"Niemand schießt gerne auf Pferde": Natur- gegen Tierschutz in Australien

Wilde Pferde grasen im Kosciuszko-Naturreservat im Südosten Australiens.
Wilde Pferde grasen im Kosciuszko-Naturreservat im Südosten Australiens. Copyright EBU/NOS
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Von Anja Bencze mit EBU/NOS
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Die vor 200 Jahren von Europäern eingeführten Pferde verursachen Erosion, verschmutzen Flüsse und konkurrieren mit einheimischen Tieren um Lebensraum und Nahrung. Nun gibt es einen Plan: ihre Zahl von 14.000 auf 3.000 reduzieren

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Scheinbar sorglos galoppieren wilde Pferde, sogenannte Brumbies, durch die unberührte australische Natur. Doch die anmutigen Tiere im Kosciuszko-Naturschutzgebiet im Südosten Australiens sind Umweltschützern ein Dorn im Auge: Sie bedrohen ein empfindliches Ökosystem.

Parkführer Richard Swain beobachtet die Schäden aus nächster Nähe. "Dieses ganze Gebiet sollte natürlich mit dieser Art von Gras bedeckt sein. Und es sollte so hoch stehen (er hebt die Hand auf Kniehöhe). Die hier endemischen Eidechsen und Mäuse lieben das Gras. Das ist ihr Lebensraum. Woanders können sie nicht leben."

New South Wales will ihre Zahl von 14.000 auf 3.000 reduzieren

Australien hat eine einzigartige Artenvielfalt. Mehr als 80 % der Pflanzen und Tiere, die hier leben, gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. Und nirgendwo ist das Artensterben so groß wie in Australien.

Umso größer die Sorge um das Kosciuszko-Reservat. Die vor gut zweihundert Jahren von Europäern eingeführten Pferde verursachen Erosion, verschmutzen Flüsse und konkurrieren mit einheimischen Tieren um Lebensraum und Nahrung.

Nun gibt es einen Plan: Das Umweltministerium von New South Wales will ihre Zahl von geschätzten 14.000 auf rund 3.000 reduzieren.

Die verbleibenden Tiere sollen weiterhin frei herumlaufen. Doch das geht Experten nicht weit genug. Jamie Pittock, Umweltwissenschaftler an der Australian National University in Canberra warnt: "Die Pferdepopulation nimmt jährlich um etwa 20 % zu. Wenn sie nicht eingedämmt wird, wird sie unermessliche Umweltschäden verursachen.

"Niemand schießt gerne auf Pferde"

Australiens Pflanzen und Tiere haben sich über Hunderte von Millionen Jahren entwickelt, ohne von 400 Kilogramm schweren Tieren zertrampelt zu werden. Niemand schießt gerne auf Pferde. Aber leider ist das wirklich die beste aller schlechtesten Lösungen."

Ein folgenschwerer Entschluss: Immerhin sind die Wildpferde eine Art Nationalsymbol. Victoria Patchell, eine Urlauberin im Park, sagt, was viele fühlen: "Ganz ehrlich, es bricht mir das Herz. Es sind so schöne Geschöpfe. Schon allein der Gedanke daran macht mich emotional."

Pferdschützer haben Alternativvorschläge: Man könnte die Tiere einfangen und sterilisieren oder gar zähmen. Alle Pferde abschießen kommt fürs Erste nicht infrage. Das Problem bleibt weiter bestehen.

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