In der womöglich einzigen Debatte vor der Wahl im November haben beide Präsidentschaftskandidaten über Themen wie Abtreibung, Migration und die Wirtschaft debattiert.
In ihrem möglicherweise einzigen Schlagabtausch vor den Präsidentschaftswahlen im November lieferten sich Kamala Harris und Donald Trump eine hitzige Debatte über Themen, wie unter anderem die wirtschaftliche Lage des Landes, Migration und Abtreibung.
Harris kritisierte Trump für den Zustand der Wirtschaft bei seinem Ausscheiden aus dem Amt. Sie betonte, sie wolle stattdessen auf den Hoffnungen und Bestrebungen des amerikanischen Volkes aufbauen und eine "Wirtschaft der Chancen" schaffen. "Wir haben das Chaos von Donald Trump beseitigt", sagte Harris. Trump entgegnete darauf und pries fälschlicherweise seine Wirtschaftsbilanz, indem er sagte, eine der besten Volkswirtschaften in der Geschichte des Landes geschaffen zu haben.
Project 2025
Die demokratische Vizepräsidentin warnte außerdem vor den Gefahren der Maßnahmen, die im sogenannten "Project 2025" aufgeführt sind. Trump leugnete, den Plan gelesen zu haben.
"Project 2025" ist ein Plan zur umfassenden Neuordnung der Exekutive in den USA, entwickelt von ehemaligen Beamten der Trump-Administration und der konservativen Denkfabrik The Heritage Foundation. Das Programm zielt darauf ab, die gesamte Staatsverwaltung nach konservativen Prinzipien umzustrukturieren und enthält zahlreiche extremistische Vorschläge, die Aspekte des öffentlichen Lebens wie Einwanderung, Abtreibung und Bürgerrechte betreffen. Der Plan gibt dem Präsidenten eine nie dagewesene Kontrolle über die Bundesbürokratie. Viele dieser Vorschläge sind verfassungswidrig und erfordern Unterstützung sowohl der Exekutive als auch des Kongresses, schreibt die American Civil Liberties Union.
"Ich habe nichts mit Project 2025 zu tun", sagte Trump bei der Debatte. "Ich habe es nicht gelesen. Ich will es nicht lesen, absichtlich. Ich werde es nicht lesen", erklärte er.
Abtreibung
Auch in der Abtreibungsfrage kam es zu einer hitzigen Auseinandersetzung. Harris hielt eine leidenschaftliche Rede für das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung und betonte: "Donald Trump sollte Frauen sicher nicht vorschreiben, was sie mit ihrem Körper tun sollen." Sie warnte davor, dass der ehemalige Präsident im Falle eines Wahlsiegs ein landesweites Abtreibungsverbot durchsetzen würde.
Trump bezeichnete dies als eine "Lüge" und sagte: "Ich werde kein Verbot unterzeichnen. Es gibt keinen Grund, eines zu unterzeichnen." Er wiederholte seine Position, dass diese Entscheidung den Bundesstaaten überlassen werden solle.
Trump forderte Harris heraus und fragte sie, ob sie Abtreibungen im dritten Trimester erlauben würde. Zudem behauptete er fälschlicherweise, dass die Demokraten Abtreibungen nach der Geburt befürworteten. Moderatorin Linsey Davis klärte das Publikum daraufhin auf, dass es keinen Bundesstaat gebe, in dem es legal sei, ein Kind nach der Geburt zu töten.
Migration
Migration ist nicht nur in Europa ein hitziges Thema, sondern auch in den USA. Bei der Debatte hat Donald Trump falsche Gerüchte über haitianische Einwanderer in Ohio verbreitet, die angeblich Haustiere entführen und essen. Diese Aussagen, die von Beamten als unbegründet zurückgewiesen wurden, richteten sich auf die Stadt Springfield in Ohio, die Trump als von Einwanderern "übernommen" beschrieb.
Harris reagierte mit Lachen und bezeichnete Trump als "extrem". Diese Falschaussagen wurden zuvor von Trumps Wahlkampfteam, darunter auch seinem Vize Senator JD Vance verbreitet. Dieser räumte allerdings ein, dass diese Aussagen möglicherweise unwahr seien.
Politik im Nahen Osten
Harris bekräftigte ihre Unterstützung für eine Zweistaatenlösung. Diese soll Israel das Recht auf Selbstverteidigung, insbesondere gegen Bedrohungen aus dem Iran gewährleisten. Sie soll aber auch den Wiederaufbau des Gazastreifens gewährleisten, "damit die Palästinenser die Sicherheit, Selbstbestimmung und Würde haben, die ihnen zusteht".
Trump konterte und sagte, der Krieg hätte niemals stattgefunden, wenn er Präsident gewesen wäre, und wiederholte mehrfach, Harris "hasst Israel".
Harris wies diesen Vorwurf zurück und warf Trump vor, erneut zu versuchen, das Land zu spalten und von seinen Fehleinschätzungen in Fragen der nationalen Sicherheit und Außenpolitik abzulenken. "Es ist bekannt, dass er Diktatoren bewundert und vom ersten Tag an ein Diktator sein will, wie er selbst sagt", fügte sie hinzu.
Bei einem anderen Thema weigerte sich Trump, Partei zu ergreifen, als er gefragt wurde, ob er sich wünsche, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnt. "Ich möchte, dass der Krieg aufhört", erklärte er.
Russlands Krieg gegen die Ukraine
Kamala Harris warf Donald Trump vor, die Ukraine im Falle seiner Wiederwahl innerhalb von 24 Stunden aufzugeben. Sie betonte, dass die Ukraine das Recht habe, sich zu verteidigen und dies dank der Unterstützung der USA und ihrer Verbündeten auch weiterhin erfolgreich tue. Zu Trumps Vorschlag, mit Putin zu verhandeln, sagte Harris, dass man mit einem Diktator keine Deals machen könne, da er einen "zum Frühstück verzehrt."
Donald Trump erklärte hingegen, dass Putin im Falle seiner Präsidentschaft "in Moskau" geblieben wäre und beschuldigte Harris, den Krieg ausgelöst zu haben. Auf die Frage, ob er sich einen Sieg der Ukraine wünsche, antwortete Trump, er wolle den Krieg beenden, damit "die Menschen aufhören zu sterben". Er versprach, den Krieg zwischen Putin und Selenskyj noch vor seinem Amtsantritt zu beenden, falls er gewählt werde.
Taylor Swift verkündet auf Instagram, wen sie bei der kommenden Wahl unterstützen wird
Die Popsensation Taylor Swift hat nach der Debatte in einem Instagram Beitrag verkündet, dass sie ihre Stimme für Kamala Harris bei den kommenden Wahlen abgeben wird. Swift hat ihre US-amerikanischen Follower in ihrem Post dazu aufgerufen, sich über die politischen Positionen der Kandidaten zu informieren.
In den letzten Wochen wurde ein gefälschtes KI-Video von Taylor Swift veröffentlicht, in dem sie angeblich ihre Unterstützung für Trump ausdrückt. Sie bezeichnete dieses Video als ein Beispiel für die Verbreitung von Desinformation und bestätigte erneut, dass sie nicht für den republikanischen Kandidaten wählen wird.
Sie hat den US-amerikanischen Teil ihrer 283 Millionen Follower ermutigt, ihre eigene Entscheidung zu treffen und sich rechtzeitig zu registrieren, um wählen zu können.
Sie unterschrieb ihren Beitrag mit "Taylor Swift, kinderlose Katzendame". Mit dem Bild, auf dem ihre Katze zu sehen ist, ist das eine klare Anspielung auf die Aussage von Trumps Vize JD Vance aus dem Jahr 2021.
In einem Interview mit dem damaligen Fox News-Moderator Tucker Carlson aus dem Jahr 2021 beschwerte sich die damalige Senatskandidat Vance, dass die USA von Demokraten, Unternehmensoligarchen und "einem Haufen kinderloser Katzendamen" regiert würden, "die mit ihrem eigenen Leben und den Entscheidungen, die sie getroffen haben, unglücklich sind und deshalb auch den Rest des Landes unglücklich machen wollen".