4 Deutsche in U-Haft: Ermittler sprengen riesige Kinderporno-Plattform

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Von Euronews mit dpa
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400.000 Nutzer aus der ganzen Welt tauschten auf "Boystown" kinderpornografische Inhalte aus. Ihre Opfer waren oft noch Kleinkinder.

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Der Name klingt harmlos: "Boystown", zu Deutsch "Stadt der Jungen". Dahinter steckt ein grauenhaftes Verbrechen. Unter den geteilten Bildern und Videos sollen sich auch Aufnahmen schwersten sexuellen Missbrauchs befunden haben. Viele der missbrauchten Jungen waren noch Kleinkinder.

"Wer sich an den Schwächsten vergeht, ist nirgendwo sicher"

Nach mehrmonatigen Ermittlungen hat die deutsche Polizei eine der weltweit größten Kinderpornografie-Plattformen zerschlagen. Drei Männer wurden in Deutschland festgenommen und ein weiterer Tatverdächtiger in Paraguay gefasst, wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Montag in Wiesbaden mitteilte.

An den Ermittlungen waren insgesamt fünf Staaten beteiligt. Bundesinnenminister Horst Seehofer dankte ihnen und erklärte: "Wer sich an den Schwächsten vergeht, ist nirgendwo sicher."

400.000 Mitglieder auf der ganzen Welt

Die Darknetplattform hatte mehr als 400.000 Mitglieder und wurde international genutzt. Unter den geteilten Bild- und Videoaufnahmen befanden sich auch Aufnahmen des schwersten sexuellen Missbrauchs von Kleinkindern.

Heute wurde bekannt, dass Ermittler des BKA und der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt bereits Mitte April sieben Razzien in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg durchgeführt hatten. Der Verdacht: Bandenmäßige Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten.

Drei Männer wurden verhaftet. Zeitgleich wurde ein weiterer Verdächtiger in Paraguay festgenommen. Auch er soll zum Netzwerk gehören. Alle vier Beschuldigten sind Deutsche.

Betreiber und Nutzer festgenommen: Vier Deutsche in U-Haft

Drei von ihnen sollen die Betreiber der Plattform gewesen sein. Es handelt sich um einen 40 Jahre alten Mann aus dem Kreis Paderborn, einen 49 Jahre alten Mann aus dem Landkreis Mühldorf am Inn und einen 58 Jahre alten, aus Norddeutschland stammenden Mann, der seit mehreren Jahren in Südamerika lebt.

Ihnen wird vorgeworfen, "Boystown" als Administratoren betrieben zu haben. In dieser Funktion sollen sie maßgeblich mit der technischen Umsetzung der Darknetseite, der Einrichtung und Wartung der Serverstruktur und der Mitgliederbetreuung auf der Plattform beschäftigt gewesen sein.

Gegen den weiteren 64 Jahre alten Beschuldigten aus Hamburg bestehe der Verdacht, als einer der aktivsten Nutzer der Plattform mehr als 3500 Beiträge gepostet zu haben. Die Beschuldigten befinden sich bereits seit Mitte April in Untersuchungshaft.

Für den Beschuldigten in Paraguay liegt ein internationaler Haftbefehl des Amtsgerichts Frankfurt am Main vor. Auf dessen Grundlage soll die Auslieferung des Tatverdächtigen nach Frankfurt erfolgen.

Ermittler halten sich bedeckt

Die Plattform hatte laut den Ermittlern seit mindestens Juni 2019 existiert und war ausschließlich über das sogenannte Darknet zu erreichen. Dabei sei es vor allem um den weltweiten Austausch von Missbrauchsaufnahmen von Jungen unter den Mitgliedern gegangen.

Das Netzwerk hatte zwei Bereiche. Einen, in dem der Austausch der Bilder stattfand, und einen, in dem die Nutzer miteinander in verschiedenen Sprachen chatten konnten. Beide wurden geschlossen.

Wie genau die Polizei dieses Netzwerk gesprengt und die Verantwortlichen aufgespürt hat, das verrät sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Denn: "Boystown" war nur eines von vielen solcher Netzwerke. Die Ermittler wollen ihre Werkzeuge, mit denen sie in solche Netzwerke eindringen, mit Blick auf weitere Fälle für sich behalten.

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