Borrell: "Wir können nicht alle afghanischen Bürger aus dem Land bringen"

Die schnelle Machtübernahme der Taliban in Afghanistan – westliche Regierungen und Geheimdienste hatten damit nicht gerechnet. Man gab offenkundig zu, die Lage vollkommen falsch eingeschätzt zu haben.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach von einer „Katastrophe für die Werte und die Glaubwürdigkeit des Westens“. Man habe dabei versagt, Afghanistan auf seinem Weg zu einen modernen Staat zu begleiten.
Am Donnerstag kam der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des EU-Parlaments zusammen, um vor allem über die schnellstmögliche Rückführung von EU-Bürgern und Afghan:innen, die in EU-Vertretungen des Land gearbeitet hatten.
Borrell: Keine Streitigkeiten um Umverteilung
Nach Borrells Angaben sind inzwischen die ersten 106 von etwa 400 afghanischen Ortskräften, die für die EU gearbeitet hatten, in Madrid gelandet.
Der EU-Chefdiplomat dankte der spanischen Regierung, dass sie die Flüchtlinge zunächst ins Land gelassen hat. Er betonte jedoch, dass die EU nicht in der Lage sei, alle afghanischen Bürger aufzunehmen.
Der Politiker forderte gleichzeitig die Mitgliedstaaten auf, eine Wiederholung vergangener Streitigkeiten über die Umverteilung von Migranten zu vermeiden.
Start einer neuen Flüchtlingsbewegung?
Schon vor dem Fall Kabuls am Sonntag füllten sich die Camps für Vertriebene, Afghaninnen und Afghanen strömten zu den Grenzkontrollpunkten und den Flughäfen, um außer Landes zu kommen.
Mit Blick auf mögliche Fluchtbewegungen aus Afghanistan sagte Borrell, dass diese Europa erst später erreichen würden - wenn überhaupt. Im Vergleich zu Syrien sei das Land deutlich weiter entfernt. Derzeit gehe es um ein paar Tausend Menschen am Flughafen in Kabul. Allerdings könnten noch deutlich mehr Menschen aus Angst um ihr Leben das Land verlassen.