Kaum Senkung der Infektionszahlen: Steht Österreich vor dem zweiten, "harten" Lockdown?

Journalisten testen Mindestabstände in einem Restaurant in Wien, 14.05.2020
Journalisten testen Mindestabstände in einem Restaurant in Wien, 14.05.2020 Copyright Ronald Zak/AP
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Von Euronews
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Seit zehn Tagen gelten in Österreich Corona-Beschränkungen, doch das hat sich bislang nicht auf die Neuinfektionszahlen niedergeschlagen. Könnte es nun einen zweiten, "harten Lockdown" geben?

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Österreich plant offenbar, seine Lockdown-Maßnahmen weiter zu verschärfen. Die derzeit geltenden Maßnahmen waren am 3. November in Kraft getreten, doch zeigen sie nicht die gewünschte Wirkung. Nach dem Verstreichen der zehntägigen Frist will die österreichische Regierung am Wochenende darüber beraten, wie es weitergeht - und notfalls weitere Restriktionen einführen.

Erst am Donnerstag (12.11.) war in Österreich - trotz bestehender Restriktionen - ein neuer Rekordwert an Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Insgesamt hatte es mehr als 9.200 neue Fälle binnen 24 Stunden gegeben. Wie vielerorts in Europa befürchtet das Land, dass die Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen werden. Schon jetzt ist gut die Hälfte der verfügbaren Intensivbetten belegt. 

Schrauben werden angezogen

Dass die Schrauben nochmals nachgezogen werden, scheint gesetzt. Medienberichten aus Österreich zufolge wird ein "harter Lockdown", inklusive der Schließung von Geschäften und von Dienstleistungsbetrieben, immer wahrscheinlicher. Ähnliche Maßnahmen hatte es schon beim ersten Lockdown gegeben, wo lediglich Tabakwarengeschäfte, Apotheken und Supermärkte geöffnet blieben.

Derzeit gilt in Österreich eine Ausgangsbeschränkung zwischen 20 und 6 Uhr. Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind zu, außer Beerdigungen gibt es keine Veranstaltungen. Hotels und Wirtshäuser sind ebenfalls geschlossen. Sport ist nur einzeln und im Freien erlaubt. Einzige Ausnahme:  Geschäfte und Dienstleister wie Friseure dürfen weiterhin öffnen. 

Ist Freizeitverhalten das Problem?

Und genau das scheint das Problem zu sein. So kritisierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), das Einkaufsverhalten seiner Landsleute. Gegenüber dem Standard erklärte er, dass er "besorgniserregenden Bildern von größeren Menschenansammlungen" in Shopping-Malls gesehen habe. Aus seiner Sicht werden diese Etablissements nun genutzt, um sich zu treffen oder gemeinsam zu essen. 

Mit der Einschränkung der Freizeitkontakte hapert es - mit direkten Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen. Ähnliche Trends sind auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten, wie beispielsweise in Frankreich. Trotz des dort geltenden, strengen Lockdowns gaben 60 % der Befragten in einer Umfrage an, schon mindestens einmal gegen die geltenden Regeln verstoßen zu haben. 

Denkbar wären für Österreich auch selektive Lockdownregeln. Das gilt insbesondere für Schulen - dabei könnte man einzelne Altersstufen durch Homeschooling unterrichten, die Schule für andere jedoch offenhalten. Im Handel sei eine Selektion ebenso denkbar, wenn eine Schließung, bzw. Öffnung von Shoppingzentren gegenüber einem einzelnen Ladengeschäft diskutiert werde.

Dennoch gilt wie überall in Europa: Das Ziel ist eine Senkung der Infektionszahlen - um die dauerhafte Überlastung oder gar den Zusammenbruch des Gesundheitssystemss zu vermeiden.

Weitere Quellen • Der Standard

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