Schweiz hebt Frauenrentenalter auf 65 an - Frauen wütend und enttäuscht

Schweizer stimmen für höheres Rentenalter für Frauen
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Von Verena Schad
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Die Schweizer haben in einer Volksabstimmung äußert knapp mit 50,6 Prozent dafür votiert, das Rentenalter für Frauen von 64 auf 65 Jahre zu erhöhen. Beim Abstimmungsverhalten gab es den größten Geschlechterunterschied in der Geschichte der Schweizer Volksabstimmung. Frauen protestieren bereits.

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Die Schweizerinnen und Schweizer haben in einer Volksabstimmung äußert knapp mit 50,6 Prozent dafür votiert, das Rentenalter für Frauen von 64 auf 65 Jahre zu erhöhen. Beim Abstimmungsverhalten gab es den größten Geschlechterunterschied in der Geschichte der Schweizer Volksabstimmung. Frauen protestieren bereits auf den Straßen.

Die erste Rentenreform seit 25 Jahren soll die Rentenkasse zumindest für die nächsten Jahre stabilisieren. Linke, Gewerkschaften und Frauenverbände hatten die Erhöhung abgelehnt. Zuerst müsse sichergestellt werden, dass Frauen genauso viel verdienen wie Männer, so die Kritik.

Barbara Gysi, die Nationalrätin der Sozialdemokratischen Partei sagte im Schweizer Fernsehen: "Es ist vor allem eine Niederlage für jene Frauen, die hart arbeiten, einen kleinen Lohn haben und nicht selbst entscheiden können, wann sie in Rente gehen."

Die Stabilität der Rentenkasse sei gefährdet, weil geburtenstarke Jahrgänge das Rentenalter erreichen und die Lebenserwartung steigt, argumentiert die Regierung. Für ausreichende Mittel in der Rentenkasse soll auch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7,7 auf 8,1 Prozent sorgen. Für diesen Schritt stimmten 56 Prozent.

Krasser Unterschied zwischen Männern und Frauen bei der Abstimmung

Das knappe Ja zum höheren Frauen-Rentenalter sorgt für Diskussionen. Noch nie hat es so einen krassen Unterschied zwischen Männern und Frauen bei einer Abstimmung gegeben. Männer haben 28 Prozentpunkte mehr für ein Ja zur Rentenalteranhebung für Frauen gestimmt als die Frauen selbst - der größte Geschlechterunterschied bei einer Volksabstimmung in der Schweiz. 

Schon in den Umfragen stellte sich heraus, dass fast drei Viertel der Männer der geplanten Reform zustimmen, mehr als die Hälfte der Frauen aber dagegen ist. .

Bundesrat und Innenminister Alain Berset sagte: "Iimmerhin ist es uns gelungen, nach 25 Jahren die AHV zu reformieren und damit ihre Finanzen zu stabilisieren. Dieser Schritt war wirklich nötig, er erlaubt uns, den demografischen Wandel in den nächsten Jahren zu bewältigen."

In der Schweiz ist der Lohnunterschied enorm, Frauen verdienten im Durchschnitt 43 Prozent weniger als Männer. An diesem Montag gab es bereits erste Protestkundgebungen. In Bern versammelten sich mehrere hundert Menschen und forderten, die Gleichstellung der Frauen in der Schweiz voranzutreiben.

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