In ganz Italien kam es zu Demonstrationen. In Turin wurden mehrere Polizisten verletzt.
Ein turbulenter Tag in Turin neigt sich dem Ende zu. Mehr als 200 Studenten haben am "No Meloni Day" demonstriert, um sich die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zu stellen.
Ein Teil der Demonstranten hat eine Polizeikette durchbrochen und kamen vor der Präfektur auf der Piazza Castello mit der Polizei in Kontakt. Einige der Demonstranten wurden zurückgedrängt, als sie versuchten, die Eingangstür des Gebäudes zu erreichen, während andere Geschäfte beschädigt wurden.
Die Studenten haben Polizisten außerdem mit einem selbst-konstruiertem Sprengsatz beworfen, woraufhin 15 Beamte in der Notaufnahme behandelt wurden. Der Demonstrationszug zog dann vor das Pfarrhaus und die RAI-Zentrale , wo Polizeifahrzeuge mit Fahnenstangen beworfen wurden.
Eine Gruppe von Demonstranten zündete auch eine Puppe des Bildungsministers Giuseppe Valditara an.
Die Studenten trugen Transparente gegen die Regierung mit dem Slogan "Gegen die Regierung des Krieges, der Kürzungen und der Universitätsreformen" und bezogen sich dabei auf die Politik der Exekutive und den Konflikt in Gaza, den sie als "Völkermord am palästinensischen Volk" bezeichneten.
Auch am Nationalen Filmmuseum in der Mole Antonelliana kam es zu Konflikten. "Es wurde heute während des Pro-Palästina Protests durch die Straßen des Turiner Stadtzentrums angegriffen. Die italienische Flagge wurde heruntergerissen, einige Wände wurden verunstaltet, und das Museumspersonal war Gewalt ausgesetzt. Unbeschadet des Rechts, den Schmerz derjenigen zu bezeugen, die gelitten haben und leiden, verurteilen wir derartige Aktionen aufs Schärfste", erklärten Enzo Ghigo und Carlo Chatrian, der Präsident und der Direktor des Nationalen Filmmuseums.
Die Reaktionen aus der Politik
"Ich hoffe, dass einige Politiker aufhören werden, diese Gewalt zu schützen oder zu rechtfertigen, und dass sie sich zusammenschließen, um solche schwerwiegenden und unwürdigen Vorfälle unmissverständlich zu verurteilen", erklärte die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni auf X.
Auch heute haben wir auf einigen Plätzen inakzeptable Szenen von Gewalt und Chaos erlebt, die von den üblichen Unruhestiftern verursacht wurden. Mehrere Polizeibeamte mussten aufgrund von Bomben und Zusammenstößen in die Notaufnahme eingeliefert werden. Meine uneingeschränkte Solidarität gilt allen verletzten Polizisten, denen ich eine rasche Genesung wünsche", fügte sie hinzu.
Die Sekretärin der Demokratischen Partei, Elly Schlein, äußerte sich zu den Zusammenstößen und bekundete ihre Unterstützung für die Polizei. "Im Namen der gesamten Demokratischen Partei drücke ich meine Solidarität und Verbundenheit mit den Polizeibeamten aus, die durch den beißenden Rauch einer selbstgemachten Bombe in Turin verletzt wurden. Das Recht zu protestieren, zu demonstrieren und zu streiken kann und darf niemals mit gewaltsamer Aggression gegen jemanden verwechselt werden. Gewalt ist nicht hinnehmbar, ebenso wenig wie die politische Instrumentalisierung von Gewalt, die niemand, schon gar nicht in Regierungsverantwortung, vornehmen darf".
"Valditara auf den Kopf gestellt, unter dem Ministerium geschrien. Und das sollen die demokratischen Gesprächspartner sein? Die italienische Schule braucht keine Replikanten der Extremisten der 1970er Jahre", kommentierte Valditara auf X, nachdem eine seiner Puppen in Turin in Brand gesetzt worden war.
Die Gewerkschaft Gilda degli Insegnanti meldete sich über ihren nationalen Koordinator Vito Carlo Castellana ebenfalls zu den Zusammenstößen zu Wort. Demonstrieren ist legitim, aber der Protest darf nie in persönliche Gewalt ausarten. Auf diese Weise begeht man zwei Fehler: Erstens greift man die Person anstelle ihrer Arbeit an und zweitens lenkt man die Aufmerksamkeit von den wahren Gründen für den Protest ab und entwertet dessen Sinn", so Castellana.
Kundgebungen auch in Bologna und Mailand
Auch in Bologna wurde ein Studentenumzug organisiert, bei dem die Studenten den Text des von Minister Valditara propagierten Schulgesetzes verbrannten. Aber auch Meloni und Innenminister Piantedosi wurden mit Plakaten und Slogans angegriffen.
In Mailand wurde ein Bild des Gesichts von Ministerpräsident Meloni mit roter Farbe beschmiert. Neben ihrem Bild wurden auch die Bilder der Universitätsministerin Anna Maria Bernini und der Ministerin Valditara sowie das des Confindustria-Präsidenten Emanuele Orsini mit Blut beschmiert.
Der Demonstrationszug marschierte unter den Rufen "Gegen die Schule der Bosse". Es wurden auch palästinensische Flaggen geweht und ein weiteres Foto von Meloni mit der Aufschrift "Komplizin des Völkermords" hochgehalten.
Die Demonstranten beschmutzten außerdem einen Carrefour-Supermarkt, eine Geste, die auf den Boykott der Kette und Israels abzielte. Anschließend zogen sie vor das US-Konsulat, zeigten eine Palästina-Flagge und organisierten einen Flashmob.