NewsletterNewslettersEventsVeranstaltungenPodcasts
Loader
Finden Sie uns
WERBUNG

Mögliche Präsidentschaftskandidatin: Wer ist Kamala Harris?

Kamala Harris und Joe Biden auf Wahlkampftour
Kamala Harris und Joe Biden auf Wahlkampftour Copyright Alex Brandon/Copyright 2024 The AP. All rights reserved.
Copyright Alex Brandon/Copyright 2024 The AP. All rights reserved.
Von Andrew NaughtieEuronews
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Nach dem Rückzug von Joe Biden rückt seine bisherige Vize Kamala Harris in den Fokus. Ihre Kandidatur für die Wahl im November gilt als sehr wahrscheinlich. Was man über die 59-Jährige wissen sollte.

WERBUNG

Als US-Präsident Joe Biden am Sonntag, nach wochenlangem Druck seiner Partei, mitteilte, als Kandidat aus den US-Präsidentschaftswahlen auszusteigen, machte er schnell klar, dass er nur eine Nachfolgerin im Sinn hatte.

Es sei "die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe" gewesen, Kamala Harris im Jahr 2020 als seine Vizepräsidentin zu auswählen, schrieb der 81-Jährige in einem Beitrag auf X. "Ich möchte meine volle Unterstützung und Befürwortung für Kamala anbieten, die Kandidatin unserer Partei in diesem Jahr zu sein. Demokraten - es ist an der Zeit, zusammenzukommen und Trump zu schlagen. Let's do this."

Harris selbst teilte mit, dass sie Biden "im Namen des amerikanischen Volkes" für seine "außergewöhnliche Führung als Präsident der Vereinigten Staaten und für seine jahrzehntelangen Dienste für unser Land" danke. Sie fühle sich geehrt, "die Unterstützung des Präsidenten zu haben", so die 59-Jährige.

Harris muss noch von den Demokraten auf dem Parteitag in Chicago in einigen Wochen offiziell nominiert werden. Es ist zwar noch nicht sicher, ob sie einen Herausforderer haben wird – doch sie scheint momentan die Kandidatin mit den größten Chancen zu sein, viele Politikerinnen und Politiker, eben auch Biden selbst, machten sich bereits für sie stark. Harris wäre, im Falle einer erfolgreichen Nominierung und Wahl im November die erste weibliche Präsidentin des Landes.

Kamala Harris
Kamala HarrisJoe Lamberti/AP Photo

Kamala Harris – plötzlich mögliche Präsidentschaftskandidatin

Die 59-jährige Harris ist die Tochter eines jamaikanisch-amerikanischen Vaters und einer tamilisch-indischen Mutter und wuchs in Oakland, Kalifornien, auf. Nach einem Jurastudium wurde sie Bezirksstaatsanwältin und arbeitete sich im kalifornischen Rechtssystem hoch, bevor sie 2010 zur Generalstaatsanwältin des Bundesstaates gewählt wurde.

Nach ihrer Wiederwahl im Jahr 2014 wurde sie 2016 in den US-Senat gewählt, wo sie die scheidende demokratische Senatorin Barbara Boxer ersetzte. Nach ihrer Wahl in den Senat erlangte Harris schnell landesweit Bekanntheit, wenn sie ihre staatsanwaltlichen Expertise in Ausschussanhörungen einbrachte, indem sie gut informierte und erfahrene Zeugen einer forensischen Befragung unterzog.

Dazu gehörten die beiden einzigen von Trump bestätigten Generalstaatsanwälte Jeff Sessions und Bill Barr sowie der von ihm für den Obersten Gerichtshof nominierte Brett Kavanaugh.

Das Bestätigungsverfahren für Kavanaugh im Jahr 2018, bei dem der Richter schließlich als Mitglied des Obersten Gerichtshofs der USA bestätigt wurde, ist heute vor allem wegen der schweren Vorwürfe sexueller Übergriffe in Erinnerung, die von Frauen, die ihn in der High School und im College kennengelernt hatten, öffentlich gegen ihn erhoben wurden.

Noch bevor die Vorwürfe erhoben und im Senat erörtert wurden, hatte Harris die Anhörungen jedoch bereits genutzt, um Druck auf Kavanaugh wegen seiner restriktiven Ansichten zur Abtreibung auszuüben, und ihn denkwürdigerweise gefragt, ob ihm "irgendwelche Gesetze einfallen, die der Regierung die Macht geben, Entscheidungen über den männlichen Körper zu treffen".

Nicht lange nach den Kavanaugh-Anhörungen gab Harris bekannt, dass sie für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten kandidieren würde – eine Kampagne, in der sie gegen Biden antreten würde.

"Das kleine Mädchen war ich"

Harris startete im Januar 2019 ihre Präsidentschaftskampagne. Zu ihrer ersten Wahlkampfkundgebung kamen 20.000 Anhänger, es war offensichtlich, dass mit ihr zu rechnen war.

Das Feld der Demokraten wuchs jedoch bald auf mehr als 20 Kandidaten an, und es fiel Harris schwer, sich politisch zu profilieren, insbesondere gegen die mutigen Linken Bernie Sanders und Elizabeth Warren.

Ihr denkwürdigster Moment war ironischerweise, als sie Biden in einer Fernsehdebatte auf seine Ablehnung der "Busse" ansprach, die nach der Verabschiedung des Bürgerrechtsgesetzes zur Aufhebung der Rassentrennung in den Schulen eingesetzt wurden. Sie rügte ihn für seine "zivilen" Beziehungen zu Senatoren, die Anfang der 1970er Jahre die Rassentrennung befürworteten, und erinnerte Biden daran, welche Auswirkungen die Aufhebung der Rassentrennung hatte.

"Und wissen Sie, es gab ein kleines Mädchen in Kalifornien, das zur zweiten Klasse gehörte, die in die öffentlichen Schulen integriert wurde, sie wurde jeden Tag mit dem Bus zur Schule gebracht. Und dieses kleine Mädchen war ich."

Im Herbst 2019 wurde mehr und mehr klar, dass ihre Wahlkampagne intern nicht gut organisiert war, eine hohe Personalfluktuation aufwies, zudem gab es Schwierigkeiten, Geld zu beschaffen. Selbst als das Feld der Demokraten zu schrumpfen begann, stiegen ihre Umfragewerte nicht, sie schied schließlich noch vor den ersten Vorwahlen aus.

WERBUNG

Im Sommer 2020 entschied sich Biden für Harris als seine Vizekandidatin und beschrieb sie als "furchtlose Kämpferin für den kleinen Mann und eine der besten Staatsdienerinnen des Landes". Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie erwies sich Harris als starke Wahlkämpferin und lieferte eine überzeugende Leistung in der Debatte gegen Trumps Vizepräsidenten Mike Pence.

Als sie und Biden die Wahl schließlich gewannen, wurde Harris auf einen Schlag die erste Frau, die erste Schwarze und die erste Person mit südasiatischem Hintergrund, die als US-Vizepräsidentin fungierte. Harris' Zeit als Vizepräsidentin sollte sich jedoch als schwierig erweisen.

Schwierig an der Spitze

Die Amtszeit Bidens begann im Schatten des Anschlags auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021, als die Pandemie noch immer im Land wütete, während die Wirtschaft mit der Situation zu kämpfen hatte.

Vor diesem Hintergrund übertrug Biden Harris ein Portfolio mit herausragenden Themen, darunter Einwanderung und Wahlrecht – Fragen, die die Gemüter tief spalten und die nur durch eine umfassende Gesetzgebung angegangen werden konnten, was wiederum die Unterstützung einer Mehrheit im Senat erforderte, über die die Demokraten nicht verfügten.

WERBUNG

Harris sah sich daher gezwungen, für weitreichende Reformen zu plädieren, die auf dem Capitol Hill keine Aussicht auf Erfolg hatten. Ihre Bemühungen, die jahrzehntealten Einwanderungsprobleme der USA anzugehen, wurden durch ein berüchtigtes Interview, in dem sie auf die Frage, warum sie die Grenze zwischen den USA und Mexiko noch nicht besucht habe, sichtlich verärgert war, nicht gerade erleichtert.

Auch über die Atmosphäre in Harris' Büro, in dem in den ersten Jahren der Amtszeit eine auffallend hohe Personalfluktuation herrschte, wurde immer wieder negativ berichtet, und Außenstehende spekulierten wenig schmeichelhaft darüber, wie sinnvoll ihre Rolle tatsächlich war.

Als jedoch Bidens Wiederwahlkampagne in Gang kam, trat Harris erneut auf der Wahlkampftour in Erscheinung, wo sie einmal mehr bewies, dass sie in der Lage ist, eine Menschenmenge anzuziehen und zu begeistern, selbst als der alternde Präsident zunehmend Schwierigkeiten hatte.

Als sich abzeichnete, dass sich die Partei gegen eine erneute Kandidatur Bidens aussprechen würde, begannen die Spekulationen über Harris als natürliche Nachfolgerin sofort zuzunehmen, was zu einer regelrechten Explosion von Memes führte, die sich auf ihr unverwechselbares Lachen und das wiederholte Aufrufen eines der Lieblingssprüche ihrer Mutter bezogen: "Glaubst du, du bist gerade von einer Kokospalme gefallen?"

WERBUNG

Es bleibt abzuwarten, ob Harris Bidens schlechte Umfragewerte und die schwächelnde finanzielle Wahlkampfsituation wieder verbessern kann, zudem ist es noch nicht klar, ob sie bei der Nominierung eine oder einen Gegenkandidat(in) haben wird.

Die Tatsache, dass Joe Biden nun nicht mehr kandidieren wird, wird wohl, zumindest kurzfristig, neue Energie und Optimismus in ihrer Partei verbreiten. Dazu sind die stetigen Angriffe der Wahlkampagne Trumps auf das Alter des Präsidenten nun hinfällig.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Kamala Harris: Welche Folgen hätte eine Kandidatur für Europa?

Demokraten in Angst und Schrecken nach TV-Duell Biden-Trump

Trump gegen Harris: Wer liegt in den Umfragen zur US-Präsidentschaftswahl vorn?