Wer tritt gegen Steinmeier an und wer wählt den Bundespräsidenten?

Das Paul-Löbe-Haus in Berlin - hier wird der Bundespräsident gewählt
Das Paul-Löbe-Haus in Berlin - hier wird der Bundespräsident gewählt Copyright Michael Sohn/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit dpa, AP, AFP
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An diesem 13. Februar 2022 steht in Berlin die Wahl des nächsten Bundespräsidenten an. Wegen der Corona-Pandemie ist die Abstimmung noch komplizierter als sonst.

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Wegen der Corona-Regeln findet die Wahl des Bundespräsidenten am diesem Sonntag im Paul-Löbe-Haus in Berlin statt, einem achtstöckigen Gebäude mit vielen riesigen Sitzungssälen. Alle 736 Abgeordneten des Bundestages und genausoviele Personen, die die Parteien der Parlamente der 16 Bundesländer ausgesucht haben, stimmen ab. Das sind 1.472 Personen.

Obwohl sie kein Mandat im Bundestag mehr hat, wird Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel mit von der Partie sein - genauso wie Schlagerstar Roland Kaiser.

Die SPD-Fraktion im bayrischen Landtag hat den 27 Jahre alten National-Fußballer Leon Goretzka vom FC Bayern nach Berlin geschickt.

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Leon Goretzka 2021Michael Sohn/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved

Nominiert von den Grünen ist Coronavirus-Experte und Virologe Christian Drosten von der Charité in Berlin.

Mehrere Parteien haben Pflegekräfte und Leute mit Gesundheitsberufen ausgewählt, die abstimmen dürfen, als Zeichen des Dankes für ihren Einsatz in der Pandemie.

Die Linken in Berlin haben Drag-Queen Gloria Viagra in die Bundesversammlung entsandt.

Wieviele Wahlleute ein Landtag in die Bundesversammlung schickt, hängt von der Bevölkerungszahl des jeweiligen Bundeslandes ab. So kommen 233 Delegierte aus Bayern.

Die Mitglieder der Bundesversammlung werden am Sonntag nacheinander in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen. Gewählt wird mit verdeckten amtlichen Stimmzetteln. Die anschließende Auszählung sollte ungefähr eine Stunde dauern.

Wer sind die Kandidat:innen?

Frank-Walter Steinmeier (66, SPD, unterstützt von SPD, Grünen, FDP und CDU/CSU)

Der Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier ist haushoher Favorit bei der Wahl. Dass der langjährige Außenminister eine zweite Amtszeit wird antreten können, ist so gut wie sicher. Schließlich haben sich nicht nur alle Parteien der aktuellen Regierungskoalition, sondern auch die Oppositionsparteien CDU und CSU für den 66-Jährigen ausgesprochen.

Zunächst hatte sich Frank-Walter Steinmeier schon vor fast einem Jahr selbst für eine zweite Amtszeit ins Spiel gebracht.

Bernd von Jutrczenka/(c) Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Frank-Walter Steinmeier vor dem Schloss BellevueBernd von Jutrczenka/(c) Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Dennoch gibt es zwei Gegenkandidaten und eine Gegenkandidatin.

Gerhard Trabert (65, parteilos, vorgeschlagen von der Linken)

Die Linke schickt den Mediziner und Sozialpolitiker Gerhard Trabert ins Rennen gegen Frank-Walter Steinmeier.

In seiner Kampagne weist der 65-Jährige auf die soziale Ungerechtigkeit hin.

Er sagt: "In Deutschland leben 13 Mio Menschen, die von Einkommensarmut betroffen sind. 40 % aller alleinerziehenden Mütter sind von Armut betroffen. Und 30 % der betroffenen Männer erreichen nicht das 65. Lebensjahr." Daran möchte Trabert etwas ändern.

Trabert setzt sich auch seit Jahren für die Seenotrettung ein. Im Interview mit MigMagazin sagt er: "Ich würde auch als Bundespräsident aufs Mittelmeer fahren, um Menschen zu retten."

Stefanie Gebauer (41, vorgeschlagen von den Freien Wählern)

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Die Freien Wähler haben die Astrophysikerin Stefanie Gebauer aufgestellt. Mit 41 Jahren ist sie kaum älter als das Mindestalter für das Amt, das 40 Jahre ist. Sie kommt aus Brandenburg - also aus dem Osten Deutschlands - und tritt gegen drei Männer aus dem Westen an.

In Interviews erklärte Gebauer, sie wolle als "Bürgerpräsidentin" den Frauen im Land Mut machen. Der Chef der Freien Wähler Hubert Aiwanger beschreibt sie als "eine junge Powerfrau Anfang 40 aus der Kommunalpolitik, studierte Physikerin, die für die politische Mitte, Verantwortungsübernahme und Zukunftsoptimismus steht".

Bei der Präsentation ihrer Kandidatin in München haben die Freien Wähler unterstrichen, dass Stefanie Gebauer nicht aus "der Berliner Blase" komme.

Max Otte (57, CDU, vorgeschlagen von der AfD)

Am 24. Januar 2022 hat die AfD den Chef der Werteunion der CDU Max Otte als ihren Kandidaen vorgechlagen und damit dafür gesorgt, dass er von seiner Partei die Rechte eines Mitglieds entzogen bekam. Zudem hat die CDU ein Ausschlussverfahren aus der Partei in die Wege geleitet.

Der 57-Jährige sieht sich selbst als Unternehmer, Publizisten und Demokraten. Doch nach dem Mord an Walter Lübcke - verübt von einem Rechtsextremen in Hessen - hatte Otte von "Hetze gegen die rechte Szene" gesprochen.

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Eigentlich hieß Otte Matthias, er hat aber nach dem Tod seines Vater dessen Vornamen Max angenommen. Er hat - auch an der Universität Princeton in den USA - Wirtschaft studiert.

Auf Twitter schreibt Otte, dass Charakter, Werte und Qualifikation bei der Wahl maßgeblich sein sollten.

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