53 Skelette: Sklavenfriedhof gibt seine Geheimnisse preis

Skelettfund auf Sint Eustatius
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Viele Nachkommen der einstigen Sklaven sind auf der Suche nach ihren Wurzeln, wie Sherees Timber. Sie hat ein Foto von ihrer Urgroßmutter. Doch weiter lässt sich die Geschichte nicht zurückverfolgen.

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Wer im Boden von Sint Eustatius gräbt, stößt früher oder später auf Spuren der Vergangenheit. Die ehemalige niederländische Kolonie war einst ein wichtiges Zentrum für Zucker- und Sklavenhandel in der Karibik.

Viele Nachkommen sind auf der Suche nach ihren Wurzeln, wie Sherees Timber. Sie hat ein Foto von ihrer Urgroßmutter. Doch weiter lässt sich die Geschichte nicht zurückverfolgen. "Ich weiß nicht viel über die Geschichte meiner Familie. Ich weiß über meine Großeltern Bescheid. Ich weiß, wo meine Großeltern geboren und aufgewachsen sind. Ich habe keine Ahnung, woher sie stammen, aber ich würde es gerne wissen."

Das könnte sich nun ändern. Auf dem Gelände des Inselflughafens (nahe der Hauptstadt Oranjestad) haben Archäologen einen ehemaligen Sklavenfriedhof entdeckt. Vielleicht findet Sherees hier Antworten auf ihre Fragen.

Größte historische Begräbnisstätte auf einer Karibikinsel

Die Ausgrabungen begannen im Frühjahr. 53 Skelette wurden bereits freigelegt. Erste Analysen zeigen, dass es sich um Menschen afrikanischer Herkunft handelt, vermutliche sogar die erste Generation versklavter Menschen, die auf die Insel gebracht wurden. Der Fund gilt als einzigartig.

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Noch nie zuvor wurde auf einer der Karibikinseln eine Begräbnisstätte dieses Ausmaßes entdeckt. Ausgrabungsleiter Ruud Stelten kann seine Begeisterung über den Fund kaum verbergen.

"Jeden Tag machen wir neue Entdeckungen, spektakuläre Funde, die wir nie für möglich gehalten hätten. Was ich ganz besonders herausragend finde, ist, dass viele Bestattete Grabbeigaben haben. Also Gegenstände, die dem Verstorbenen mit ins Grab gelegt wurden. Das ist natürlich sehr anschaulich. Das macht die Vergangenheit greifbarer."

Woher in Afrika stammten die einstigen Sklaven?

Eine wahre Sisyphosarbeit, weitere Gräber werden am Ausgrabungsort, einer ehemaligen Zuckerplantage, vermutet.

Neben den Ausgrabungen sollen DNA-Analysen durchgeführt werden, um herauszufinden, woher in Afrika die einstigen Sklaven stammten. Durch die Analyse von Isotopen in Knochen und Zähnen wollen die Forscher mehr über die Ernährung erfahren. Proteine in Knochen könnten auf Krankheiten hinweisen. Letztlich geht es auch um die Frage, diese Menschen auf der Insel geboren oder dorthin verschleppt wurden.

Ein wichtiges Zeugnis über das Lebens der Sklaven in der Karibik. Das meiste, was bislang bekannt ist, stammt aus den Schriften von Kolonialverwaltern und Plantagenbesitzern, also aus voreingenommener Quelle.

Sheeres Timber wartet mit Spannung auf weitere Erkenntnisse.

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