Skandinavische Medien: Spionieren russische Schiffe in nordeuropäischen Gewässern?

Dokumentation "Schattenkrieg" berichtet über mögliche russische Spionage in nordeuropäischen Gewässern
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Von Euronews mit dpa
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Ermittler gehen davon aus, dass die Explosionen an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 auf Sabotage zurückzuführen sind. Wer dafür verantwortlich war, ist weiter unklar. Eine Recherche zeigt nun, wie russische Schiffe sensible Infrastruktur auf See kartografieren.

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Russland spioniert nach Recherchen skandinavischer Medien kritische Infrastruktur in nordeuropäischen Gewässern aus. Wie die nordischen Rundfunksender SVT (Schweden), NRK (Norwegen), DR (Dänemark) und Yle (Finnland) berichteten, seien in den vergangenen zehn Jahren 50 Schiffe beobachtet worden, die verdächtige Fahrten unternahmen, darunter Forschungs- und Frachtschiffe, Fischereiboote und Jachten.

Das sei ernst, sagt Björn Palmertz, vom Zentrum für Cybersicherheit "Rise", denn es zeige die Absicht, "auf sehr offensive Art und Weise Informationen zu sammeln und Dinge abzubilden", die für Schweden und seine Funktion als Gesellschaft extrem wichtig seien, so Palmertz.

"Zivile Aktivitäten für militärisches Wissen als Grauzone"

Das schwedische Militär ist sich dessen bewusst, hat aber nur begrenzte rechtliche Möglichkeiten zu reagieren - denn die Schiffe dürfen sich frei bewegen. Jimmie Adamsson, Pressesprecher der schwedischen Streitkräfte, sagt, dass es eine Grauzone sei. "Man kann zivile Aktivitäten nutzen, um an militärisches Wissen zu gelangen. Das ist etwas, wogegen wir uns schützen wollen. Wir orten immer ihre Anwesenheit und passen unsere Aktivitäten entsprechend an."

In ihrer gemeinsamen Dokumentation "Schattenkrieg" berichteten die Sender SVT, NRK, DR und Yle davon, dass russische Schiffe regelmäßig in nordischen Gewässern unterwegs seien. Die verdächtigen Schiffe hätten aber ihre zur Identifikation verwendeten Sender abgeschaltet, um unter dem Radar zu bleiben.

Forschungsschiff als getarntes Spionageboot?

Als Beispiel dafür nannten die Rundfunksender ein russisches Forschungsschiff, das im November 2022 im Kattegat zwischen Dänemark und Schweden gesichtet wurde: Offiziell betreibt es demnach Meeresforschung, hat aber Funksprüche an einen Marinestützpunkt in Russland gesendet. Als DR-Journalisten zum Schiff hinausfuhren, sahen sie einen maskierten Mann mit Gewehr an Deck.

Geheimdienste und Experten gehen nach Senderangaben davon aus, dass mit dem Vorgehen Sabotageakte vorbereitet werden sollen, um die Möglichkeit zu haben, etwa die Stromversorgung in Nordeuropa lahmzulegen. Im Falle eines Konflikts mit dem Westen wisse Russland, wo es die dänische Gesellschaft mit Sabotage lähmen könne, sagte der Gegenspionagechef des dänischen Geheimdienstes, Anders Henriksen. Der russische Botschafter in Norwegen teilte demnach mit, russische Seeleute hätten das Recht, in norwegischen Küstengewässern zu fahren.

Hintergrund zu Nord Stream-Explosionen weiter unklar

Ende September 2022 war es in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm zu Explosionen an den Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 gekommen. Vier Lecks entstanden an den Pipelines. Die Behörden gehen von Sabotage aus. Trotz Ermittlungen deutscher, dänischer und schwedischer Behörden ist bis heute unklar, wer dafür verantwortlich ist. Zuletzt hatte die Zeitung "Information" berichtet, ein dänisches Patrouillenboot habe vier Tage vor den Explosionen 112 Fotos von russischen Schiffen in der Nähe der Pipelines gemacht.

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