Ökodorf versucht sich an nachhaltigen und autarken Lösungen

Österreichs erstes okologisch nachhaltiges Dorf
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Von der Kaserne zum Ökodorf: Förderung des Zusammenspiels nachhaltiger Lösungen "Cambium Leben in Gemeinschaft" ist auf dem Weg, das erste Ökodorf Österreichs zu werden.

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Von der Kaserne zum Ökodorf: Förderung des Zusammenspiels autarker Lösungen "Cambium Leben in Gemeinschaft" ist auf dem Weg, das erste Ökodorf Österreichs zu werden. Es liegt im Südosten des Landes, eine Autostunde von der Stadt Graz entfernt, und ist in einer ehemaligen Kaserne untergebracht. Auf 3 000 Quadratmetern Wohnfläche und 20 Hektar Ackerland leben heute rund 40 Erwachsene und 20 Kinder aus der ganzen Welt, die hierher gezogen sind, um neue Wege für ein nachhaltigeres Leben zu erproben.

Eine von ihnen ist die aus Italien stammende Anthropologin Rafaela Walter Bachmann. Sie gehört zu den Mitbegründern der Gemeinschaft und erinnert sich daran, wie die Bewohner 2019 dank eines Crowdinvestings über 2 Mio. Euro für den Kauf des Grundstücks aufbrachten. "Es war ein langer Prozess", sagt sie. "Wir haben diese Kaserne 2015 gefunden und bauen gerade das erste Ökodorf des Landkreises auf. Schritt für Schritt testen und strukturieren wir eine ganze Reihe von nachhaltigen Lösungen."

Diego Giuliani
Anbei im eigenen GemüsegartenDiego Giuliani

Unterstützt durch das europäische Projekt "Houseful" geht es dabei vor allem darum, das Miteinander zu verbessern. Eine davon ist ein so genannter "Bio-Meiler", ein Holzkomposthaufen, der aus den Abfällen der Gemeinschaftsschreinerei hergestellt wird. "Wenn wir hier ein bisschen wühlen, spüren wir schon, dass es sehr warm ist", sagt Cosmo Atef, einer der Bewohner, während er seine Hände in den Kompost taucht. "Heute sehen wir keinen Dampf aufsteigen, weil es zu heiß ist, aber der Gärungsprozess erzeugt Wärme, und dank eines Rohrsystems, das wir im Inneren des Komposthaufens haben, nutzen wir sie, um das Wasser zu erhitzen."

Nach der Erwärmung durch den "Bio-Meiler" wird das Wasser dann in das nahe gelegene Gewächshaus geleitet, wo es durch ein Serpentinen-Rohrsystem in eine "natürliche Wand" geleitet wird. Jan Barnick, der seit langem für die Umsetzung der von der Gemeinde gewählten natürlichen Lösungen verantwortlich ist, erklärt:

"Das ist keine gewöhnliche Mauer. Sie besteht aus Stroh, Kohle, Sand und Lehm, diesem wunderbaren Material, das wir hier draußen überall finden können. Aufgrund seiner Zusammensetzung speichert es Wärme, es speichert Wasserdampf und es speichert auch Kohlendioxid, das hier gebunden wird und nicht in die Atmosphäre entweicht."

Diego Giuliani
Das Gewächshaus spielt eine wichtige Rolle bei der WasseraufbereitungDiego Giuliani

Wenn die Wärme so wichtig ist, dann auch deshalb, weil das Gewächshaus selbst eine Schlüsselrolle bei der Kreislaufwirtschaft von Abfall und Ressourcen der Gemeinde spielt. Im Inneren befindet sich eine so genannte "grüne Wand", die aus mehreren Reihen von Töpfen mit verschiedenen Pflanzenarten besteht. Sie sehen schön aus, sie riechen gut, aber sie leisten vor allem eine äußerst wertvolle Arbeit. Marco Hartl ist Umweltingenieur bei alchemia-nova, dem Unternehmen, das für die grüne Wand verantwortlich ist. "Das ist eine naturnahe Lösung", erklärt er. "Die Pflanzen und die Mikroorganismen übernehmen im Grunde die Arbeit für uns und das ohne zusätzlichen Energieaufwand: Sie filtern und reinigen das Wasser aus den Toiletten, der Waschmaschine und den Duschen, so dass es wiederverwendet werden kann."

Gemäß den EU-Normen kann das durch die grüne Wand gereinigte Wasser für die Bewässerung der tausend Quadratmeter großen Fläche wiederverwendet werden. Nach den EU-Normen kann das Wasser, nachdem es durch die grüne Wand gereinigt wurde, für die Bewässerung des tausend Quadratmeter großen Gemüsegartens der Gemeinde wiederverwendet werden. "Hier bauen wir 70 verschiedene Pflanzen an, von Tomaten und Salat bis zu Bohnen, Erbsen und Kürbissen", sagt Claudia Schnirch, eine der Bewohnerinnen.

Diego Giuliani
Cambium. Leben in GemeinschaftDiego Giuliani

"Mit diesem Gemüse ernähren wir 60 Menschen für etwa acht Monate im Jahr. Letztes Jahr haben wir drei Tonnen Gemüse geerntet, und das ermöglicht uns beträchtliche Einsparungen". Gedüngt wird der Gemüsegarten mit "Gärresten", einem natürlichen Flüssigdünger, der als Nebenprodukt von der gemeindeeigenen Mini-Biogasanlage, der ersten ihrer Art in Österreich, abgegeben wird. "Hier fließt alles zusammen: die Nährstoffe aus der Biogasanlage und aus dem Kompost und das aufbereitete Wasser. Hier schließt sich aber auch der Kreis", sagt Claudia. "Nachdem das Gemüse gegessen und heruntergespült wurde, gelangt es wieder in den Recyclingprozess."

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