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Fangfrischer Fisch auf dem Teller: gut dokumentiert in der EU

Mit Unterstützung von The European Commission
Fangfrischer Fisch auf dem Teller: gut dokumentiert in der EU
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Von Denis LoctierSabine Sans
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Die EU will Verbrauchern helfen, informierte Entscheidungen über die Fische zu treffen, die sie kaufen.

Fischereierzeugnisse sind das meist gehandelte einzelne Lebensmittel weltweit. Laut EU-Angaben hat sich der weltweite Fischverbrauch pro Kopf von etwa 10 kg in den sechziger Jahren auf 20 kg im Jahr 2015 verdoppelt. 2014 hat die Aquakultur die Wildfang betreibenden Fischereien bei der Nahrungsmittelversorgung überholt. Die Fischproduktion in der EU liegt bei 6 Millionen Tonnen. Die Gesamtproduktion der EU nimmt von Jahr zu Jahr ab, während der Fischverbrauch einen Spitzenwert von 23 kg erreicht hat: Ein Wert, der leicht über dem weltweiten Durchschnitt liegt. Etwa 70 Prozent des Fischverbrauchs in der EU wird durch Einfuhren aus Drittländern gedeckt. Die Kennzeichnungsvorschriften für Fischereierzeugnisse in der EU sind komplex. Immer mehr Verbraucher verlangen unbedenkliche, umweltverträgliche und nachhaltige Produkte.

Wo kommt der Fisch auf unserem Teller her?

Bevor fangfrischer Fisch auf dem Teller landet, hat er einen langen Weg vor sich. Manchmal erstreckt sich die komplexe Lieferkette über den ganzen Globus. Wie viel wissen wir über die Herkunft des Fisches, den wir essen - und wie können wir sicher sein, dass er einwandfrei und qualitativ hochwertig ist? In dieser Ocean-Folge folgen wir dem Fisch vom Meer bis auf den Teller.

Es ist ein schöner Januartag an der Vigo-Flussmündung im spanischen Galicien. José Manuel Sotelo Durán verbringt ihn mit seinen Mitarbeitern auf dem Kutter. Er macht den Job, den vor ihm bereits sein Vater und Großvater gemacht haben: Er fängt Tintenfische, eine beliebte lokale Spezialität. Und er dokumentiert seine Arbeit in seinem Logbuch:

"Wir notieren, wann wir aufs Meer hinausfahren, wann wir zurückkommen und was wir fangen", erzählt der Fischer. "Das ist wichtig, denn die Ressourcen des Meeres sind begrenzt und müssen kontrolliert werden."

Das Logbuch ist der Anfang einer komplexen Informationskette, die nicht abreißt, bis der Fang auf dem Teller des Verbrauchers landet. Präzision ist wichtig. Die örtliche Küstenwache kontrolliert manchmal die Fischerboote und überprüft die Logbücher. José Manuel Sotelo Durán: "Bei wiederholten Verstößen entziehen sie dir die Lizenz. Man muss immer höhere Geldstrafen zahlen. Ich wurde nur einmal bestraft, als ich aus Versehen mein Logbuch vergessen habe."

Komplexe lückenlose Informationskette

Zurück im Hafen geben die Fischer die Daten in ein digitales System ein. Die Informationen helfen, den Fischereidruck auf kommerzielle Arten zu überwachen.

Auch in der Fisch-Auktionshalle geht der Informationsfluss weiter. Im Hafen von Vigo werden alle Vorgänge in einer transparenten, für die Behörden zugänglichen Datenbank protokolliert. So stellt man sicher, dass nur legale Fänge auf den Markt kommen.

"Der gesamte Fang wird hier nach Arten und Größe sortiert", erklärt Bernardo Landriz, Leiter der Qualitätsabteilung im Hafen von Vigo. "Dann werden die Fische mit sauberem, ozonbehandeltem Meerwasser gewaschen und auf frisches Eis gelegt. Der letzte Schritt ist das Drucken der Identifikationsetiketten, die mit den Produkten bis zum Verkauf mitgeführt werden."

Herkunftsnachweis garantiert Qualität

Die Etiketten spiegeln den höheren Wert der lokalen Fänge im Vergleich zu Fischen aus entlegenen Gebieten im Atlantik wider. Das ist wichtig für professionelle Einkäufer. Irma Parlero Portela kauft auf der Auktion, die jeden Morgen um halb fünf Uhr anfängt, Fisch für ihren Laden ein. Woher der Fisch kommt, kann sie auch ohne die Etiketten sagen, aber sie braucht den Herkunftsnachweis für ihre Kunden. Die Lebensmitteltechnikerin der Pescadería Elsa meint:

"Wenn jemand nach der Herkunft fragt, kann man einfach das Etikett zeigen. Darauf steht eindeutig, dass der Fisch aus der Fluss-Mündung kommt; es steht sogar der Name des Schiffes drauf - alles lässt sich genau zurückverfolgen."

Dieser kontrollierte Informationsfluss vom Fischer über die Handelskette bis zum Kunden ist durch die Rechtsvorschriften der Europäischen Union vorgeschrieben. Ihr Ziel ist es, den Verbrauchern zu helfen, informierte Entscheidungen über die zu treffen, die sie kaufen - damit die Käufer genau das finden, wonach sie suchen. Europa importiert etwa 70 % des Fischverbrauchs.

Wachsende Vorliebe der Kunden für lokale Produkte

Umfragen zufolge zeigen Kunden eine wachsende Vorliebe für lokale Produkte. Und aufgrund der weltweit durchbrochenen Lieferketten in der Coronakrise landen mehr lokale Meeresfrüchte auf den heimischen Märkten.

Dank der lückenlosen Informationen in der Lieferkette können Irmas Kunden sicher sein, dass der Fisch, den sie kaufen, vor weniger als einem Tag an der örtlichen Flussmündung gefangen wurde.

"Sie verkaufen sehr frischen Fisch, deshalb kaufe ich hier ein", bestätigt eine Kundin. _"Wenn es die Etiketten nicht gäbe, wüssten die Leute nicht, was sie kaufen. Ich komme lieber hierher, weil ich sehen kann, dass der Fisch tatsächlich aus der Flussmündung kommt."_Irma Parlero Portela ergänzt: "Gerade für die jungen Leute, die es nicht gewohnt sind, Fisch zu kaufen, sind die Etiketten praktisch - so kann einem niemand etwas vormachen!"

Ein Großteil der Verbraucher gibt sich mit der aktuellen Fisch-Kennzeichnung zufrieden; aber es gibt auch Vorschläge, den ökologischen Fußabdruck hinzuzufügen oder das Fanggebiet deutlicher anzugeben: "Auf dem Etikett steht, dass er aus dem Nordwest- oder Südost-Atlantik kommt, aber das reicht nicht aus - man weiß zwar, dass er aus dem Atlantik kommt, aber nicht aus welchem Teil davon", meint einer der befragten Kunden.

Lebensmittelsicherheit in ganz Europa

Doch nicht jeder Fisch wird vor Ort verkauft. Kühl-Lkws transportieren Meeresfrüchte ins ganze Land sowie ins Ausland. Mit ihnen fließen die Informationen weiter und sorgen für Lebensmittelsicherheit in ganz Europa.

Für das Logistikunternehmen Transfrio Rias Baixas sind Hunderte Fahrzeuge unterwegs. Die genaue Position jedes Lkws ist immer bekannt. Und jedes Paket mit Meeresfrüchten ist mit dem obligatorischen Etikett versehen, das alle wichtigen Informationen über den Inhalt enthält. Geschäftsführer Jorge Abal Nartallo erklärt:

"Auf dem Etikett steht der wissenschaftliche Name der Art, die Handelsbezeichnung, mit welchem Fanggerät er gefangen wurde, das Datum des Fangs, der Bestimmungsort, natürlich das Gewicht und alle anderen Informationen, die nach den spanischen und europäischen Vorschriften vom Händler verlangt werden."

Für die Hafenbehörde von Vigo war es eine gewaltige Aufgabe, diese Transparenz und diesen Informationsfluss zu erreichen. Der Hafen ist ein Tor für fast eine Million Tonnen Fisch, die in einem durchschnittlichen Jahr aus Europa, Afrika, Asien und Amerika dort ankommen.

"Wir haben eine relativ schnelle Entwicklung durchgemacht - von einem recht laxen System der Dokumentationskontrolle zu einem strengen. Jetzt haben wir ein akzeptables Digitalisierungs-Niveau erreicht. Aber das ist erst seit kurzem der Fall. Ich spreche von den vergangenen fünf Jahren", erzählt die Hafenbetriebsleiterin Lola Rois.

Ein Teil der Meeresfrüchte wird zu Konserven verarbeitet – auch in diesem Fall ist die Rückverfolgbarkeit gesichert. Die traditionsreiche Fabrik Conservas Cerqueira produziert 70 Millionen Dosen Meeresfrüchte pro Jahr. Jede dieser Dosen kann bis zu dem Boot zurückverfolgt werden, das den Fisch gefangen hat.

"Im Falle eines Gesundheitsalarms auf dem Markt oder einer Informationsanfrage eines Verbrauchers brauchen wir nur das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Verpackung, die der Verbraucher mit nach Hause genommen hat - damit können wir die Informationen bis zum fangfrischen Fisch zurückverfolgen", so der stellvertretende Direktor der Konservenfabrik Manuel Aldao Curra.

EU-Politik für Fischerei- und Aquakulturerzeugnisse

Europäische Verbraucher verlassen sich auf dieses Regulierungssystem, wo immer sie ihren Fisch und andere Meeresfrüchte kaufen - auf dem Markt oder im Restaurant, frisch, gefroren, konserviert oder gekocht, wild gefangen oder in einer Aquafarm gezüchtet.

Neben der Gewährleistung der Sicherheit und Qualität unserer Lebensmittel trägt dieser Rechtsrahmen auch zum Schutz der Meeresumwelt bei: Damit wird gegen illegale Fischerei vorgegangen und eine übermäßige Ausbeutung der Meeresressourcen verhindert - in Europa und auf der ganzen Welt. Nachhaltigkeit ist ein entscheidender Teil der europäischen „Vom Hof auf den Tisch“-Strategie, des europäischen Grünen Deals und der EU-Biodiversitätsstrategie.

Dieser Ansatz hilft auch Unternehmen wie dem familiengeführten Meeresfrüchte-Restaurant "A Pedra" in Vigo. Während der anhaltenden Krise in diesem Sektor hängt ihr Geschäft mehr denn je vom Vertrauen der Kunden in die höchste Qualität der lokalen Fische und Muscheln auf ihrer Speisekarte ab. Die Geschäftsführerin Sheila Pazos Covelo meint:

"Fisch, der fangfrisch aus dem Meer kommt, schmeckt anders als Fisch, der vor neun Tagen gefangen wurde, aber immer noch als ‚frisch‘ gilt, weil er auf dem Boot halb gefroren wurde. Ohne diese Informationen könnten wir keine Entscheidungen treffen. Wir wüssten sonst nicht, was genau wir zubereiten und unseren Kunden servieren."

Am Ende geht es darum, den Weg des Fisches vom Meer auf den Teller sicher und reibungslos zu gestalten.

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