Nicht genug? Polemik nach Ruttes Entschuldigung für Sklaverei der Niederlande

Die Entschuldigung des niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte hat gemischte Reaktionen hervorgerufen.
Die Entschuldigung des niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte hat gemischte Reaktionen hervorgerufen. Copyright Peter Dejong/Copyright 2022 The AP. All rights reserved
Copyright Peter Dejong/Copyright 2022 The AP. All rights reserved
Von Shafia KhawajaEuronews mit dpa
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte entschuldigte sich am Montag für das Leid durch die Sklaverei. Seine Rede löste gespaltene Reaktionen aus. Die Entschuldigung sei historisch und gleichzeitig beinhalte sie keine konkreten Handlungen.

WERBUNG

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte hat sich am Montag im Namen seiner Regierung für die niederländische Vergangenheit, in der Sklaverei praktiziert wurde, entschuldigt.

Die Reaktionen waren gespalten: Zum einen wurde die Rede als „historischer“ Moment begrüßt. Zum anderen wurde kritisiert, dass Rutte keine konkreten Pläne zur Wiedergutmachung vorschlug.

Sint Maartens Premierministerin, Silveria Jacobs, bezeichnete die Entschuldigung als „abrupt“ und „erzwungen“. Die niederländische Regierung lege einen Zeitplan auf, nachdem die traumatische Geschichte des Sklavenhandels aufzuarbeiten sei.

Viele Nachfahren versklavter Menschen verurteilten die niederländische Regierung dafür, sie nicht ausreichend konsultiert zu haben. Andere forderten, dass König Willem-Alexander die Entschuldigung hätte aussprechen sollen. Surinamische Verbände kritisierten, dass die Rede an einem willkürlichen Datum gehalten wurde - und nicht wie gefordert am 1. Juli 2023, der Tag, an dem sich die Abschaffung der Sklaverei zum 150. Mal jährt. 

"Wir akzeptieren die Entschuldigung nicht"

Die ehemals drittgrößte Kolonialmacht der Welt erzielte durch die Versklavung von Plantagenarbeitern hohe Gewinne. 

"Heute ging alles von den Niederlanden aus, und ich denke, man hat an den Reaktionen gemerkt, dass wir uns alle sehr unwohl dabei gefühlt haben. Aber die Absichten sind gut“, meinte Karel Chonnie, der katholische Bischof von Paramaribo in Suriname. Der kleine Staat an der Nordostküste Südamerikas wurde 1975 unabhängig und hat rund 600 000 Einwohner.

"So wie die Entschuldigung präsentiert wurde, akzeptieren wir sie nicht“, teilte Armand Zunder, der Leiter der Nationalen Entschädigungskomission Suriname (NRCS) mit. Die Rede solle zunächst intern diskutiert und bewertet, und anschließend die surinamische Regierung beraten werden, ob sie die Entschuldigung annehmen solle, wo und wann.

Regierungsvertreter wurden am Montag im Suriname und auf den niederländischen Antillen erwartet, den sechs Karibikinseln Aruba, Bonaire, Curaçao, Saba, St. Maarten und St. Eustatius. Bis 1954 waren sie eine niederländische Kolonie und sind seitdem ein autonomes Gebiet innerhalb des Königreiches mit rund 300 000 Einwohnern. König Willem-Alexander ist dort weiterhin das Staatsoberhaupt. 

Peter Dejong/Copyright 2022 The AP. All rights reserved
Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte betonte, dass die Sklaverei Auswirkungen bis heute habePeter Dejong/Copyright 2022 The AP. All rights reserved

Forderung nach Reparationszahlungen

Rutte kündigte aber an, dass es keine Entschädigung für die Nachkommen versklavter Menschen gebe. Stattdessen solle ein 200-Millionen-Euro Fond für Initiativen eingerichtet werden, unter anderem für mehr Aufklärung zu diesem Thema.

Der niederländische Ministerpräsident betonte, dass die jahrhundertelange Unterdrückung und Ausbeutung noch Auswirkungen auf das Hier und Jetzt hat: In rassistischen Stereotypen, Diskriminierung und sozialer Ungleichheit.

Ab dem 17. Jahrhundert waren die Niederlande mit Kolonien im heutigen Brasilien und Indonesien an der Versklavung von geschätzt 1,7 Millionen Menschen beteiligt.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Lettlands neuer, ein wenig anderer Staatspräsident

Rutte macht's nicht mehr - oder vielleicht doch wieder

Amsterdam will britische Partytouristen abschrecken - das geht nach hinten los