Die Geschlechterungleichheit nimmt in den "harten" Bereichen wie Außenpolitik oder Wirtschaft wieder zu. Das beeinträchtige den Einsatz für Frauenrechte, erklärt eine Expertin der Europäischen Frauenlobby.
Das im Juni neu gewählte EU-Parlament ist das erste mit weniger Frauen als zuvor. Das hat auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung und die Leitung von europäischen Ausschüssen, sagt Jéromine Andolfatto von der Europäischen Frauenlobby:
"Die Ressorts, auf die es ankommt, die sogenannten harten Ressorts, in denen es Geld gibt und Macht, wie z.B. in Außenpolitik, Haushalt, Wirtschaft... gehen in der Regel an Männer, wenn es um die Leitung der Ausschüsse geht. Auch der Anteil der Mitglieder in diesen Ausschüssen ist stark von Männern dominiert. Das ist also leider immer noch Realität, wenn es um Frauen als Vorsitzende, stellvertretende Vorsitzende usw. geht."
Rechte Parteien: Viele Frauen, wenig Frauenrechte
Dieser Unterschied sei nicht unbedingt auf den Aufstieg rechtsextremer Parteien zurückzuführen, aber diese Parteien verteidigen auch nicht unbedingt die Frauenrechte.
"Besorgniserregend ist jedoch, dass bei den rechtsextremen Parteien oder Fraktionen im EU-Parlament ein hoher Anteil Frauen ist. Aber diese Gruppen sind nicht dafür bekannt sind, dass sie Frauenrechte unterstützen. Sie stehen den Rechten der Frauen eher feindlich gegenüber", sagt Andolfatto von der Europäischen Frauenlobby.
"Es ist also auch in diesem Sinne eine neue Herausforderung für uns, dass wir herausfinden müssen, wer uns unterstützen wird, wer sich für die Rechte der Frauen einsetzen wird."
Neue Budgets für Frauenrechte
Die EU habe durchaus in den vergangenen fünf Jahren wichtige Gesetze im Sinne der Frauenrechte verabschiedet, aber die Europäische Frauenlobby sagt auch, dass noch mehr getan werden kann: "Was wir sehen wollen, ist ein spezielles Budget für Frauenrechte, vielleicht mit Bedingungen, wenn es um die Ausschreibung und die Zuweisung des Budgets für Frauenrechte und Geschlechtergleichstellung geht."
Aber auch eine paritätische Besetzung des Kommissionskollegiums wird angestrebt, worauf auch die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen drängt.