"Ermordet durch die Gleichgültigkeit der Passanten": Fotograf stirbt nach 9 Std - mitten in Paris

Der Fotograf René Robert erfror in der vergangenen Woche auf einem Pariser Trottoir - neun Stunden zuvor war er gestürzt.
Der Fotograf René Robert erfror in der vergangenen Woche auf einem Pariser Trottoir - neun Stunden zuvor war er gestürzt. Copyright Francois Mori/AP
Von Alexandra Leistner
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Der Schweizer Fotograf René Robert wollte eigentlich nur kurz in seiner Heimatstadt Paris spazieren gehen, als er fällt und auf dem Gehweg liegen bleibt. Erst 9 Stunden später ruft ein Obdachloser Hilfe - doch sie kommt zu spät.

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Der Schweizer Fotograf René Robert ist in Paris an Unterkühlung gestorben, nachdem er ein ganze Nacht lang bewegungslos auf der Straße lag. Auf den Tod des auf Flamenco spezialisierten Künstlers machte der Journalist und Freund Roberts, Michel Mompontet, aufmerksam.

Wie Mompontet auf Twitter und auch gegenüber dem Sender France Info berichtete, war Robert am Mittwoch vergangener Woche nach dem Abendessen gegen 21.30 Uhr nach draußen gegangen, um durch die Pariser Straßen zu spazieren. Der 85-Jährige sei dann entweder gestolpert oder habe einen Schwächeanfall gehabt - sicher ist, dass er zu Boden fiel.

Obwohl Robert nahe dem Place de la République lebte, also in einem auch in der Nacht belebten Viertel der französischen Hauptstadt, habe ihm niemand aufgeholfen oder Hilfe gerufen. Neun Stunden lang habe er am Boden gelegen, bis ein Obdachloser einen Rettungswagen rief.

Die Hilfe in den frühen Morgenstunden des 20. Januars 2022 kam allerdings zu spät. René Robert starb an Unterkühlung.

"Neun Stunden lang hielt kein Passant an, um zu sehen, warum der Mann auf dem Bürgersteig lag. Niemand", schrieb Mompontet auf Twitter.

In den sozialen Medien zeigten sich zahlreiche Menschen schockiert von der fehlenden Hilfeleistung. Mompontet selbst sprach von der "Ermordung" Roberts "durch die Gleichgültigkeit der Passanten".

In einem Nachruf auf France Info sagte der Journalist: "Die Rue de Turbigo. Das volle Paris, die Stadt der Lichter, die Bars, die Restaurants. Die Menschheit, die so unmenschlich ist, und die Frage: Wie konnte es so weit kommen?"

"Wenn dieser grausame Tod für etwas gut sein kann, dann wäre es dies. Wenn ein Mensch auf dem Bürgersteig liegt, sollten wir, so sehr wir es auch eilig haben, seinen Zustand überprüfen. Halten wir einen Moment an."

Jede:r Einzelne müsse sich fragen, ob er oder sie angehalten habe. Er sei selber nicht 100 % sicher, ob er das getan hätte. "Der Zweifel macht mir Angst", so Mompontet.

Wer war René Robert?

René Robert wurden 1936 im Schweizer Fribourg geboren. Dem Portal Musique Alhambra erzählte er, dass er durch den Vater eines Freundes im Alter von 14 Jahren seine Leidenschaft für die Fotografie entdeckte.

Durch Zufall entdeckte er in seinen Dreißigern den Flamenco in Paris. Er traf zahlreiche Künstler, die aus Spanien eingeladen wurden und in der Hauptstadt auftraten. Seine Porträts in Schwarz und Weiß machten ihn auch über die Flamenco-Szene hinaus bekannt.

Weitere Quellen • Michel Mompontet

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