Der Papst und das verschwundene Mädchen - ein 40 Jahre alter Skandal und kein Ende

Pietro Orlandi, Bruder der vor 40 Jahren verschwundenen Emmanuela Orlandi
Pietro Orlandi, Bruder der vor 40 Jahren verschwundenen Emmanuela Orlandi Copyright Gregorio Borgia/Copyright 2023 The AP. All rights reserved.
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1983 verschwand eine junge Frau namens Emmanuela Orlandi. Jetzt behauptet ihr Bruder Pietro unter anderem, Papst Johannes Paul II. habe nachts mit einigen Bischöfen den Vatikan verlassen, um persönlich in Rom nach der Jugendlichen zu suchen.

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Der Vatikan wird von einem alten Skandal eingeholt, bei dem vor 40 Jahren viele Fragen unbeantwortet blieben. 1983 verschwand eine junge Frau namens Emmanuela Orlandi. Jetzt behauptet ihr Bruder Pietro unter anderem, Papst Johannes Paul II. habe nachts mit einigen Bischöfen den Vatikan verlassen, um persönlich in Rom nach der Jugendlichen zu suchen.

Franziskus hat ihn jetzt öffentlich gegen die Vorwürfe verteidigt.

"Ich richte einen dankbaren Gedanken an das Andenken des heiligen Johannes Paul II, der in diesen Tagen Gegenstand von beleidigenden und unbegründeten Unterstellungen ist."

Papst Franziskus

Es ist eine neue Wendung im mysteriösen Verschwinden von Emmanuela Orlandi, die unter anderem Thema der Netflix-Dokumentationsserie "The Vatican Girl" war. Für viele steckt die Kirche hinter ihrem Verschwinden. Der Vatikan hat die Ermittlungen wiederaufgenommen in dem Fall, der als Entführung behandelt wird und bisher weder polizeilich noch gerichtlich geklärt wurde. Die Strafverfolger wollen dem Verdacht und den Hinweisen nachgehen, wonach Emanuela Orlandi, die Tochter eines Kurien-Angestellten und Staatsbürgerin des Vatikans, entführt oder ermordet wurde. Die Teenagerin kam am 22. Juni 1983 nach einer Musikstunde in der Altstadt Roms nicht mehr nach Hause. Eine Leiche wurde nie gefunden.

"Ich habe gesagt, was ich zu sagen habe, ich habe darüber im Fernsehen gesprochen. Ich habe über alles gesprochen, was mit der Verhandlung zusammenhängt, über die Dokumente, die ich besitze, über London, darüber, das Emanuela nach London gebracht wurde, über Pädophilie und über die hochrangigen Prälaten, die mit dieser Pädophilie-Problematik in Verbindung stehen könnten."

Pietro Orlandi, Bruder von Emanuela Orlandi

Rund um den Fall gab es in den vier Jahrzehnten unzählige Gerüchte und Theorien: Manche gehen davon aus, dass sie das Opfer eines Pädophilenrings oder der Mafia gewesen sein könnte. 

Daneben wurde in den letzten Jahrzehnten vermutet, Emanuela könnte Opfer Krimineller geworden sein, die Ali Agca freipressen wollten. Agca hatte 1981 ein Attentat auf Papst Johannes Paul II. verübt. Er überlebte nur knapp.

Eine weitere Theorie besagt, dass Emanuela von Vatikandiplomaten entführt und für Sexpartys missbraucht worden sein soll. Bislang erhärteten sich keine der Spekulationen - nichts führte zur Lösung des mysteriösen Falls.

Ende 2015 hatte die Staatsanwaltschaft von Rom den Fall zu den Akten gelegt. Daraufhin wandten sich die Angehörigen von Orlandi wieder an den Vatikan und direkt an Papst Franziskus. Beobachter spekulieren, dass der Pontifex selbst zuletzt Druck gemacht haben dürfte.

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