Die Ukraine hat erste Zivilisten aus Kherson evakuiert und wirft Russland Terror und gezielte Angriffe auf Zivilisten vor. Die Lage bleibt auch wegen der Zerstörungen der Stromleitungen und der Infrastruktur kritisch.
Das von ukrainischen Truppen zurückeroberte Gebiet Cherson ist nach Angaben der regionalen Militärverwaltung seit Samstag mehr als 50 Mal von russischen Streitkräften beschossen worden. Die Ukraine hat erste Zivilisten evakuiert und wirft Russland Terror und gezielte Angriffe auf Zivilisten vor.
Etwa 100 Menschen sind mit dem Zug in der Westukraine gebracht worden, und die Lage bleibt auch wegen der Zerstörungen der Stromleitungen und der Infrastruktur kritisch. Nach und nach werden die Haushalte wieder an das Stromnetz angeschlossen, aber bisher haben nur fünf Prozent der Bewohner wieder Licht in ihren Wohnungen, und zumindest ein Krankenhaus habe wieder Strom.
Raketen auf Krywyj Rih
Bei einem russischen Raketenangriff ist nach ukrainischen Angaben die Großstadt Krywyj Rih im Süden getroffen worden. Zwei Raketen hätten am Sonntagmorgen eine Verkehrsinfrastruktureinrichtung zerstört, teilte der Militärgouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk mit. In der Stadt sei es zu Explosionen gekommen, über Opfer wurde zunächst nichts bekannt.
In mehreren Gebieten im Osten und Süden der Ukraine wurde Luftalarm ausgelöst. Auch der Bezirk Nikopol nördlich des Flusses Dnipro wurde nach ukrainischen Angaben mit Granaten und schwerer Artillerie beschossen.
Binnen 24 Stunden seien in verschiedenen ukrainischen Gebieten durch russische Angriffe insgesamt sieben Zivilisten getötet und weitere 19 verletzt worden, teilte der Vizechef des Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko, bei Telegram mit.
Russland mit schweren Verlusten in Region Donezk
Russland hat nach Einschätzung britischer Geheimdienste in der schwer umkämpften Region Donezk viele Gefallene zu beklagen. Rund um die Städte Pawliwka und Wuhledar im Süden der Region habe es intensive Kämpfe mit schweren Verlusten für die russische Marineinfanterie gegeben, hieß es in einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums. London wertet die Kämpfe auch als Zeichen dafür, dass Russland die Region als möglichen Startpunkt einer Offensive Richtung Norden sieht.
Estland: Russland wird militärisch lernen
Estland sieht den Nachbarn Russland trotz Verlusten nicht entscheidend geschwächt. "Wir müssen ehrlich und klar sein: Die russische Marine und die russische Luftwaffe sind mehr oder weniger so groß wie vor dem Krieg", so Verteidigungsminister Hanno Pevkur. Zwar hätten die Landstreitkräfte deutlich an Kraft verloren, würden aber "eher früher als später" den Umfang vor Kriegsbeginn am 24. Februar haben oder sogar größer sein.
Er erwarte zudem, dass Russland aus dem Kriegsverlauf lernen werde. "Sie werden mehr in die Fähigkeiten investieren, die aus ihrer Perspektive in der Ukraine erfolgreich waren. Wir haben keinen Grund zur Annahme, dass die Gefahr durch Russland irgendwie kleiner oder die Bedrohung geringer ist."