Amnesty: Verbrechen an Zivilisten im Berg-Karabach-Krieg

Amnesty: Verbrechen an Zivilisten im Berg-Karabach-Krieg
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Von su  mit AFP, AP, dpa

Amnesty: Verbrechen an Zivilisten im Berg-Karabach-Krieg

Gut zwei Monate nach Ende der Kämpfe in der Konfliktregion Berg-Karabach hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International Untersuchungen zu Angriffen auf Zivilisten gefordert. Armenien und Aserbaidschan müssten die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, so die Kaukasus-Expertin Marie Struthers.

Bei dem 44 Tage dauernden Krieg im Herbst vergangenen Jahres seien in der Region mindestens 146 Zivilisten getötet worden.

Beide Seiten hätten immer wieder wahllos und unverhältnismäßig Waffen in besiedelten zivilen Gebieten eingesetzt, so ein jetzt vorgelegter Amnesty-Bericht. Unter anderem seien rechtswidrig Dutzende Zivilisten durch international geächtete Streumunition gestorben und Hunderte verwundet worden.

Amnesty untersuchte nach eigenen Angaben vor Ort Dutzende Angriffe beider Seiten auf Dörfer und Städte. «Es gab wiederholt Angriffe auf zivile Wohngebiete weitab der Frontlinien, in deren Nähe es häufig auch keine militärischen Angriffsziele zu geben schien», kritisierte die NGO. Die Streitkräfte der Konfliktparteien hätten auch gegen Kriegsrecht verstoßen.

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Armenische Angriffe auf Aserbaidschaner: Ganja, Barda, Gashalti, Qarayusulfi

Aserbaidschanische Angriffe auf Armenier: Stepanakert, Davit-Bek, Martuni, Martakert

Die ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren um Berg-Karabach. Aserbaidschan hat in dem jüngsten Krieg um Berg-Karabach Gebiete erobert, über die es Anfang der 1990er Jahre die Kontrolle verlorenen hatte.

Die Kämpfe hatten am 27. September begonnen und bis zum 9. November gedauert. Insgesamt starben laut Amnesty International mehr als 5.000 Menschen - meist Soldaten, aber auch Dutzende Zivilisten auf beiden Seiten (94 aserbaidschanische Zivilisten, 52 armenische).

Russische Friedenstruppen überwachen eine Waffenruhe.

TÜRKEI UND RUSSLAND

Kremlchef Wladimir Putin hatte sich jüngst mit den beiden verfeindeten Nachbarländern beraten und mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev und Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan auf Schritte für einen Wiederaufbau verständigt.

Das islamisch geprägte Aserbaidschan wurde von seinem «Bruderstaat» Türkei unterstützt. Als Schutzmacht des christlichen Armeniens gilt Russland.

su mit AFP, AP

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