Schokolade essen, keine Bewegung, verbrauchte Luft, Alkohol und angespannte Stimmung. Eine Anleitung, wie wir nicht in die Fallen der häuslichen Quarantäne tappen.
Lagerkoller lässt grüßen. In Frankreich gilt bereits eine Ausgangssperre. Wir sitzen buchstäblich zu Hause fest: und zwar auf dem Sofa. Wir bewegen uns von dort zum Kühlschrank und zurück. Füße hoch, Netflix läuft. Ein ausgewogenes Leben sieht anders aus.
Stubenhocker sind anfälliger
Wir wissen von Experten, dass die Menschen, die sich am leichtesten mit dem Coronavirus anstecken, chronisch krank sind oder ein geschwächtes Immunsystem haben. Entscheidend ist also, wie gesund und fit wir sind, um nicht zu erkranken.
Aber das wochenlange Eingesperrtsein verbunden mit der Unsicherheit, die angesichts des neuartigen Coronavirus herrscht, kann psychische und physische Folgen haben.
Körper und Geist gehören zusammen
Schon der römische Dichter Juvenal sprach vom "Mens sana in corpore sano"; die Einheit von Körper und Geist wurde auch in der traditionellen chinesischen Medizin und in Yogi-Texten vor Tausenden von Jahren beschworen.
Wie wir beides gesund halten, haben uns ein Psychologe und eine Yogalehrerin erklärt, die auch Ernährungsexpertin ist.
Diese Quarantäne kann ein guter Zeitpunkt sein, um in unseren Körper hineinzuhorchen und ihm mehr Aufmerksamkeit zu schenken. "Wir sind nicht daran gewöhnt, so viel Zeit zu haben, und die unbekannte Situation kann Angst erzeugen. Das ist normal," sagt Roger Ballescà, ein Psychologe am Hospital Sagrat Cor in Martorell.
"Unsere schnelllebige Gesellschaft hat nie Zeit und lebt nach außen. Dabei sind Körper und Geist auf der Strecke geblieben. Jetzt stellen wir auf einmal fest, dass unsere Gesundheit das Wichtigste ist", erklärt Raquel Ollero, Yogalehrerin im "Om Lines"-Yogazentrum.
Keine Dauerberieselung
In diesen unsicheren Tagen ist es leicht, zum Nachrichten-Junkie zu werden. Doch der Psychologe rät davon ab. "Es ist wichtig, sich über seriöse Medien zu informieren, aber nur zwei bis dreimal pro Tag", sagt Ballescà. Wenn wir lange Zeit negativen Bildern und Nachrichten ausgesetzt sind, vergrößert sich unsere Angst. Deshalb sollte man sich besser auf die Arbeit, das Studium oder die Freizeit konzentrieren.
Es ist auch entscheidend, Kontakte über neue Technologien, Videos oder soziale Netzwerke aufrechtzuerhalten. Mit der Mutter zu skypen oder dem Bruder lustige Fotos aus dem Netz auszutauschen, gibt uns das Gefühl, nicht allein und miteinander verbunden zu sein.
Routinen und Übungen
Es ist demnach auch wichtig, seine Ess-, Schlaf-, Hygiene- und Bewegungsgewohnheiten so gut es geht beizubehalten.
"Bewegung reguliert das Stresshormon Cortisol," erklärt der Psychologe Roger Ballescà. Cortisol wird freigesetzt, wenn wir einer Stresssituation oder negativen Gedanken ausgesetzt sind. Wenn der Stress anhält, kann er langfristig unsere Gesundheit schädigen und unser Immunsystem schwächen.
Körperliche Bewegung hilft uns, Ängste abzubauen und unser Immunsystem zu regulieren. "Yoga stärkt unsere Gesundheit und wirkt ausgleichend auf unsere Emotionen und Gedanken, so dass wir Situationen weniger dramatisch einstufen," sagt sie.
Wir sind, was wir essen
Ein weiterer Schlüssel für unsere Gesundheit ist eine gute Ernährung. Die Ernährungswissenschaftlerin Raquel Ollero spricht mit uns über emotionales Essen. "Nahrung wird manchmal als Flucht aus einem emotionalen Ungleichgewicht genutzt: Wenn es eine äußere Bedrohung gibt, wenn wir uns einsam fühlen, wenn wir Stress oder Angst haben." Wir versuchen oft, die emotionale Lücke mit Nahrung zu füllen. "Aber diese Leere wird nie gefüllt. Wir müssen nach anderen emotionalen Werkzeugen suchen, um uns selbst zu regulieren, wie Atmung, Bewegung, Entspannung."
Jetzt, wo wir Zeit haben, empfehlen Experten, nahrhafte und frische Lebensmittel zu kochen und gezuckerte Erfrischungsgetränke oder Alkohol zu vermeiden. "Eine Quarantäne ist kein ewiges Wochenende," warnt auch Ballescà.