Mehr als 160.000 protestieren gegen Corona-Regeln in Frankreich

Kundgebung in Orléans
Kundgebung in Orléans Copyright GUILLAUME SOUVANT/AFP or licensors
Von su mit dpa
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In mehreren Städten des Landes kam es zu Kundgebungen gegen das Vorhaben der Regierung, stärker auf den „pass sanitaire“ zu setzen. Auch die Impfpflicht für gewisse Berufe lehnen viele ab.

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In Paris und anderen französischen Städten haben rund 161.000 Menschen gegen die Verschärfung der Corona-Regeln demonstriert, berichteten Medien (Nachrichtensender „Franceinfo“) unter Berufung auf das Innenministerium. Allein in Paris seien rund 11.000 Menschen auf die Straße gegangen. Bei den Kundgebungen gegen eine ausgeweitete Nutzung des Impf- und Testnachweises ("pass sanitaire")  in Frankreich ist es vereinzelt zu Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und der Polizei gekommen.

Die Menschen forderten eine Abkehr von einschränkenden Pandemiemaßnahmen und sprachen sich gegen eine Impfpflicht für Berufsgruppen wie die Bediensteten des Gesundheitswesen aus.

IMPFPFLICHT IM GESUNDHEITSWESEN

Jean-Baptiste, Demonstrant in Paris:

"Ich bin geimpft, aber ich lehne es ab, dass man Menschen zwingt, sich impfen zu lassen. Es sollte Diskussionen, einen Gedankenaustausch, Informationen, eine Debatte und den Versuch geben, die Leute zu überzeugen – und keine freiheitseinschränkende Politik."

Filomene, Demonstrantin in Paris:

„Ich halte eine systematische Impfung für zu extrem und zu riskant und bin auch sehr schockiert, dass dies auf Kinder ausgeweitet wird.“

TRÄNENGAS & WASSERWERFER

Am Rande des Protestes kam es in der Hauptstadt im Bereich der Prachtstraße Champs-Élysées zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte daraufhin Tränengas und Wasserwerfer ein. Weitgehend liefen die Protestmärsche in mehreren Städten des Landes aber friedlich ab.

Wer im französischen Gesundheitswesen arbeitet und bis zum 15. September nicht nachweisen kann, gegen Covid-19 geimpft zu sein, darf seine Arbeit nicht fortsetzen, hat die französische Regierung angekündigt. "Geimpft, getestet, genesen", gilt demnach vermutlich ab August auch für die Nutzung von Flugzeugen, Fernzügen, Bars, Restaurants und Einkaufszentren und den Besuch in Kranken- und Pflegeeinrichtungen. Seit dem 21. Juli muss den Nachweis in elektronischer Form oder als Schriftstück vorzeigen, wer an Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen teilnehmen möchte.

Die Regierung von Ministerpräsident Jean Castex hatte angesichts eines Anstiegs der Corona-Zahlen strengere Maßnahmen auf den Weg gebracht. Das Land mit rund 67 Millionen Menschen kämpft nach Einschätzung von Castex mit einer vierten Corona-Welle.

Das in Frankreich „pass sanitaire“ genannte Dokument gibt Auskunft darüber, ob die betreffende Person gegen Covid-19 geimpft ist, auch Testergebnisse werden auf diese Weise festgehalten.

Rund 39 Millionen Menschen in Frankreich haben die erste Dosis der Covid-19-Impfung erhalten. 60,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind vollständig geimpft.

su mit dpa

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