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Inflation in Griechenland

Demo gegen hohe Stromrechnungen in der Athener Vorstadt Haidari
Demo gegen hohe Stromrechnungen in der Athener Vorstadt Haidari Copyright Hans von der Brelie
Copyright Hans von der Brelie
Von Hans von der Brelie
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Die griechische Geldentwertung liegt mittlerweile bei über elf Prozent. Die sozialen Folgen sind immens.

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Griechenland leidet unter einer zweistelligen Inflation, angetrieben von hohen Energiekosten und dem Krieg in der Ukraine.

Hohe Stromrechnungen lösten Demonstrationen überall im Land aus – beispielsweise in der Athener Vorstadt Haidari. Fotis ist einer der Demonstranten: "In Haidari wurde in 200 Haushalten der Strom abgestellt, weil die Menschen ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten. Und 1200 Familien sparen am Essen. Es ist wie im Mittelalter…"

Eine heiße Suppe, ein Lunchpaket; in den ärmeren Stadtvierteln Athens wird wieder öffentlich gekocht. Am härtesten trifft die Inflation die unteren Einkommensgruppen, erklärt Kostas, Gründer einer der Suppenküchen.

Kostas Polychronopoulos hat die Suppenküche "O Allos Anthropos" genannt, auf Deutsch "Der andere Mensch". Im Interview mit Euronews sagt er: "Meine eigene Mutter bekommt nur 288 Euro Rente, davon gehen 250 Euro weg für die Miete. Dann müssen Strom und Wasser bezahlt werden, Essen und Arzneimittel..." 

Einer der Rentner in der Warteschlange sagt: "Vor drei oder vier Monaten konnte meine Frau den Einkaufswagen im Supermarkt noch bis oben voll laden, wir kamen ganz gut über die Runden. Doch seit dem Krieg in der Ukraine ist alles derart teuer geworden, dass das jetzt nicht mehr möglich ist."

Inflationsrate bei über 11 Prozent

Seit drei Jahrzehnten hat Griechenland keine derartige Geldentwertung mehr durchlitten: Im Mai durchflog die Inflation die Elf-Prozent-Marke. Das trifft auch die griechischen Landwirte.

Auf der Insel Naxos haben sich 1200 Bauern zu einer Kooperative zusammengeschlossen. 150 von ihnen müssen bis Ende des Jahres wohl ihren Beruf aufgeben, wenn aus Athen oder Brüssel keine Hilfe kommt, warnt der Präsident der Kooperative, Dimitris Kapounis. Dann verdeutlicht er das Problem anhand einiger Zahlen: "Um Wasser für die Tiere oder auf die Felder zu pumpen, brauchten wir früher sieben oder acht Euro pro Stunde. Jetzt kostet es 28 bis 30 Euro. - Früher kauften wir Dünger für 300 Euro pro Tonne, jetzt bezahlen wir tausend."

30.000 Ziegen und Schafe gekeult

Die Krise entpuppt sich als existentielle Bedrohung: Über 300 Kühe und 30.000 Ziegen und Schafe wurden in den vergangenen Wochen auf Naxos bereits gekeult. Weitere werden folgen.

Euronews-Korrespondent Hans von der Brelie im leeren Futterlager auf Naxos: "Das war alles voll mit Viehfutter. Nichts mehr übrig. Jetzt muss Neues gekauft werden. Nur: die Preise sind mittlerweile so weit droben, dass die Leute hier keine Ahnung mehr haben, wo das Geld herkommen soll, um neues Futter für das Vieh zu kaufen."

EuronewsWitness – diesmal aus Griechenland. Die vollständige Zehnminuten-Reportage ab Freitagabend auf Sendung und im Netz.

Journalist • Hans von der Brelie

Cutter • Sebastien Leroy

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