Bürokratischer Schwebezustand: Das ist das Los der Nicht-Ukrainer in Polen

Menschen ohne ukrainischen Pass können nicht ohne weiteres in Polen bleiben
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Von Magdalena Chodownik
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Polen hat seine Grenzen für Menschen aus der Ukraine geöffnet. Es fliehen aber auch diejenigen, die keine ukrainische Staatsbürgerschaft haben. Doch für sie gelten andere Regeln.

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Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine haben mehr als vier Millionen Menschen die Grenze nach Polen überquert. Unter ihnen befanden sich auch mehr als 105.000 Menschen mit mehr als 100 verschiedenen Nationalitäten.

"Alle, die vor dem Krieg geflohen sind und das auch erklärt haben, durften die polnisch-ukrainische Grenze überqueren. Aber das Sondergesetz ist für ukrainische Bürger gedacht, diese Menschen können sich legal in Polen aufhalten. Alle anderen mussten ihren Aufenthalt erst genehmigen lassen, wenn sie in Polen bleiben wollten", sagte die Sprecherin des Grenzschutzes Anna Michalska.

Arban und Khulan sind Staatsangehörige eines zentralasiatischen Landes, die seit Jahren in der Ukraine leben und sich nun in einem bürokratischen Schwebezustand befinden. Zu ihrer eigenen Sicherheit müssen wir ihre Namen vertraulich behandeln.

"Wir haben die Grenze mit dem Zug passiert. Sie haben uns gefragt, wohin wir fahren und wir haben die Situation erklärt - dass der Krieg angefangen hat. Wir haben unsere ukrainischen Dokumente vorgezeigt und gesagt: 'Bitteschön, wir kommen aus der Ukraine'. Alles war dort ersichtlich - dass wir keine Bürger der Ukraine sind, sondern nur eine Aufenthaltsgenehmigung haben", meint Arban.

"Anfangs haben wir einen Monat lang in einem bezahlten Hotel gewohnt, und während dieses Monats fanden wir eine kostenfreie Unterkunft. Meine Freundin hat die Unterlagen für ein Visum nach Kanada eingereicht, genau wie ich, doch sie bekam es und meins wurde abgelehnt. Ich bleibe also hier, das wollte ich schon. Also habe ich meine Dokumente in Polen vorgelegt. Sie sagten mir, dass ich eine Arbeit haben müsse, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Nun, ich suche nach einer Arbeit, aber ich finde offziell keine", fügt Khulan.

"Wir gingen in das Hotel, die Anwälte kamen. Sie sagten, dass wir mit den Papieren schon ziemlich spät sind. Wenn es eine Chance gäbe, irgendwelche Dokumente aus Polen zu bekommen, ja, dann würden wir bleiben und arbeiten. Sie erklärten, dass man innerhalb von 15 Tagen Dokumente einreichen muss, und inzwischen sagen sie, dass es kompliziert ist, dass es nur noch die Möglichkeit gibt, in unser Land oder in die Ukraine zurückzukehren. Nun, wie soll ich in einer solchen Situation in die Ukraine zurückkehren?", so Arban.

Die internationale Organisation für Migration bieten Menschen aus der Ukraine rechtliche und humanitäre Hilfe an. Der Rechtsstatus von Inhabern nicht-ukrainischer Pässe in Polen unterscheidet sich allerdings von dem der Inhaber ukrainischer Pässe. Er richtet sich nach dem Status, den sie zuvor in der Ukraine hatten.

"Wenn sie einen ständigen Wohnsitz in der Ukraine hatten, erhalten sie mehr Unterstützung und können sich ein Jahr lang legal in Polen aufhalten. Wenn sie das in der Ukraine nicht hatten, bekommen sie leider nur 15 Tage Notaufenthalt in Polen und müssen in dieser Zeit einen Antrag auf Aufenthalt stellen, was unter den derzeitigen Umständen schwierig ist", meint Livia Styp-Rekowska von der Internationalen Organisation für Migration.

Während die meisten nicht-ukrainischen Staatsbürger, die vor dem Ukraine-Krieg geflohen sind, Polen bereits wieder verlassen haben, versuchen diejenigen, die bleiben wollen, einen Weg zu finden, sich legal im Land aufzuhalten und - nach einer oft beschwerlichen Reise - ein neues Leben zu beginnen. Magdalena Chodownik, für Euronews, aus Warschau.

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