Covid-19: Milchseen und Getreideberge gefragt

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Von su mit AP, AFP, dpa
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Konsumenten hamstern, Erntehelfer reisen mühsam, Containerschiffe sitzen fest, Länder bremsen Exporte - die weltweite Nahrungs-Lieferkette ist durch die Coronavirus-Pandemie schwer gestört. Was tun? Produzieren bis zum Anschlag, so Experten

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Konsumenten hamstern wegen Covid-19 die Lebensmittel-Regale leer, Produzenten fragen sich, schaffen wir den Nachschub?

Nur keine Panik, so die Botschaft des französischen Finanz- und Wirtschaftsministers vor den Ostertagen. Bruno Le Maire:

"In Frankreich gab es keine Nahrungsmittelknappheit, und wird es keine Nahrungsmittelknappheit geben. Dazu haben wir uns zusammen dem Landwirtschaftsminister verpflichtet. Die Verpflichtung wurde dank einer außergewöhnlichen Mobilisierung der gesamten Lebensmittelproduktionskette eingehalten. Und ich meine, wir können stolz sein, dass in Frankreich die Lebensmittelsicherheit auch in Krisenzeiten gewährleistet ist."

Nicht alle EU-Mitglieder geben sich so selbstsicher. Um Angebot und Nachfrage zur Deckung zu bringen, holt Deutschland zwei Monate lang je 40.000 Saisonarbeiter aus Bulgarien und Rumänien, die reife Erdbeeren und Spargel ernten.

Die Europäische Kommission hatte die Lebensmittelversorgungskette sehr schnell als wesentlich eingestuft. Dieser Schritt hat trotz Covid-Einschränkungen einen nahezu normalen Warenfluss sichergestellt und lange Warteschlangen an den Grenzen bisher vermieden. Branchenexperten meinen jedoch, dass ohne einheitliche Maßnahmen wichtige Obst- und Gemüselieferungen in Gefahr sind.

Eine Lösung könnte eine EU-weite Lockerung der Reiseverbote sein, damit mehr Saisonarbeiter die Arbeitslücken in der gesamten Union schließen können.

Philippe Binard, Verband der Obst- und Gemüsehändler in der EU (Freshfel):

"Ich meine, das ist ein sehr bedeutendes Problem. Die Mitgliedstaaten sind am Zug, Regeln festzulegen, um Saisonarbeiter an die richtigen Stellen zu bringen. Wenn wir keine Saisonarbeiter haben, um Produkte zu ernten, die jetzt reif sind, produzieren wir Lebensmittelabfälle. Wenn wir unsere Obstplantagen nicht für die Sommer- und Herbstproduktion fertigmachen, bleiben die Supermarkt-Regale leer, die Preise könnten steigen."

FAO: BLOSS JETZT KEINEN PROTEKTIONISMUS

Bloß jetzt keine Protektionismus-Welle, warnte die UN-Lebensmittelbehörde FAO (Food and Agriculture Organization). MaximoTorero, FAO-Chefökonom: "Jetzt ist es an der Zeit, den Lebensmittelfluss weltweit zu schützen."

Der wichtige Mehlexporteur Kasachstan zum Beispiel hat nach Medienberichten (“Bloomberg”) den Export von Weizenmehl und einigen Grundnahrungsmitteln wie Zwiebeln, Karotten oder Kartoffeln gestoppt.

Auch – unterschiedliche – Regeln zu Sicherheit und zwischenmenschlichem Abstand machen es der Branche schwer, Lebensmittel wie gewohnt in die Regale zu bringen.

Und Containerschiffe haben Schwierigkeiten loszufahren – noch mehr Wegwerfgefahr. Ausgangssperren weltweit könnten bedeuten, dass wichtige Grundnahrungsmittel wie Reis, Weizen und Sojabohnen zu krisenbedrohten Rohstoffe werden.

Was tun? Mehr produzieren, wo das möglich ist, meinen Lieferketten-Experten – dies sei auch ein entscheidender Schritt, um die normale Produktion nach einem Ende der Pandemie reibungslos wieder aufzunehmen.

su mit AP, AFP, dpa

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