Nur 8,8 Prozent gehen zur Wahl: Tunesiens Demokratie am Abgrund

Staatschef Saied bei der Stimmabgabe: Die Opposition spricht von einem "Fiasko" und fordert den Rücktritt des Präsidenten.
Staatschef Saied bei der Stimmabgabe: Die Opposition spricht von einem "Fiasko" und fordert den Rücktritt des Präsidenten. Copyright Slim Abid/AP
Von Euronews mit dpa
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Bei der Parlamentswahl in Tunesien ist eine große Mehrheit der Menschen dem Boykott-Aufruf der Opposition gefolgt. Nur 8,8 Prozent Wahlbeteiligung - nach Jahren der Korruption und der Krise ist der Frust bei den Menschen groß.

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Bei der Parlamentswahl in Tunesien ist eine große Mehrheit der Menschen dem Boykott-Aufruf der Opposition gefolgt. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 8,8 Prozent - bei der letzten Abstimmung 2019 waren noch 40 Prozent der Wahlberechtigten an die Urnen gegangen.

Opposition fordert Rücktritt von Präsident Saied

Eine Ohrfeige für Präsident Kais Saied, der das nordafrikanische Land zunehmend autoritär regiert. Vergangenes Jahr hatte er das Parlament aufgelöst, er regiert seitdem per Dekret. Mit einer Verfassungsreform baute er seine Macht weiter aus. Die Opposition wirft ihm vor, die Demokratie zu untergraben und fordert seinen Rücktritt.

Wirtschaftskrise, Korruption und Armut

Nach dem Arabischen Frühling 2010 gelang Tunesien als einzigem Land der Übergang zur Demokratie. Politische Machtkämpfe und grassierende Korruption verhinderten aber einen dauerhaften Wandel. Das Land steckt tief in einer Wirtschaftskrise, Armut und Arbeitslosigk eit nehmen seit Jahren zu.

Die Politik hat bislang keine Lösungen für die wirtschaftlichen Verwerfungen und die hohe Arbeitslosigkeit im Land gefunden. Die Führung in Tunis verhandelt derzeit zwar über einen Milliarden-Kredit mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), um einen Staatsbankrott abzuwenden. Doch aus der Schuldenspirale wird der Kredit Tunesien auf lange Sicht nicht befreien.

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