Ukraine: 4,5 Millionen Menschen ohne Strom, Putins Truppen in Cherson vor Rückzug

Stromausfall: Der 17-jährige Danylo nimmt am gestrigen Donnerstag in der Nähe von Kiew bei Kerzenlicht an einer Online-Biologiestunde teil.
Stromausfall: Der 17-jährige Danylo nimmt am gestrigen Donnerstag in der Nähe von Kiew bei Kerzenlicht an einer Online-Biologiestunde teil. Copyright Efrem Lukatsky/AP
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Von Euronews mit dpa
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In der Nacht gab es neue Luftangriffe auf das ukrainische Energienetz, rund die Hälfte ist bereits zerstört. Viele Menschen sitzen im Dunkeln. Derweil steht die ukrainische Armee im südlichen Cherson vor der Rückeroberung.

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Die G7 wollen der Ukraine über den Winter helfen. Bei einem Treffen der wirtschaftsstarken Demokratien in Münster einigten sich die Außenministerinnen und -minister auf ein konkretes Nothilfeprogramm. 

G7-Nothilfepaket: Generatoren, Decken und Zelte für den Winter

Es sollen Generatoren, Heizgeräte, Pumpen, Sanitärcontainer, Betten, Decken und Zelte in die Ukraine geliefert werden.

"Russland kann die Ukraine nicht besetzen. Sie können militärisch, auf dem Schlachtfeld, nicht gewinnen. Sie können den Krieg nicht gewinnen. Und sie sind dabei, das Land systematisch zu zerstören", sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell in Münster. "Millionen von Menschen haben keinen Zugang mehr zu Strom. Putin hat vor, das Land im Winter in Dunkelheit zu stürzen. Das ist ein Kriegsverbrechen."

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock war Gastgeberin des Treffens, da Deutschland aktuell die G7-Präsidentschaft innehat.

Die Ukraine meldete in der Nacht zum Freitag zahlreiche russische Raketen- und Luftangriffe. Knapp die Hälfte des Energienetzes wurde bereits zerstört. "Allein heute Abend sind etwa 4,5 Millionen Menschen von den Notabschaltungen betroffen und vorübergehend von der Stromversorgung abgeschnitten", erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner nächtlichen Videoansprache.

Dass Russland zuletzt verstärkt Heizkraftwerke und Stromanlagen attackiere, sei "ein Zeichen von Schwäche", so Selenskyj. Die russische Armee könne auf dem Schlachtfeld keine Erfolge erzielen und versuche nun, die Ukrainer auf diesem Weg zu "brechen". Dies werde aber nicht gelingen. Der Freitag ist der 254. Tag des Krieges.

Kiew setzt weiter auf Sieg, die Moral in der Armee ist hoch. Auch weil sich in Cherson die Hinweise auf einen anstehenden russischen Abzug mehren. Die Lage der Besatzer in der umkämpften südukrainischen Stadt hatte sich zuletzt drastisch verschlechtert. Die russische Flagge wurde offenbar schon vom Gebäude der Besatzungsverwaltung entfernt.

Die strategisch wichtige Stadt wurde als eine der ersten von russischen Truppen besetzt und gehört zu den vier Gebieten, die Kremlchef Putin jüngst völkerrechtswidrig zu einem Teil Russlands erklärt hatte.

USA: Ukraine kann Gebiete zurückerobern

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat sich zuversichtlich gezeigt, dass die Ukrainer noch von russischen Truppen besetzte Gebiete auf der Westseite des Flusses Dnipro und rund um die Stadt Cherson zurückerobern können. "Ich glaube, dass sie dazu in der Lage sind", sagte Austin am Donnerstag in Washington. "Am wichtigsten aber ist, dass die Ukrainer selbst glauben, dass sie dazu fähig sind."

Die USA spielen eine zentrale Rolle bei den Waffenlieferungen und anderen Hilfen für die Ukraine zur Verteidigung gegen den seit Februar laufenden russischen Angriffskrieg.

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