Corona-Hotspot-Amazonas: Zweifel am Virus

Arbeiter heben Grab für Covid-19-Verdachtsfall aus
Arbeiter heben Grab für Covid-19-Verdachtsfall aus Copyright Edmar Barros/ Associated Press
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Von euronews
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In Manaus in Nordwestbrasilien ist die Infektions- und Todesrate in der Corona-Pandemie besonders hoch. Trotzdem sehen viele die Gefahr nicht.

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Manaus in Nordwestbrasilien: Die Stadt ist die Hauptstadt des Bundesstaats Amazonas. Die Infektions- und Todesrate in der Corona-Pandemie in dem ohnehin schwer getroffenen Land ist dort besonders hoch. In Manaus starben im April und Mai drei Mal so viele Menschen wie in den Vorjahren. 

Trotzdem glauben viele in Manaus nicht an die Gefährlichkeit des Virus, was auch daran liegen dürfte, das wenig getestet wird. Auch der Vater von Eliete das Graças wurde nicht getestet. Der 89-Jährige starb zu Hause. Er hatte Alzheimer, litt zuletzt an Fieber und Atemnot. Seine Tochter glaubt nicht, dass er am Coronavirus gestorben ist. Woher sie das wisse? "Er hat das Haus nicht verlassen", so Graças . Doch er hatte Kontakt mit seinem Pfleger und anderen Menschen. "An seinen letzten zwei Tagen hatte er Atemnot, das ist mir aufgefallen", sagt sein Pfleger.

Den Zählungen zufolge starben im Amazonas bisher 1700 Menschen an dem Virus. Der Bundesstaat hat die höchste Pro-Kopf-Todeszahl des Landes - und das obwohl, die Dunkelziffer noch viel höher liegen dürfte. Doch das Bewusstsein für die Gefahr ist gering. "Was mich am meisten erstaunt ist, dass die Menschen glauben, dass es die Pandemie gar nicht gibt", so der Notartz Sandokan Costa.

Sohn einer Toten aus Manaus: "Politiker erfinden Covid-19-Tote"

Auch Edvaldo Araujo glaubt weiter nicht an die Gefährlichkeit des Virus. Seine Mutter starb vor Kurzem, auch sie hatte Symptome. "Politiker erfinden Covid-19-Tote. Manchmal hatte jemand einen Herzinfarkt oder irgendetwas anderes und sie sagen, alles war Covid-19."

Neben den wenigen Tests machen GesundheitsexpertInnen mangelnde Bildung, fehlende Informationen und die widersprüchlichen Ansagen der Politik dafür verantwortlich. Wilson Lima, der Gouverneur des Bundesstaates hat noch nach Bekanntwerden der ersten Fälle im März von Hysterie und Panik gesprochen, bevor er einlenkte und Ausgangssperren andeutete. Er geht nicht davon aus, dass die Situation in seinem Bundesstaat mit einer anderen Handhabe besser wäre: "Selbst wenn ich die Stadt für 30 Tage gesperrt hätte, müsste ich irgendwann wieder aufmachen und irgendwann würde der Virus sowieso herkommen", sagte er.

Präsident Jair Bolsonaro verbreitete mehrfach Falschinformationen und zeigt sich in der Öffentlichkeit vornehmlich ohne Maske und Sicherheitsabstand. Die Gouverneure verordneten teilweise gegen seinen Willen strengere Maßnahmen. 

Brasilien ist nach den USA mittlerweile das Land, das am schlimmsten von der Pandemie betroffen ist. Laut Johns Hopkins Universität gibt es rund 375.000 Fälle und rund 23.500 Tote. Besonders schlimm ist die Lage auch für die indigenen Völker im Amazonasgebiet. Sie leben in abgeschnittenen Gebieten und sind zudem besonders anfällig für Infektionskrankheiten. Der Kongress beschloss ein Notfallplan für die Indigenen, der noch vom Senat und Bolsonaro bestätigt werden muss.

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