Ukraine: Wie der Krieg Menschen traumatisiert

Ein Jahr Krieg in der Ukraine hat nicht nur unzählige Menschenleben gefordert und vieles zerstört. Russlands Angriffskrieg verursacht bei vielen Ukrainern immensen seelischen Schaden.
Laut der Regierung in Kiew leiden knapp zwei Drittel der ukrainischen Soldaten unter posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Hälfe der Bevölkerung brauche psychologische Unterstützung.
Vor sechs Monaten habe man nicht viel darüber sagen können, erklärt Oleg Berezyuk, ein Psychiater aus Lwiw. "Weil wir bis dahin noch nicht viel wussten. Vor ein paar Monaten habe ich angefangen zu verstehen, dass die Menschen wissen sollten, dass jemand ihnen helfen wird."
Ziel sei es, den Menschen zu ermutigen, trotz psychischer Probleme am Leben weiter teilzunehmen. Doch zur Zeit, so erklärt die Regierung, könne nur ein Drittel der aufgrund des Krieges psychisch belasteten Menschen psychologische Betreuung erhalten.
"Emotionale Erschöpfung"
Den Menschen auf der Straße sieht man die Erschöpfung an. Eine Frau mittleren Alters sagt: "Verwandte starben hier, Nachbarn starben da, ein Freund starb dort. Andere Freunde gingen zur Armee."
"Am 11. November wurde Cherson befreit, aber die Gewalt geht dort täglich weiter", sagt eine andere.
Ein Mann zeigt seinen Soldatenausweis und sagt: "In dieser Hinsicht gibt es eine emotionale Erschöpfung, sodass man so schnell wie möglich den Krieg gewinnen und das terroristische Regime zerstören will."
Doch es sieht nicht danach aus, dass der Krieg in der Ukraine bald enden wüde. Ein Jahr nach der russischen Invasion ist es unklar, was die nächsten zwölf Monate den Ukrainern bringen werden.