Polen hat eins der schärfsten Abtreibungsrechte in der EU. Vielen Polinnen reisen daher ins Ausland, um ihre Schwangerschaft zu beenden. Nun will die Regierung entsprechende Daten sammeln lassen.
In Polen sorgt eine neue Verordnung für Empörung unter Frauen. Die Regelungen sehen vor, dass Ärzte mehr Informationen speichern dürfen, wie zum Beispiel zu Schwangerschaften. Ein heißes Eisen in einem Land, das Abbrüche nur in Ausnahmefällen erlaubt.
Antonina Lewandowska von der Stiftung für Frauen und Familienplanung Federa erklärt, "dieses Register macht Frauen Angst, die möglicherweise einen Schwangerschaftsabbruch außerhalb des polnischen Gesundheitssystems vornehmen lassen wollen. Auch wenn sie keine Strafe riskieren, wird diese Information sichtbar sein, Ärzte könnten ihnen Fragen stellen. Das allein mag schon ein Stressfaktor sein, wenn man das derzeitige soziale, rechtliche und politische Klima in Polen bedenkt."
Strengstes Abtreibungsrecht in Europa
Schwangerschaftsabbrüche sind in Polen fast gar nicht mehr erlaubt. Nur zum Beispiel nach einer Vergewaltigung – oder wenn das Leben der Schwangeren in Gefahr ist.
Laut polnischem Recht dürfen Frauen eine Schwangerschaft bis zur 22. Woche abbrechen, aber es bestraft all jene, die ihnen dabei helfen - Partner, Aktivisten und selbst Ärzte.
Vor allem Gynäkologen fühlen sich in ihrer Arbeit beeinträchtigt. Dr. Agnieszka Kurzuk sagt, "eine Frau kommt zu mir. Ich sehe, dass sie schwanger ist. Ich bin dazu verpflichtet, diese Information ins System einzugeben und soll sie einen Monat später, wenn ich sie wiedersehe, fragen, ob sie weiter schwanger ist", so Kurzuk.
Das Register zwinge Menschen zu überprüfen, was während der Schwangerschaft passiert. "Aber niemand weiß, wer Zugang zu diesen sensiblen, vertraulichen Daten hat. Frauen riskieren damit, unter Beobachtung zu stehen, kontrolliert und bestraft zu werden, weil sie ihre Schwangerschaft abbrechen. Wir Ärzte werden zu Spionen. Ich werde meine Patientinnen nicht ausspionieren. Ich werde sie nicht anschwärzen", sagt die Gynäkologin.
Europäische Empfehlung
Die polnische Regierung zeigt auf Brüssel. Nicht auf die konservative Regierungspartei gingen die Regeln zurück, sondern diese seien Teil einer europäischen Empfehlung. Die Datenspeicherung gebe es nicht nur in Polen, sondern innerhalb der gesamten EU.
Der Sprecher des polnischen Besundheitsministeriums Wojciech Andrusiewicz sagt, "die EU-Kommission hat Empfehlungen ausgesprochen bezüglich Informationen, die im Patientenregister verzeichnet sein sollten, es geht hier um die selben Daten. Wie die Blutgruppe und Allergien gegen Medikamente - Informationen, die w ichtig für die Behandlung sind. Und Schwangerschaften sind eine wichtige Information, wenn es darum geht, Leben zu retten. Eine Schwangere könnte in eine Lage kommen, in der ihr bestimmte Medikamente nicht gegeben werden dürfen."
Ein anderer Punkt sei das Thema Datenschutz und ob das Teilen bestimmter Daten von der Regierung vorgegeben werden solle oder die Entscheidung jedes Einzelnen sei, gibt die Euronews-Reporterin Magdalina Chodownik in Warschau zu Bedenken.