Alles bloß Wahlkampf? Plagiatsjäger findet kopierte Stellen in Baerbocks Buch

Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock nach ihrer offiziellen Nominierung auf dem Grünen-Parteitag, 12.06.2021
Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock nach ihrer offiziellen Nominierung auf dem Grünen-Parteitag, 12.06.2021 Copyright Michael Sohn/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
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Hat die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock in ihrem Buch ungekennzeichnete Textpassagen einfach aus dem Internet übernommen?

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Im Wahlkampf die Schlagzeilen zu dominieren, ist an sich keine schlechte Sache. Doch bei der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock dürften die Ungereimheiten in ihrem Lebenslauf nicht dazu beitragen, unentschlossene Wähler:innen zu überzeugen. 

Ist Baerbocks Buch ein Plagiat?

Nun berichtet Focus Online, dass in Baerbocks jüngst veröffentlichtem Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" einige Textpassagen ungekennzeichnet von diversen Online-Portalen und Medienberichten übernommen wurden. Diese hat der österreichische Medienforscher und Plagiatsgutachter Stefan Weber ausfindig gemacht.

Ein Beispiel: "Insgesamt zehn Staaten traten an diesem Tag der Europäischen Union bei: die baltischen Staaten und ehemaligen Sowjetrepubliken Estland, Lettland und Litauen, außerdem Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, die frühere jugoslawische Teilrepublik Slowenien sowie die beiden Mittelmeerstaaten Malta und Zypern. Die EU wuchs von 15 auf 25 Mitglieder – und begrüßte damit rund 75 Millionen neue Unionsbürger*innen", eine Passage, die mit nur minimalen Änderungen auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung zu finden ist.

Das Blatt listet vier weitere, ähnlich oder gleichlautende Textstellen auf, deren Herkunft die Autorin schuldig bleibt.

Liegen überhaupt Urheberrechtsverletzungen vor?

Insgesamt will Weber sechs weitere Stellen im Buch ausfindig gemacht haben, in denen Auszüge ohne Quellenangaben übernommen wurden.

 "Aus meiner Sicht liegen hier klar Urheberechtsverletzungen vor, die mit Absicht begangen worden sind. Aber hoch ist dieser Anteil am Gesamtwerk noch nicht." wird Weber zitiert. 

Er plädierte dafür, die entsprechenden Stellen in den kommenden Auflagen des Buches zu kennzeichnen. Nach eigenen Angaben will der Plagiatsprüfer die Textpassagen mit Hilfe der Software "Turnitin" ausfindig gemacht haben. Zu seiner Motivation erklärte der promovierte Dr. phil., dass ihn der Fall interessiere "seit die Fehlerkorrekturen in ihrer Biographie ans Tageslicht gekommen sind". 

Offen ist auch, ob die identifizierten Textpassagen überhaupt von der Grünen-Politikerin selbst stammen oder aber von Mitarbeiter:innen, die sie bei der Arbeit an ihrem Buch unterstützt haben.

Verlag verteidigt Werk als "sorgfältig" lektoriert

Im Ullstein-Verlag, wo das Werk erschienen ist, weist man die Vorwürfe zurück. Eine Urheberrechtsverletzung sei in dem "sorgfältig lektorierten" Buch nicht erkennbar. Zudem handelt es sich um ein nichtwissenschaftliches Buch. Die darin enthaltenen, allgemein zugängliche Fakten seien nicht urheberrechtlich geschützt, ebenso wenig wie die Formulierungen, mit denen sie transportiert würden.

Weder die Grünen noch die Kanzlerkandidatin selbst haben sich bislang zu den Vorwürfen Webers geäußert.

Weitere Quellen • Focus Online, Tagesspiegel

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