Tausende sind in Belgrad auf die Straße gegangen, um gegen die enorme Luftverschmutzung in Serbien zu protestieren. Mehrere Wissenschaftler nehmen an, dass schlechte Luft schwere Verläufe der Lungenkrankheit Covid-19 begünstigen kann
Serbien ist laut der Global Alliance on Health and Pollution das Land mit der höchsten Rate an umweltverschmutzungsbedingten Todesfällen in Europa.
Der Wintersmog hat viele Städte auf dem westlichen Balkan mit giftiger Luft förmlich erstickt. Jetzt haben die Menschen in Serbien genug davon und gehen auf die Straße, um die Behörden zum Eingreifen aufzufordern.
Sonntag versammelten sich zahlreiche Demonstranten in Belgrad. Sie trotzten dem Winterwetter und forderten Maßnahmen zur Verbesserung der schlechten Luftqualität.
Untersuchungen zeigen, dass Serbien die höchste Rate an Todesfällen in Zusammenhang mit Luftverschmutzung in Europa hat.
Demonstrant Milos Stankovic sagte: "Wir protestieren. Wir wollen saubere Luft für uns, für unsere Kinder und für unsere Eltern."
Demonstrantin Vesna Mitric meinte:"Saubere Luft ist für uns alle wichtig."
Hauptprobleme: Verkehr und Heizungen
Die Verschmutzung in Belgrad wird einerseits durch den Verkehr verursacht, andererseits durch das Verbrennen von Kohle und Holz.
Gesundheitsschädliche Luftverschmutzung ist ein wiederkehrendes Phänomen in den Wintermonaten, wenn die Heizperiode beginnt, sagt Umeltexperte Aleksandar Mavura von der RES Foundation:"Die große Mehrheit der Haushalte nutzt individuelle Heizgeräte, in denen sie Kohle oder Holz verbrennen. Dies ist eine Hauptquelle für Primäremissionen von Feinstaub. Und Kraftwerke in Serbien und in der gesamten Region stoßen europaweit das meiste Schwefeldioxid aus."
Die Luftverschmutzung stellt vor allem in Verbindung mit dem Coronavirus eine zusätzliche Bedrohung dar. Beide Faktoren sind dafür bekannt sind, das menschliche Atmungssystem zu schädigen.
Dazu noch einmal Aleksandar Macura: "Es gibt eine Menge Dinge, die auf diese Kausalität hinweisen. Je schlechter die Luftqualität, desto schlimmer sind die Auswirkungen der COVID-Pandemie."
Zurück beim Protest in Belgrad wird eine Petition an die Regierung übergeben. Die Frage ist: Wird sie auf taube Ohren stoßen? Macura meinte: "Der öffentliche Druck nimmt wirklich zu. Die Regierung hat endlich verstanden, dass das Thema nicht verschwinden wird."
Euronews-Korrespndent Jorgen Samso kommentierte in Belgrad: "Die serbische Regierung hat noch keinen Plan angekündigt, wie sie die Luftverschmutzung im Land bekämpfen will. Die Regierung hat noch keine Idee, wie sie gegen die Luftverschmutzung vorgehen will. Ein Übergang zu saubereren Heizquellen wird große öffentliche Investitionen erfordern - und Zeit. Inzwischen fordern die Bürger in Serbien, dass jetzt gehandelt wird."