Corona-Inzidenz steigt - Schulstart in 8 deutschen Bundesländern

Impfaktion für Kinder im Alter von 5 - 11 Jahren in einem Airbus A300 Zero G auf dem Flughafen Köln, der Flieger wurde bis 2014 für Parabelflüge genutzt.
Impfaktion für Kinder im Alter von 5 - 11 Jahren in einem Airbus A300 Zero G auf dem Flughafen Köln, der Flieger wurde bis 2014 für Parabelflüge genutzt. Copyright Martin Meissner/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
Von su mit dpa, AP, AFP
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Der Druck auf die Menschen, sich impfen zu lassen, geht in ganz Europa weiter. Und die Belastung der Belegschaften durch Quarantäne-Ausfälle.

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Das Robert Koch-Institut RKI hat abermals einen Anstieg der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz gemeldet. DIe Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche wurde am Montagmorgen mit 375,7 angegeben. Am Vortag hatte der Wert bei 362,7 gelegen und vor einer Woche bei 232,4 (Vormonat: 389,2).

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 25.255 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 18.518 Ansteckungen, wobei es im Zuge der Feiertage Lücken bei Tests und Meldungen gegeben hatte. Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 52 Todesfälle verzeichnet.

Schulbeginn in 9 Bundesländern

Nach den Weihnachtsferien beginnen an diesem Montag in acht Bundesländern die Schulen wieder. Dabei gibt es Vorkehrungen wegen der Corona-Pandemie und der sich schnell ausbreitenden Virusvariante Omikron. So sollen im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen alle Schüler, Lehrkräfte und weitere Beschäftigte an den Schulen am ersten Tag nach den Ferien getestet werden. In Bayern müssen sich auch geimpfte und genesene Schülerinnen und Schüler wieder regelmäßig testen. Auch in Baden-Württemberg wird zunächst für sechs Wochen an den Schulen stärker getestet.

Dabei sind, wie die "Taz" berichtet, erst 10 Prozent der 5- bis 11-Jährigen gegen Corona geimpft, obwohl es genug Impfstoff gibt . Seit Mitte Dezember können Kinder unter 12 in Deutschland gegen Corona geimpft werden. Der Bund hatte vom Hersteller BioNTech im Dezember 2,4 Millionen Kinder-Impfdosen erhalten. Doch bislang sind es erst rund 500.000 Kinder geimpft, das entspricht einer Quote von knapp 10 Prozent.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichnete die Impfquote bei Kindern als zu gering und warnte vor einer Durchseuchung in den Schulen.

Impfung im A300 Zero G

Deswegen greifen die Behörden mitunter auf originelle Angebote zurück, um die Impfbereitschaft zu steigern. Die Stadt Köln veranstaltete am Sonntag eine Impfaktion für Kinder von fünf bis elf Jahren in einem Airbus A300 Zero G.

In Zusammenarbeit mit dem Flughafen Köln/Bonn wurden die Impfungen in einem Ausstellungsflugzeug angeboten. Der Airbus A300 Zero G wurde bis 2014 zur Simulation von Schwerelosigkeit als sogenanntes Parabel-Flugzeug eingesetzt und für Test- und Experimentalflüge genutzt.

Insgesamt wurden mit dem Airbus 13.180 Parabeln geflogen. Unter anderem trainierte Astronaut Alexander Gerst an Bord. Seit August 2015 ist der Zero G am Flughafen Köln/Bonn stationiert und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Susanne Manitz, Kindergärtnerin, ist mit ihrem Sohn gekommen:

„Ich finde diese Aktion toll. Für die Kinder ist es mal was ganz anderes als die Kinderarztpraxis, und hier ist alles sehr gut organisiert, alles hat reibungslos geklappt. Super!“

Lauterbach: Weitere Maßnahmen nötig

Lauterbach erwartet zudem, dass im Kampf gegen die Omikron-Variante des Coronavirus weitere Maßnahmen notwendig werden. Die von Bund und Ländern vereinbarte 2G-plus-Regel in der Gastronomie und die neuen Quarantäneregeln bezeichnete der SPD-Politiker am Sonntagabend in der ARD ("Bericht aus Berlin") als Erfolge. Die Vereinbarungen seien zwar "ein wichtiger Schritt nach vorne", allerdings werde es, auch wegen der vielen Ungeimpften in Deutschland weitere Maßnahmen geben müssen.

Debatte um Impfpflicht geht weiter

Derweil wird in der Ampel-Koalition in Berlin wird über den Zeitplan zur Einführung einer allgemeinen Impfpflicht debattiert. Politiker von SPD und Grünen haben die Erwartungen gedämpft, dass der Bundestag ein entsprechendes Gesetz schnell beschließt.

Offen ist auch, ab wann eine Impfpflicht dann tatsächlich gelten könnte. SPD-FraktionsvizeDirk Wiese sagte dem Berliner "Tagesspiegel": "Die Beratungen im Bundestag sollten wir im ersten Quartal zum Abschluss bringen." Das sei ein anspruchsvoller Zeitplan. Mit Blick auf mögliche Verzögerungen sagte er, die Impfpflicht wirke ohnehin nicht kurzfristig, sondern sei "perspektivisch eine Vorsorge für den kommenden Herbst und Winter".

Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann, betonte: "Das ist keine einfache Entscheidung, das bedeutet einen tiefen Eingriff." In den Fraktionen müsse zunächst diskutiert werden, welche Vorstellungen es gebe. "Und dann können wir Ende Januar die öffentliche Debatte im Bundestag darüber führen", sagte Haßelmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

"Die Frage sei "so relevant und weitgehend", dass es eine "fundierte und sehr sorgfältige Beratung" brauche. Haßelmann selbst sprach sich für eine Impfpflicht aus.

"Orientierungsdebatte" im Januar

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) sagte hingegen der "Bild am Sonntag": "Der Bundestag sollte schnell entscheiden, ob eine Impfpflicht eingeführt wird. Und wenn ja, für wen." Die Abgeordneten müssten sich aber auch die Zeit für eine sorgfältige Abwägung nehmen.

Über eine Impfpflicht soll der Bundestag ohne Fraktionsvorgaben abstimmen. Eine schnelle Entscheidung wird es aber voraussichtlich nicht geben. Im Gespräch ist zunächst eine "Orientierungsdebatte" im Januar. Die SPD strebt nach bisherigen Angaben den Abschluss eines Gesetzgebungsprozesses "im ersten Quartal" an, also bis Ende März.

Der designierte CDU-Vorsitzende Friedrich Merz erwartet von der Ampel-Koalition einen Zeitplan und konkrete Vorschläge zur Impfpflicht. Die Bundesregierung müsse sagen, "was sie eigentlich gerne möchte, und dass sie das auch dem Bundestag vorträgt. Wenn das Zeit braucht, dann bestätigt das meine persönliche Annahme, dass die Sache offensichtlich komplizierter ist als einfach mal so gesagt", sagte Merz am Samstag in Düsseldorf.

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Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) forderte ebenfalls eine schnelle Entscheidung über eine Impfpflicht. "Wir müssen diese Diskussion endlich konkret und vor allem zielorientiert führen und dürfen keine Zeit mehr verlieren», sagte er der «Augsburger Allgemeinen" (Montag).

EUROPA

Der Druck auf die Menschen, sich impfen zu lassen, geht in ganz Europa weiter. Großbritannien boostert gegen steigende Infektionszahlen mit der Omikron-Variante an.

In London dient ein Coronavirus-Impfbus als Impfzentrum.

Gleichzeitig erwägen Minister, wie den USA die Coronavirus-Quarantäne von sieben auf fünf Tage verkürzen, um den Druck auf die Belegschaften zu verringern.

Nadhim Zahawi, britischer Bildungsminister:

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"Ich würde mich dabei natürlich immer auf die wissenschaftlichen Ratschläge verlassen. Es würde aber sicher dazu beitragen, den Druck auf Schulen, auf systemrelevante Berufsgruppen und andere zu mildern. Aber ich würde mich absolut von den Ratschlägen der Experten leiten lassen."

SPANIEN

In Spanien hat ein Anstieg der Covid-Wieder-Ansteckungen in den letzten vierzehn Tagen die Gesamtzahl bisher dokumentierten Wiederholungsinfektionen überschritten. Die sogenannte sechste Welle beginnt das spanische Gesundheitssystem und andere systemrelevante Dienstleistungen zu stressen. Und wieder einmal steckt dahinter der Zwang zur Quarantäne.

Sara Arassar, Geschäftsfrau:

„Erst diese Woche haben sich fünf oder sechs Kollegen infiziert, daher ist es (für die Personalabteilung) unmöglich, uns Leute zu schicken.“

CHINA

Im Unterschied zu anderen Teilen der Welt, die sich nach Impfkampagnen geöffnet haben, hat China auf eine geringe Anzahl lokaler Fälle mit Massentests und strengen Sperren reagiert. Die chinesische Hafenstadt Tianjin will 14 Millionen Einwohner innerhalb von 48 Stunden nach der Entdeckung eines Covid-Clusters testen.

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su mit dpa, AP, AFP

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