137 Tage gereift und extra scharf: So schmecken Chilis aus dem All

Astronaut:innen Mark Vande Hei, Shane Kimbrough, Akihiko Hoshide und Megan McArthur an Bord der ISS mit selbstgezüchteten Chilischoten, 05.11.2021
Astronaut:innen Mark Vande Hei, Shane Kimbrough, Akihiko Hoshide und Megan McArthur an Bord der ISS mit selbstgezüchteten Chilischoten, 05.11.2021 Copyright NASA via AP
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Von Euronews
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Das Chilipflanzen-Experiment auf der @Space_Station hat gleich zwei neue Rekorde aufgestellt. Am liebsten hätten die Astronaut:innen die Schoten bei einem Taco-Essen getestet.

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Es war das längste Experiment in der Geschichte der Internationalen Raumstation ISS: nach 137 Tagen konnten die Astronauten an Bord zum zweiten Mal Chilis ernten. Ende November pflückte Besatzungsmitglied Mark Vande Hei einige der 26 Chilischoten, die aus vier Pflanzen des Weltraumlabors gezogen wurden.

Doch das Experiment stellte einen weiteren Rekord auf: Die geernteten Früchte versorgten die höchste Anzahl an Astronaut:innen an Bord mit einer im All angebauten Pflanze.

Die aus Paprikasamen gezogenen Pflanzen standen im Mittelpunkt des Experiments "Plant Habitat-04", kurz PH-04, das sich mit der Verbesserung beim Anbau von Nutzpflanzen im Weltraum beschäftigt.

Nutzpflanze auf einer Fläche einer Mikrowelle

Im Juni waren 48 desinfizierte Chilisamen zur Raumstation geschickt worden. NASA-Astronautin Shane Kimbrough kümmerte sich persönlich um die Aussaat. Sie setzte die Träger in die Wachstumsanlage ein, und startete so PH-04. Am Boden kümmerte sich das Team um Matt Romeyn, Leiter des Projekts am Kennedy Space Center der NASA in Florida, um das Experiment, indem er die Bedingungen ständig kontrollierte.

Immer wieder haben die Astronaut:innen im Verlauf des Projekts selbst Hand angelegt. Nach der erfolgten Keimung mussten die Pflanzen aussortiert werden - alle bis auf vier - um jeder Pflanze genügend Platz zum Wachsen zu geben. Denn schließlich ist der Platz begrenzt: auf eine Fläche, die etwa so groß ist wie eine Mikrowelle.

Innerhalb weniger Wochen blühten die Pflanzen. Das Team ließ die Ventilatoren des Habitats mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten laufen, um den Pollen zu verteilen, und die Astronauten führten einige Bestäubungen von Hand durch.

Diese Bemühungen fruchteten: US-Astronaut Vande Hei pflückte die erste Ernte von sieben Paprikaschoten am 29. Oktober dieses Jahres. Offenbar essen NASA-Astronaut:innen am liebsten Tacos: Astronautin Kayla Barron schlug in sozialen Netzwerken vor, die frischen Paprikaschoten im Rahmen eines Taco-Abends zu testen.

Schärfere Chilis auf der ISS

"Die Aufregung um die erste Ernte und die Weltraumtacos war für uns beispiellos". Laut Romeyn waren die Paprikaschoten aus dem All besonders scharf. "Alles deutet darauf hin, dass einige der Früchte etwas schärfer waren, was angesichts der unbekannten Auswirkungen der Mikrogravitation auf den Capsaicin-Gehalt von Paprika nicht unerwartet ist", sagte er.

Die 2018 in der Raumstation installierte Anlage besteht aus einer geschlossenen Wachstumskammer mit Kameras und mehr als 180 Sensoren, die ständig Daten an die Bodenstation übermitteln. Sie arbeitet im Gegensatz zu früheren Wachstumskammern voll automatisiert. Dennoch ließen es sich die Besatzungsmitglieder:innen nicht nehmen, immer mal wieder selbst nach den Pflanzen zu schauen. Das Team sammelte so wertvolle Erkenntnisse für die künftige Pflanzenproduktion in der Schwerelosigkeit.

"Im Großen und Ganzen sind die Pflanzen auf der Raumstation ähnlich gewachsen wie auf dem Boden, aber es gab ein paar Unterschiede", sagte Romeyn und weiter: "Die Paprika reifen auf der Raumstation mit einer Verzögerung von etwa zwei Wochen. Wir vermuten, dass dies auf eine Verzögerung der Keimung zurückzuführen ist, die wahrscheinlich mit den Flüssigkeitsschwankungen in der Mikrogravitation zusammenhängt."

Nächstes Projekt: Zwergtomaten aus dem All

Nach dem Erfolg von "PH-04" umfassen die nächsten geplanten Experimente mit essbaren Pflanzen den Anbau von Zwerg-Tomaten und die Erprobung neuer Arten von Blattgemüse.

Experte Romeyn fasst zusammen: "Wir planen, die gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen und weiterhin eine viel größere Vielfalt an Pflanzen zu testen und zu entwickeln, um sie schließlich in die Ernährung der Besatzung zu integrieren. Unser Ziel ist es, eine tragfähige und nachhaltige Pflanzenproduktion für zukünftige Missionen zu ermöglichen, wenn Menschen den Mond und den Mars erforschen."

Weitere Quellen • NASA

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