom Polarkreis: Was bedeuten steigende Temperaturen für die dort lebenden Menschen und Tiere? Das sind die Themen dieser Folge von Climate Now.

In der Arktis ist es immer noch kalt, aber es wird immer wärmer: "Je mehr man die Natur zerstört, desto mehr wird sie zurückschlagen", sagt Tomas Kuhmunen, der zum indigenen Volk der Samen gehört.

Fakten & Zahlen

Laut den aktuellen Daten vom Copernicus Climate Change Service verzeichnen wir neue Rekordwerte: Es war nicht nur der zweitwärmste Februar weltweit, in Europa lag die gesamte Winterperiode von Anfang Dezember bis Ende Februar um 3,4 Grad Celsius über dem Durchschnitt von 1981 bis 2010. Das macht ihn zum wärmsten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen.

Foto: euronewsWilks, Jeremy

Schaut man sich die weltweiten Anomalien der Oberflächentemperaturen für Februar auf der untenstehenden Karte an, sieht man, dass der Spätsommer in der Antarktis überdurchschnittlich warm war, in Australien war es kälter, und in Europa milder. Aber auch in Sibirien und Zentralasien war es im Februar deutlich wärmer als im Durchschnitt.

Foto: euronewsWilks, Jeremy

Und auch die arktische Meereisbedeckung ist im vergangenen Monat zurückgegangen. Wissenschaftler haben errechnet, dass es rund 850.000 Quadratkilometer weniger Meereis gibt, als man normalerweise für diese Jahreszeit erwarten würde. Das entspricht in etwa der Fläche des französischen und italienischen Festlands zusammen.

Zoomen wir auf den Ort unserer Reportage: das Dorf Abisko in Nordschweden. Dort ist die jährliche Durchschnittstemperatur aufgrund des Klimawandels von Minusgraden auf über Null gestiegen. Diese Grafik zeigt, dass die Jahrestemperaturen seit 1960 schwanken, aber allmählich ansteigen:

Foto: euronewsWilks, Jeremy

Was sind die Auswirkungen?

Euronews-Reporterin Lindsay Rempel hat vor Ort in Abisko recherchiert: Dort bedeutet Winter immer noch Schnee, Eis und Temperaturen, die im Durchschnitt um -15 Grad Celsius liegen. Normale Bedingungen für einen Ort nördlich des Polarkreises. Aber Klimawissenschaftler Keith Larson beobachtet Veränderungen:

"Hier in unserer Wetterstation messen wir die Temperatur seit 1913 mit einem Thermometer. Aber dieser Baum ist ein Thermometer, all diese Bäume sind Thermometer", so der Projektkoordinator der wissenschaftlichen Forschungsstation Abisko.

Die Bäume und die über 100 Jahre zurückreichenden Daten dieser Wetterstation zeigen, dass sich Abisko mindestens doppelt so schnell erwärmt wie der Rest der Welt. Grund dafür sind laut dem Wissenschaftler Rückkopplungen: Wenn Schnee und Eis schmelzen, wird weniger Sonnenstrahlung reflektiert, der Boden wird wärmer, mehr Schnee- und Eisflächen tauen:

"Seit 1989, mit Ausnahme von 2010, sind alle Jahre warme Jahre. Das heißt also nicht, dass es im Winter nicht kalt ist, das ist immer noch die Arktis. Aber wir haben keine kalten Winter mehr", so Keith Larson.

Die gesamte Ausstellung im Besucherzentrum des Abisko-Nationalparks ist den Veränderungen der lokalen Landschaft gewidmet - samt den Auswirkungen auf die lokale Pflanzen und Tierwelt:

"Aktuell lebt der Polarfuchs in den höheren Berggebieten. Dort taucht jetzt der Rotfuchs auf. Wenn sie aufeinandertreffen, wird der Rotfuchs den Polarfuchs verdrängen", erklärt Lo Fischer, Leiterin des Besucherzentrums des Abisko-Nationalparks.

"in Abisko beobachten die Einheimischen Veränderungen, die Menschen weiter südlich nicht wahrnehmen wie zum Beispiel die Baumgrenze: Früher lag sie viel niedriger. Mit Jahr für Jahr ansteigenden Temperaturen, wandert sie den Berg hinauf", so euronews-Reporterin Lindsay Rempel.

Tomas Kuhmunen ist ein Sami, das ist eine indigene Gemeinschaft, die hauptsächlich in Nordschweden, Norwegen und Finnland lebt. Ihre traditionelle Rentierzucht wird immer schwieriger, denn auf den Weiden wird das Grasen für die Tiere immer beschwerlicher: Wärmeres Wetter bedeutet mehr Regen, der die Flechten am Boden einschließt, die Rentiere verhungern. Der Samit erzählt, dass einige Familien ihre Rentiere dieses Jahr eingezäunt haben und sie von Hand füttern, obwohl das nicht gut für die Tiere sei.

Unsichere Zukunft

Was bedeutet das für die Zukunft? "Eine Welt der Ungewissheit. Wenn wir unsere Ältesten fragen, wie sie sich in solchen Wintern verhalten haben, was sie gemacht haben. Dann reagieren sie ratlos, keine Ahnung", so Tomas Kuhmunen.

Der Sami macht sich Sorgen um die Zukunft für kommende Generationen, die vielleicht einen Winter wie er ihn kennt, nicht mehr erleben.

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