Luigi Mangione wird nicht nur des Mordes an UnitedHealthcare-CEO Brian Thompson angeklagt, sondern auch wegen eines "Akt des Terrors". Der gezielte Angriff in New York schlug weltweit Wellen.
Ein Geschworenengericht in Manhattan hat offiziell Anklage gegen Luigi Mangione erhoben, der des Mordes an Brian Thompson, dem CEO von UnitedHealthcare, verdächtigt wird.
Ihm werden Mord ersten Grades in einem Fall sowie Mord zweiten Grades in zwei weiteren Fällen zur Last gelegt.
Einer dieser Fälle beinhalltet eine Anklage wegen Terrorismus, ein seltener Vorwurf nach New Yorker Recht. Eine solche Anklage setzt voraus, dass ein Verbrechen hinreichende Beweise dafür liefert, dass der Täter beabsichtigte, "eine Zivilbevölkerung einzuschüchtern oder zu zwingen, die Politik einer Regierung durch Nötigung zu beeinflussen oder das Verhalten einer Regierungseinheit durch Mord oder Entführung zu steuern".
Mangione hatte den 50-jährigen Brian Thompson gezielt angegriffen und erschossen, als dieser nach einer Investorenkonferenz in Manhattan auf dem Rückweg zu seinem Hotel war. Thompson, ein angesehener Geschäftsmann aus Minnesota, leitete den größten Krankenversicherer der USA.
"Erschreckender, gut geplanter und gezielter Mord"
Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg bezeichnete die Tat als "erschreckenden, gut geplanten und gezielten Mord". Er behauptete gleichzeitig, der Angriff bedrohe "Anwohner, Touristen, Pendler und Geschäftsleute gleichermaßen."
Mangione wurde in Pennsylvania festgenommen, wo er derzeit ohne Kaution in Haft sitzt. Bei seiner Festnahme in einem McDonald's fanden Ermittler eine sogenannte Geisterpistole, eine nicht zurückverfolgbare Waffe, sowie ein handgeschriebenes dreiseitiges Manifest. Darin äußerte Mangione laut Polizei seine "Motivation und Denkweise" hinter dem Mord. Bereits kurz nach seiner Festnahme war er des Mordes und weiterer Vergehen angeklagt worden.
Ermittlungen zufolge war Mangione von einer tiefen Abneigung gegenüber dem amerikanischen Gesundheitssystem motiviert. Der Verdächtige hatte Mitte 2023 eine Rückenverletzung erlitten, die eine medizinische Notfallbehandlung und eine anschließende Operation erforderte. Laut Polizei fanden sich unter seinen beschlagnahmten Unterlagen Notizen, in denen er seine "Verachtung für die amerikanische Wirtschaft" und insbesondere das Gesundheitswesen zum Ausdruck brachte.
Die Ermittler gaben an, dass auf der am Tatort gefundenen Munition die Worte "deny" , "defend" und "depose" geschrieben standen.
Dies bedeutet so viel wie "verzögern, leugnen, verteidigen", eine Redewendung, die von Kritikern der Krankenversicherungsbranche verwendet wird, die oft beschuldigt wird, sich vor der Auszahlung von Patientenansprüchen zu drücken.
Glorifizierung eines Mörders oder Wut auf das System?
Sowohl Staatsanwalt Bragg als auch die Kommissarin des New Yorker Polizeidepartments, Jessica Tisch, verurteilten in einer gemeinsamen Pressekonferenz die positive Resonanz auf den Mord in sozialen Medien.
Mangione wurde dort für seinen "Mut" und seinen "Kampf gegen das System" gefeiert. Es tauchten Plakate mit durchgestrichenen Bildern von Brian Thompson auf, die andere CEOs bedrohten.
Tisch erklärte: "In den vergangenen zwei Wochen haben wir eine entsetzliche Glorifizierung dieses feigen Angriffs erlebt. Wir feiern keine Morde und verherrlichen keine Gewalt."
Das Lob in den sozialen Medien schaffte gleichzeitig der allgemeinen Wut auf das amerikanische Gesundheitssystem Gehör.
Im Jahr 2023 waren rund 25 Millionen US-Amerikaner gänzlich ohne Krankenversicherungsschutz, so vorläufige Ergebnisse einer Erhebung dieses Jahres, des US National Center for Health Statistics. Gleichzeitig macht United Healthcare einen jährlichen Umsatz von umgerechnet 353 Milliarden Euro.
Laut einer Studie des Commonwealth Fund geben die USA mehr für die Gesundheitsversorgung aus als andere wohlhabende Länder, haben aber die schlechtesten Ergebnisse: eine kürzere Lebenserwartung, die höchste Rate vermeidbarer Todesfälle und große Ungleichheiten beim Zugang zur Versorgung.
So wurde Mangione als "morderner Robin Hood" und als Symbol des Klassenkampfes gefeiert.
Was wir über Mangione wissen
Der 26-jährige Luigi Mangione stammt aus einer wohlhabenden Familie in Maryland. Sein Vater, Nick Mangione, ist ein erfolgreicher Immobilienentwickler und Eigentümer des renommierten Turf Valley Resorts bei Baltimore.
Luigi Mangione besuchte eine Elite-Highschool und schloss als Jahrgangsbester ab. Später studierte er Informatik an der University of Pennsylvania und gründete dort einen Club für Gaming-Enthusiasten. Nach seinem Abschluss arbeitete er als Dateningenieur und absolvierte ein Praktikum bei einem Videospielentwickler.
Wie geht es weiter?
Mangione wird am Donnerstag zu zwei Gerichtsterminen in Pennsylvania erwartet, darunter eine Auslieferungsanhörung. Laut seiner Anwältin Karen Friedman Agnifilo wird die Verteidigung keine rechtlichen Schritte gegen die Auslieferung nach New York einleiten.
Sollte Mangione in allen elf Anklagepunkten verurteilt werden, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe ohne Möglichkeit auf Bewährung.