Nach dem Sommer: Doch Pflicht zur Impfung gegen Covid-19 ?

Krankenschwester und Gesundheitsminister Olivier Véran in einem Impfzentrum
Krankenschwester und Gesundheitsminister Olivier Véran in einem Impfzentrum Copyright COME SITTLER/AFP or licensors
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Von Euronews mit AFP
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Bisher sind in Altenheimen in Frankreich nur etwa 55 Prozent des Pflegepersonals geimpft. Deshalb denkt Gesundheitsminister Olivier Véran über eine Impfflicht nach.

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In Frankreich ist die Hälfte aller Bewohnerinnen und Bewohner mit mindestens mit einer Dosis gegen Covid-19 geimpft. Das sind 33,5 Millionen Menschen. Vollständig geimpft sind 22,8 Millionen Menschen in Frankreich - das sind 32,4 Prozent.

Allerdings fürchtet die Regierung in Paris offenbar um ihre Impf-Ziele - besonders in wichtigen Berufsgruppen.

Liste mit Geimpften für Hausarztpraxen?

Zudem wollen Hausärztinnen und Hausärzte wissen, welche ihrer Patientinnen und Patienten bereits geimpft sind - und welche nicht. Die Regierung würde die Listen gerne herausgeben, stößt aber bisher auf den Widerstand der Behörde, die mit dem Schutz der Privatsphäre und der Datensicherheit betraut ist. Wer in Frankreich gegen Covid-19 geimpft wird, muss seine nationale Versicherungskarte mitbringen und bekommt nach der Impfung den QR-Code ausgedruckt.

Laut Gesundheitsminister Olivier Véran (41) sollten bis zum Ende des Sommers 80 Prozent aller Beschäftigten im Gesundheitsbereich und in den Alten- und Pflegeheimen gegen Covid-19 geimpft sein. Doch bisher sind nur 55 Prozent des Personals der Altenheime geimpft - und die Regierung denkt über eine Impfpflicht für bestimmte Beschäftigte ab Ende September nach.

Überzeugungsarbeit im Sommer

Den Sommer über soll weiterhin Überzeugungsarbeit geleistet werden. Der Gesundheitsminister - der Neurologe ist - erklärte: "Ich will sicher nicht mit dem Finger auf die Betreuer zeigen oder sie zusätzlich belasten, denn ihr Job ist kompliziert, sie sind genervt, sie haben ein sehr schwieriges Jahr hinter sich."

Zu Beginn der Pandemie waren besonders viele Menschen in französischen Seniorenheimen gestorben.

Der Gesundheitsminister hat die Überlegungen zum Impfzwang für bestimmte Berufsgruppen bestätigt. Olivier Véran verweist dabei auch auf die Delta-Variante des Coronavirus, die derzeit etwa 20 Prozent aller Neuinfektionen in Frankreich ausmacht.

"Sie können nicht in einem Krankenhaus arbeiten, wenn Sie nicht gegen Hepatitis B geimpft sind. Man kann nicht nach Guyana fliegen, wenn man nicht gegen Gelbfieber geimpft ist", sagte Véran, um die Argumente für den impfzwang in bestimmten Berufsgruppen zu unterstreichen.

Delta-Variante im Altenheim

Im Département Landes in Westfrankreich haben sich in einem Altenheim in Pontonx-sur-l'Ardour 23 Bewohnerinnen und Bewohner sowie sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - von denen fünf nicht geimpft waren - mit der Delta-Variante angesteckt.

Schon in der vergangenen Woche waren 70 Prozent aller Neuinfektionen im Département Landes Fälle der Delta-Variante. In der benachbarten Region Gers sind zwei Personen - die 42 und 60 Jahre alt, noch nicht geimpft waren und zu einer Risikogruppe gehörten - nach einer Infektion mit der Delta-Variante verstorben.

Insgesamt wurden an diesem Dienstag landesweit 28 weitere Todesfälle durch Covid-19 verzeichnet. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 18,5.

Wie die Delta-Variante ins Altenheim gekommen ist, ist nicht klar. Während der Gesundheitsminister davon ausgeht, dass Beschäftigte die Bewohner infiziert haben, glaubt die Direktorin, dass das Virus bei einem Besuch eingeschleppt wurde.

Die kommunistische Gewerkschaft CGT sieht laut einem Sprecher für Gesundheitsfragen eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen kritisch. "Die Regierung fängt mit dem Gesundheitspersonal an, dann zwingt sie die gesamte Bevölkerung, sich impfen zu lassen...", zitiert die Zeitschrift MARIANNE die Gewerkschaft.

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