Großbritanniens Autobranche und die Brexit-Bremse

Großbritanniens Autobranche und die Brexit-Bremse
Copyright David Zalubowski/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
Von Tadhg Enright
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Britische Automobilbauer stehen vor der Frage, ob sie ihre Produktion ins europäische Ausland verlagern.

WERBUNG

Eine Fabrik ist wie ein Zahnrad in der großen Maschinerie der europäischen Automobilindustrie. Spezialisiert ist die britische Anlage der Goodfish Group auf die Herstellung von kleinsten Plastikteilchen. Seit der Abstimmung zum Brexit schrumpfte die Belegschaft an ihren zwei Standorten bereits um ein Drittel.

Zwölf Monate nach dem Referendum verzeichnen wir einen Rückgang des Auftagsvolumens eines japanischen Kundens mit Sitz in Großbritannien. Dieser hat seine Produktion schnell in die Tschechische Republik verlagert. So ging es weiter, bis wir einen unserer Standorte vor anderthalb Jahren schließen mussten.
Greg McDonald
Direktor, Goodfish Group

In Europa wandern Produktionen von Fabrik zu Fabrik, oft über offene Grenzen hinaus, ohne dass sich die Herstellung verzögert. Damit ist in Großbritannien Schluss, wenn ab Januar Grenzkontrollen beginnen.

Das bedeutet, dass Hersteller die Teile, die sie für die Produktion brauchen, erst einen oder zwei Tage vor Gebrauch erhalten. Sollte die "Just-in-time-Produktion" betroffen sein, müssten Hersteller in Zukunft zusätzlich Geld für Lagerhaltung ausgeben. Ohne diese käme es zu Engpässen, die ihre Produktion beeinträchtigen würden. Selbst diese Zusatzkosten summieren sich.
Anna-Maria Baisden
Fitch Solutions

McDonald verweist auf andere Beispiele in der Automobilindustrie. "JLR mit Land Rover hat seine Produktion in die Slowakei verlagert und dort eine große Anlage gebaut. Die Slowakei scheint auch mir der geeignete Standort zu sein, da Polen, die Tschechische Republik, Ungarn und Rumänien ganz nah liegen. Wir sind bereit. Ich habe mögliche Anlagen besichtigt und alles vorbereitet, außer bisher das Startzeichen zu geben. Das werde ich dann machen, wenn die Kundinnen und Kunden sagen: Die Produktion muss auf der anderen Seite des Brexit-Vorhangs stattfinden," sagte McDonald.

Diese Entscheidung steht vielen Unternehmen bevor. Wenn sie nicht länger an die nahtlose europäische Versorgungskette angeschlossen sind und sich mit Papierkram und möglichen Verzögerungen konfrontiert sehen, sobald sie den Ärmelkanal überqueren, müssen sie sich fragen: Bleibe oder gehe ich?
Tadhg Enright
Euronews-Korrespondent

Vor kurzem kündigte BMW an, keine Elektromotoren mehr in dieser Fabrik bei Birmingham herzustellen. Stattdessen sollen dort Benzin- und Dieselmotoren gebaut werden. Produkte, die in 20 Jahren überholt sind.

Autofabriken bedeuten milliardenschwere Investitionen. Zwar können sie nicht so einfach ab- und wieder neu aufgebaut werden. Allerdings stellt eine Grenze eine hohe Hürde dar.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

London droht der Corona-Kollaps: "Das Virus ist außer Kontrolle"

Nach Votum im Unterhaus: Boris Johnson unterzeichnet Post-Brexit-Deal

"Betteln und bitten": Großbritannien macht EU-Bürgern das Leben schwer