Der Tiroler Skiort Ischgl erwies sich im März als Corona-Hotspot für Europa. Gut 11.000 Infektionen dürften auf Ischgl zurückzuführen sein. Eine Kommission benennt gravierende Fehler im Krisenmanagement.
Das Land Tirol will sein Gesundheitswesen komplett neu aufstellen. Grund ist der teils vernichtende Kommissionsbericht über das Krisenmanagement im Wintersportort Ischgl.
Bis zu 11.000 Touristen sollen sich dort im März mit dem Coronavirus angesteckt und diesen in ganz Europa verbreitet haben.
Die regionalen Behörden haben versagt, so Oppositionspolitiker Georg Dornauer (SPÖ). "Die halbe Welt weiß, dass es hier im Krisenmanagement zu Fehlern gekommen ist."
Deshalb fordert der Sozialdemokrat den Tiroler Landeshauptmann auf, "dass er zumindest den für politische und Gesundheitsagenden zuständige Landesrat austauscht oder zum Rücktritt veranlasst."
Neu aufstellen
Doch von Rücktritten will die Landesregierung nichts wissen. Stattdessen sollen neue Strukturen im Gesundheitswesen und in der Krisenbewältigung geschaffen werden, unter der Leitung des Corona-Einsatzstabsvorsitzenden Elmar Rizzoli. Der sagt: "Was das Krisenmanagement im Land Tirol betrifft, möchte man sich hier neu aufstellen, breiter aufstellen."
Auch die bisherigen Krisen- und Katastrophenpläne sollen überarbeitet werden. Alles Vorschläge, die sich auch im Bericht der Ischgl-Kommission wiederfinden. Dazu Kommissionsvorsitzender Ronald Rohrer: "Das Ziel des Berichtes sein muss, Fehler deshalb aufzuzeigen, damit sie in Zukunft vermieden werden. Darum hat dieser Bericht auch eine lange Reihe von Empfehlungen an seinem Ende."
Lang ist auch die Liste der Kritikpunkte: etwa das viel zu späte Schließen der Skibetriebe oder das unkoordinierte Abreisen der Gäste.
Die Ischgl-Urlauber waren fluchtartig und ohne Registrierung aus den Tiroler Tälern abgereist, was zu einer massiven Verbreitung des Virus in ganz Europa geführt hat. Über 1000 dieser Infizierten sind nun Teil der Amtshaftklagen gegen die Republik Österreich. Verhandlungsbeginn ist in den kommenden Wochen.