Erdogan lässt genervten Putin zappeln. Was steckt hinter dem Machtspiel?

Kreml-Chef Wladimir Putin ist sichtlich angefasst, während er vor laufenden Kameras auf den türkischen Präsidenten Erdogan warten muss.
Kreml-Chef Wladimir Putin ist sichtlich angefasst, während er vor laufenden Kameras auf den türkischen Präsidenten Erdogan warten muss. Copyright -Screenshot- AFP
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Von Euronews
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Erdogan hat in Teheran den Spies umgedreht und Putin vor einem Termin warten lassen. Protokollfehler oder Absicht?

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Ein ungewöhnlicher Anblick: Kreml-Chef Wladimir Putin, der vor den laufenden Kameras der Weltpresse allein dasteht, warten muss, mit verschränkten Händen von einem Bein aufs andere wechselt und schwankend hin und her wippt.  

Protokollfehler oder Absicht?

Putin verzieht mehrmals das Gesicht, er reagiert sichtlich angefasst auf den kleinen Affront. Ob Protokollfehler oder Absicht ist nicht bekannt. Videos der Szene kursieren im Internet. Sie zeigen, wie der türkische Präsident  Recep Tayyip Erdoğan seinen russichen Amtskollegen während des Gipfeltreffens in Teheran warten lässt. 

Lange musste sich Putin allerdings nicht gedulden, nur 50 Sekunden ließ Erdogan seinen Gesprächspartner zappeln. Auf der Bühne internationaler Politik ist das allerdings schon ungewöhnlich. 

Einige Medien, unter anderem der Guardian, unterstellten ein Machtspiel. Denn eigentlich ist es Putin, der diese Methode gerne selbst praktiziert und in der Vergangenheit schon einige Staatsoberhäupter hingehalten hat. 

2020 hatte Putin Staatschef Erdogan vor einem Treffen in Moskau etwa zwei Minuten warten lassen. In den sozialen Medien wird spekuliert, ob der Vorfall in Teheran jetzt womöglich eine Retourkutsche von Erdogan war. Vor den Augen der Journalist nahm Erdogan damals sogar auf einem Stuhl Platz, weil er so lange warten musste. 

Auch dieser Vorfall wurde mit Kameras festgehalten und wurde damals von russischen Medien ausgeschlachtet. Auf türkischer Seite wurde das Ereignis als eine Demütigung aufgefasst.

Merkel, Trump, Papst Franziskus - viele mussten schon auf Putin warten

2014 ließ Putin die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel laut Radio Free Europe ganze vier Stunden und 15 Minuten warten. Ex-US-Präsident Donlad Trump musste 2018 immerhin 20 Minuten auf ihn warten. Unvergessen bleibt auch die Szene, als der russische Staatschef 2007 seinen schwarzen Labrador mit zum Treffen mit Angela Merkel brachte. Die Kanzlerin war damals erst anderthalb Jahre im Amt - und Putin wusste, dass sie Angst vor Hunden hatte.

Machtspiele sind dem Kreml-Chef also wohl bekannt. Umsomehr zeige die aktuelle Situation in Teheran, in der Erdogan den Spies mutmaßlich umgedreht hat, wie sich das "Gewicht Putins auf der politischen Weltbühne" verändert habe, schreibt die Journalistin Joyce Karam auf Twitter. 

„Diese 50 Sekunden, die Erdoğan Putin warten ließ, während der genervt vor den Kameras steht, sagen viel darüber aus, wie viel sich nach der Ukraine verändert hat“, so Karam. 

Dem schließen sich auch andere Twitter-Nutzer:innen an. Putin sei ein "Meister der Inszenierung" heißt es hier unter anderem. „Erdogan lässt Putin seine eigene Medizin kosten“, schreibt ein Reporter vom „Vice“-Magazin auf Twitter. 

Das Treffen im Iran war das erste Treffen Putins mit einem Staatsoberhaupt der NATO-Allianz seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Ende Februar. Bei dem Spitzentreffen waren Putin und Erdogan am mit Irans Präsident Ebrahim Raisi zusammengetroffen. Gesprächsthemen waren eine Verbesserung der Lage im Bürgerkriegsland Syrien, regionale Kooperationen und der Krieg in der Ukraine.

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