Keine Zukunft in Tunesien: Junge Arbeitsuchende wagen den Sprung nach Deutschland

Sprachunterricht in Tunis
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Von Euronews mit AFP
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Die Arbeitslosigkeit in Tunesien ist hoch. Bei jungen Akademikern beträgt sie rund 30%. Nach Frankreich, Kanada und den Golfstaaten steht nun auch Deutschland auf der Liste der Wunschländer für eine Auslandskarriere. Denn dort werden Arbeitskräfte händeringend gesucht.

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Die Kurse der Sprachschule Yeft in Tunis sind nahezu ausgebucht. Deutsch ist besonders gefragt. Immer mehr diplomierte junge Menschen auf Arbeitsuche zieht es in die größte Volkswirtschaft Europas, die ihrerseits händeringend Fachkräfte sucht. Wie die tunesische Ingenieurin Nermine Madssia.

Respekt, Anerkennung und ein gutes Gehalt

Sie sagt, die Arbeitslosigkeit in Tunesien sei hoch, bei jungen Akademikern betrage sie rund 30 %. "Es gibt viele Ingenieure, die keine Arbeit haben. Die beste Lösung ist, auszuwandern, wenn man Respekt, Anerkennung und ein gutes Gehalt bekommt, ist das viel besser!"

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Der 28-Jährige Elyes Jelassi, ausgebildeter Krankenpfleger, steht kurz vor dem großen Sprung. Nach drei Jahren Studium und Praktika in verschiedenen Krankenhäusern hat er sich gegen eine Karriere in Tunesien entschieden.

"Ich kann jederzeit nach Tunesien zurückkehren"

Er wurde aus der Ferne angeworben und hat einen Arbeitsvertrag mit einer Klinik in Wiesbaden unterschrieben, wo er in den ersten sechs Monaten sogar kostenlos wohnen darf. "Ich habe in Deutschland viele Freunde, die mich motiviert haben, dorthin zu gehen und zu arbeiten", meint Elyes Jelassi. "Im Vergleich zu Tunesien sind die Gehälter gut, auch die Arbeitsbedingungen sind besser als in meinem Land, leider. Und Deutschland ist gar nicht so weit weg, wie zum Beispiel Kanada. Ich kann jederzeit nach Tunesien zurückkehren."

Deutsche Arbeitgeber bieten Vertrag und zahlen Sprachkurse

Angebote wie dieses sind keine Seltenheit. Das geburtenschwache Deutschland hat einen enormen Bedarf an Arbeitskräften vom Gesundheitswesen und IT-Bereich, bis zum Bau-, Hotel- und Gaststättengewerbe. In den besonders angespannten Branchen sind Arbeitgeber bereit, schon vorab einen Arbeits- oder Ausbildungsvertrag zu unterschrieben, um dem Bewerbe den Antrag auf ein Visum zu erleichtern. Manche finanzieren sogar die sprachliche Grundausbildung auf dem Niveau B1, das sind etwa sechs Monate Deutschunterricht.

Tunesien seinerseits erlebt eine schwere Wirtschaftskrise, die sich unter Präsident Kais Saied noch verschärft hat. Konsequenz: Fast jeder zweite junge Mensch will auswandern. Mehr als 40.000 Ingenieure und 3.3000 Ärzte haben das Land in den letzten fünf Jahren verlassen.

Nach Frankreich, Kanada und den Golfstaaten steht nun auch Deutschland auf der Liste der Wunschländer für eine Auslandskarriere.

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