Feinkost aus Frankreich: Bald Mondpreise in Großbritannien?

Der Käseladen Ville d` Avray in einem Parioser Vorort
Der Käseladen Ville d` Avray in einem Parioser Vorort Copyright Christophe Ena/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Tadhg Enright mit Euronews
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Wenn kein Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien zustande kommt, dürften britischen Feinschmeckern ab dem Jahreswechsel schwer Zeiten bevorstehen. Teilweise hohe Zölle würden auf Lebensmittel erhoben.

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Für britische Käseliebhaber ist Harvey and Brockless in London ein Tempel des Hochgenusses. Die Besten der Welt werden hier in Blöcken hergebracht, in Portionen geschnitten und für den Einzelhandel vorbereitet.

Harvey and Brockless ist ein Geschäft, das auf britische Feinschmecker baut. Angesichts des Brexit hat der Chef Nick Martin hart daran gearbeitet, lokal hergestellte Versionen der ausländischen Spezialitäten zu finden: "Wir denken an Fleischwaren und Wurst aus Frankreich, aus Italien, aus Spanien. Aber jetzt sehen wir eine Fülle von britischen Produzenten, die ihre eigenen Aufschnitt-Sortimente entwickeln."

Die Preise mussten bereits durch den Wertverlust des britischen Pfunds erhöht werden. Wenn es keinen Deal gibt, um Zölle zu vermeiden, werden Kunden auch dafür zahlen müssen.

Nick Martin erläuterte: "Der Zoll auf Milchprodukte, die aus der EU importiert werden, kann bis zu 30 Prozent betragen, und das sind ganz klar Kosten, die wir leider an unsere Kunden weitergeben müssten. Die andere Seite sind die Zollerklärungen. Der Hersteller, der aus der EU exportiert, muss also eine Erklärung abgeben. Wir als Importeur auch, so dass weitere Kosten anfallen."

Zölle im hohen zweistelligen Bereich

Die Zölle reichen von 10 Prozent auf Kopfsalat bis zu 48 Prozent auf Rinderhackfleisch. Britische Einzelhändler haben geschätzt, dass britische Kunden jedes Jahr 3,4 Milliarden Euro zusätzlich bezahlen würden.

William Bain leitet die Brexit-Strategie des Britischen Einzelhändlerverbandes: "Das sind keine Kosten, die von Einzelhändlern getragen oder von Unternehmen absorbiert werden können. Güter des täglichen Bedarfs wie Käse oder Fleisch könnten um ein Drittel teurer werden. Der Verbraucher würde den Kürzeren ziehen. Sowohl britische Verbraucher, die europäische Produkte von ausgezeichneter Qualität wollen, als auch europäische Verbraucher, die ihrerseits britische Produkte vermissen. Es wäre ein Verlustgeschäft".

Euronews-Korrespondent Tadhg Enright kommentierte in London: _"Die Bedrohung, der Lebensmittelimporteure wie diese ausgesetzt sind, geht nicht nur von Zöllen aus. Sie entsteht auch durch Währungsschwankungen und Verzögerungen an der Grenze. Und das kann mit oder ohne ein Abkommen geschehen."
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"Kontinuität der Versorgung" in Gefahr

Nick Martin von Harvey and Brockless führte aus: "Für unsere frischen Produkte Produkte wie Mozzarella oder Bocaccini aus Italien, ist die Hälfte der Haltbarkeit vorbei, wenn sie fünf Tage lang in einem Hafen in einem Lastwagen stecken bleiben. Wir haben Mühe, die Kontinuität der Versorgung zu gewährleisten".

Vergangenes Jahr um diese Zeit, als der Brexit die politische Agenda dominierte, war die Vorstellung von Lebensmittelknappheit in Supermärkten surreal. Nur wenige Ältere hatten Engpässe am eigenen Leib erlebt.

Das hat sich durch die Coronavirus-Pandemie geändert. Die meisten Verbraucher díesseits und jenseits des Ärmelkanals wissen jetzt, wie sich Panik- und Hamsterkäufe anfühlen.

Denkanstöße für Brüssel und London an diesem entscheidenden Wendepunkt.der europäischen Wirtschaft.

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