In der Westukraine sind nach Angaben der örtlichen Behörden erneut russische Raketen eingeschlagen. Einmal mehr forderte der Präsident des Landes von westlichen Partnern, Panzer und Raketenabwehrsysteme zu liefern.
Mehrere Raketen sind auf dem Gebiet der westukrainischen Stadt Lviv eingeschlagen. Das hat die örtliche Polizei berichtet. Sirenen gaben der Bevölkerung das Zeichen, Schutzräume aufzusuchen. Ukrainischen Angaben zufolge wurde ein Treibstofflager getroffen, mindestens fünf Menschen seien verletzt worden.
Auch im Stadtzentrum waren dichten Rauchwolken zu sehen. Der Gouverneur gab nach dem Beschuss an, er sei vor Ort gewesen, die Lage sei "unter Kontrolle".
Selenskyj fordert erneut Waffenlieferungen
Der Präsident der Ukraine Wolodymyr Selenskyj zeichnete am Samstag Soldatinnen und Soldaten der Nationalgarde aus, die sich um die Verteidigung des Landes gegen den russischen Angriff mit "Mut und Hingabe" verdient gemacht hätten. Erneut schickte er eine Botschaft gen Westen, forderte die Lieferung schwerer Waffen.
"Was ist der Preis der Sicherheit? Er bemisst sich in Flugzeugen, in Panzern für die Ukraine, in Raketenabwehrtechnik. Unsere Partner haben all das, bei ihnen setzen sie nur Staub an. Letztlich können diese Lieferungen die Freiheit erhalten, nicht nur in der Ukraine, sondern in ganz Europa."
Forschungsreaktor in Charkiw erneut unter Beschuss
Der nukleare Forschungsreaktor "Neutronenquelle" in der ostukrainischen Stadt Charkiw ist nach lokalen Medienberichten erneut unter Artilleriebeschuss geraten. "Eine Überprüfung des Ausmaßes der Schäden ist wegen der ununterbrochenen Kampfhandlungen in der Umgebung der nuklearen Anlage unmöglich", teilte die staatliche Atomaufsicht mit. Die Anlage war vor knapp zwei Wochen bei einerBombardierung beschädigt und von der Energieversorgung abgeschnitten worden. Allerdings war der Reaktor schon zu Kriegsbeginn in einensogenannten unterkritischen Zustand heruntergefahren worden.
Berichte über Raketenangriffe auf Kiew
In Vororten der Hauptstadt Kiew wurden nach Angaben der Polizei mindestens fünf Häuser durch russischen Beschuss zerstört, mindestens fünf Menschen seien dabei verletzt worden, darunter ein Kind.
Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte Bilder, die die Zerstörung eines ukrainischen Buk-Raketensystems durch eine Iskander-Rakete zeigen sollen. Andere Aufnahmen sollen derselben Quelle zufolge einen von russischen Truppen zerstörten ukrainischen Kommandoposten in der Region von Kiew zeigen.
Mariupol wehrt sich
Die Verteidiger der ukrainischen Hafenstadt Mariupol leisten den russischen Angreifern nach den Worten von Bürgermeister Bojtschenko "heroischen Widerstand". In einem Gespräch mit der Agentur Unian berichtete er in der Nacht zum Sonntag von extrem schweren Kämpfen. Er warf den russischen Militärs vor, rücksichtslos gegen alle Bewohner der inzwischen schwer zerstörten Stadt vorzugehen, auch gegen die ethnischen Russen.
"Sie hatten nicht den Auftrag, irgendjemanden zu schützen", sagte Bojtschenko. "Ihre Aufgabe ist einfach, die Stadt von der Erdoberfläche auszuradieren, samt Bewohnern." Dies sei schlicht Völkermord, "eine andere Bezeichnung kann es dafür nicht geben". Über Mariupol wehe aber weiterhin die ukrainische Flagge, es bleibe weiterhin eine ukrainische Stadt.
Stadt bei Tschernobyl unter russischer Kontrolle
In der Stadt Slawutytsch, rund 160 Kilometer nördlich der ukrainischen Hauptstadt, gingen Einwohner auf die Straße. Zuvor hatte Kiew berichtete, russische Soldaten hätten das Gebiet erobert. Rund 25.000 Menschen leben in der Stadt nahe des Atomkraftwerks Tschernobyl, das im Jahr 1986 havariert war.