Erfolgsautor Khaled Hosseini (56): "Afghanen fühlen sich verraten"

Khaled Hosseini in New York - ARCHIV
Khaled Hosseini in New York - ARCHIV Copyright Charles Sykes/Charles Sykes/Invision/AP
Von Euronews mit AP, CNN
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Der Schriftsteller des "Drachenläufer" meint, dass Präsident Joe Biden entscheidende Fragen der Afghaninnen und Afghanen nicht beantwortet hat.

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Der Autor des Beststellers "Drachenläufer" ("The Kite Runner"), Khaled Hosseini, ist in Kabul geboren, aber der 56-jährige Arzt lebt seit den 70er Jahren im Ausland, seit Jahrzehnten in den USA. Dennoch verfolgt Khaled Hosseini die Situation in Afghanistan genau.

Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, wie die Taliban-Flagge über dieser Stadt weht.

Im Interview im CNN sagt der Schriftsteller: "Es ist herzzerreißend. Eines Tages bin ich aufgewacht, habe mein Telefon eingeschaltet und gesehen, dass Kabul gefallen war. Ich war seit dem 11. September und dem Einmarsch der Amerikaner in Afghanistan mehrmals in Afghanistan, und es ist einfach zum Verzweifeln. (...) Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, wie die Taliban-Flagge über dieser Stadt weht."

Auf Twitter stellt Khaled Hosseini auch entscheidende Fragen an US-Präsident Joe Biden. Er schreibt: "Präsident Biden hat es versäumt, die grundlegende Frage zu beantworten. Was wird Amerika gegen die drohende humanitäre Krise in Afghanistan unternehmen? Wer wird die zurückgelassenen Männer, Frauen und Kinder schützen?"

Dabei hatte Hosseini ursprünglich den amerikanischen Einsatz in Afghanistan unterstützt - wie Millionen von Afghanen auch. Er sagt: "Im Großen und Ganzen erkannten die meisten Afghanen, dass die amerikanische Präsenz in Afghanistan ein Puffer gegen den Fall des Landes in die Hände der Aufständischen war. Das erweist sich als prophetische Wahrheit."

Es ist also eine sehr bittere Pille, die man schlucken muss. Und aus afghanischer Sicht kann man es ihnen kaum verdenken, dass sie sich verraten fühlen

Zur aktuellen Lage der Afghaninnen und Afghanen stellt Hosseini fest: "Jetzt sind sie einer Gruppe ausgeliefert, die von den USA selbst als Terrorgruppe eingestuft wurde, die Mitte der 90er Jahre eine regelrechte Schreckensherrschaft über das afghanische Volk ausübte und Afghanistan zu einem sicheren Hafen für terroristische Gruppen machte. Es ist also eine sehr bittere Pille, die man schlucken muss. Und aus afghanischer Sicht kann man es ihnen kaum verdenken, dass sie sich verraten fühlen."

Khaled Hosseini ist auch Goodwill-Botschafter der Vereinten Nationen und fordert alle dazu auf, den Menschen in Afghanistan und den Flüchtlingen zu helfen.

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