Pressefreiheit in Russland: Der Kampf für unabhängige Medien

Journalisten berichten aus Lettland
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In Russland wird seit dem Einmarsch in der Ukraine die freie Presse besonders stark unterdrückt. Im Media Hub in Riga werden seit Kriegsausbruch mehr als 500 Medienschaffende aus der Ukraine, Belarus und Russland unterstützt.

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In Russland wird seit dem Einmarsch in der Ukraine die freie Presse besonders stark unterdrückt. Es gelten strenge Gesetze. Jeder, der die Geschehnisse in der Ukraine als Krieg bezeichnet, wird strafrechtlich zur Verantwortung gezogen

Denis Kamaliagin, Chefredakteur der Pskowskaja Gubernia erzählt Euronews, dass bereits Anfang März, in den ersten Tagen nach der Einführung der Militärzensur, "die OMON zu uns gekommen ist" und mit vorgehaltenen Waffen "all meine Praktikanten, die zu diesem Zeitpunkt in der Redaktion waren, verängstigte. Sie drohten damit, sie am nächsten Tag an die Front zu schicken. Die Praktikanten sind jung, im Militäralter. Unsere gesamte Ausrüstung wurde mitgenommen."

Kamaliagin arbeitet im Media Hub in der lettischen Hauptstadt Riga, das seit Beginn des Krieges mehr als 500 Medienschaffende aus der Ukraine, Belarus, aber vor allem aus Russland unterstützt.

Medien eröffnen Büros in Lettland

In den ersten Monaten des Krieges wurden die in Russland arbeitenden Journalisten vom lettischen Außenminister Edgars Rinkēvičs eingeladen, nach Riga zu ziehen. Deutsche Welle, BBC Russian Services, Washington Post und andere Medien haben Büros in Lettland eröffnet. Führende russische Oppositionsmedien wie Meduza, Novaya Gazeta, Current Times television und Radio Free Europe/Radio Liberty sind jetzt ebenfalls in Riga ansässig.

"Wir sehen Riga als einen strategischen Standort, von dem aus wir hören können, was die Russen denken, auch die Russen, die im Exil sind, sagt Elmārs Svekis, Büroleiter von Radio Free Europe/Radio Liberty. "Wir haben immer noch Zugang zu einigen unserer Journalisten und Kollegen, die weiterhin unter erheblicher Gefahr aus Russland arbeiten. Und wir richten uns auch an russischsprachige Zielgruppen in Russland, in der GUS, aber auch in der Europäischen Union."

"Die Stimmen aus Russland werden gehört"

Die Überprüfung von Fakten, die russische Propagandabotschaften widerlegen, und der investigative Journalismus sind zu den wichtigsten Genres geworden. Um mit Kolleginnen und Informanten in Russland zu kommunizieren, nutzen die Journalist:innen anonyme Kommunikationsmittel und soziale Netzwerke.

"Die Stimmen aus Russland werden gehört", sagt Journalist Timofey Rozhanskiy. Und es ist sehr wichtig, dass sie gehört werden. Und natürlich können wir in gewissem Sinne die Stimme der Menschen sein, die in Russland geblieben sind und mit dem, was dort geschieht, nicht einverstanden sind."

Wie lange werden die Medienschaffenden in Riga bleiben?

Obwohl Russland den Zugang zu unabhängigen Medien aktiv einschränkt und diejenigen bedroht, die diese Publikationen lesen oder ansehen, sind die Journalist:innen zuversichtlich, dass die von ihnen produzierten Inhalte ein breites Millionenpublikum in Russland erreichen.

Kirill Martynov, Chefredakteur der Novaya Gazeta Europe, sagt, dass "im vergangenen Jahr, zu Beginn des Krieges und zur Zeit der Ankündigung der Mobilisierung im September 2022, alle unabhängigen Medien eine Rekordzahl von Zuschauern hatten". Die Menschen hätten verstehen und herausfinden wollen, "was wirklich vor sich ging".

Für viele Journalistinnen und Journalisten war der Umzug von Russland nach Riga eine überstürzte Übergangslösung. Sie ahnen jedoch bereits, dass diese als vorübergehend gedachte Situation eine für eine sehr lange Zeit, wenn nicht sogar für immer sein könnte.

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