Ausstieg aus Kohle- und Atomkraft: Schafft Deutschland die Energiewende?

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Von Jona Källgren
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Der Erfolg des Energiewendeplans lässt sich erst 2038 - nach Ende des letzten Kohlekraftwerks beurteilen.

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Das Kernkraftwerk Brokdorf nördlich von Hamburg produziert seit fast 35 Jahren Strom. Doch das wird sich bald ändern: Am 31. Dezember 2021 wird es vom Netz genommen und stillgelegt. Das ist Teil des Plans der deutschen Bundesregierung, alle Kernkraftwerke bis Ende 2022 abzuschalten.

Das AKW liegt in der Nähe des Dorfes Brokdorf. Für den Ort mit rund 1000 Einwohnern ist das Werk ein wichtiger Arbeitgeber.

"Wo sollen unsere Kinder dann irgendwann mal arbeiten? Das ist ein Problem", sagt die Brokdorfer Bürgermeisterin Elke Göttsche.

Das Dorf hatte Geld aus der Atomsteuer beiseite gelegt, um die örtliche Eishalle zu betreiben, die sehr beliebt ist. Aber die Rücklagen werden nicht ewig reichen. Für ein anderes großes Energie-Wendeprojekt - das Ende der Kohlekraftwerke - hat die Regierung den betroffenen Regionen 40 Milliarden Euro zugesagt:

"Man hat sehr viel in Milliardenhöhe für den Kohleausstieg bereitgestellt. Da sollte der Bund mal überlegen, dass er auch etwas bereitstellt für den Ausstieg aus der Kernenergie", so Elke Göttsche.

Ausstieg aus der Kohle- und Atomkraft

Eine Autostunde südlich von Brokdorf wird immer noch Kohle gefördert: Das Kraftwerk Moorburg könnte bis 2038 in Betrieb bleiben, dem Zeitpunkt, an dem alle Kohlekraftwerke im Land geschlossen werden müssen. Kritikern zufolge ist es unmöglich, gleichzeitig aus Kohle- und Atomkraft auszusteigen. Aber der Chef der Hamburger BUND-Landesstelle sowie der lokalen "Friends of Earth"-Gruppe sieht keine andere Möglichkeit:

"Weder Kohle- noch Kernkraft hat Zukunft und deswegen müssen wir hier in Deutschland und auch in Europa die Energieversorgung umstellen", meint Manfred Braasch.

Erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne sollen die Lücke füllen, wenn Atom- und Kohlekraftwerke geschlossen werden. 2019 stieg der Anteil der Nettostromerzeugung aus erneuerbaren Energien auf 46 Prozent und übertraf damit erstmals den Anteil der fossilen Brennstoffe. Aber neue Abstandsregeln für Windkraftwerke haben den Ausbau gebremst und den gesamten Energiewendeplan infrage gestellt.

Euronews-Reporter Jona Källgren in Berlin: "Angela Merkel beschloss nach der Fukushima-Katastrophe 2011, dass Deutschland aus der Atomkraft aussteigt. Aber der Erfolg dieser Politik wird nicht 2022 beurteilt, wenn das letzte Atomkraftwerk geschlossen wird, sondern 2038, wenn das letzte Kohlekraftwerk zu ist. Wenn man bis dahin in der Lage ist, die Lücke mit erneuerbaren Energien zu schließen, könnte man die Politik als Erfolg bezeichnen."

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