Newsletter Newsletters Events Veranstaltungen Podcasts Videos Africanews
Loader
Finden Sie uns
Werbung

Sowjetische Sonde Kosmos 482 nach einem halben Jahrhundert unkontrolliert in den Indischen Ozean gestürzt

Cosmos 482 drop point
Cosmos 482 drop point Copyright  Roscosmos
Copyright Roscosmos
Von Christoph Debets & Jesús Maturana
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
Diesen Artikel teilen Kommentare
Diesen Artikel teilen Close Button

Kosmos 482 war 1972 ursprünglich zur Erforschung der Venus ins All gechickt worden, konnte aber aufgrund einer Fehlfunktion die Erdumlaufbahn nicht verlassen.

WERBUNG

Die gescheiterte sowjetische Venussonde Kosmos 482 ist, nachdem sie mehr als fünf Jahrzehnte lang die Erde unkontrolliert umkreist hat, im Indischen Ozean niedergegangen.

Die russische Raumfahrtagentur Roscosmos meldete, dass die Raumsonde um 9:24 Uhr Moskauer Zeit (8:24 Uhr MESZ) 560 km westlich der Insel Mittel-Andaman, der größten der drei Hauptinseln der Andamanen, in die Erdatmosphäre eingedrungen und anschließend westlich der indonesischen Hauptstadt Jakarta ins Meer gestürzt sei.

"Die Raumsonde Kosmos-482 existiert nicht mehr, nachdem sie die Umlaufbahn verlassen hat und im Indischen Ozean abgestürzt ist", heißt es in der Erklärung von Roscosmos.

Die Mission von Kosmos 482 hatte hochgesteckte Ziele. Während es der Schwestersonde Venera 8 gelang, die Venus zu erreichen und 50 Minuten lang Daten von der Oberfläche des Planeten zu übertragen, kam Kosmos 482 nie so weit.

Nach dem erfolgreichen Start in eine vorübergehende Erdumlaufbahn sollte das Antriebssystem an Bord aktiviert werden, um die Sonde in Richtung Venus zu befördern. Stattdessen blieb die Sonde aufgrund eines Fehlers in einer elliptischen Umlaufbahn zwischen 210 km und 9.800 km über der Erdoberfläche gefangen.

Trümmer von Kosmos 482 umkreisen 53 Jahre die Erde

Wie die US-Raufahrtagentur NASA erläutert, zerfiel damals die Sonde in vier Teile, von denen zwei in einer niedrigen Erdumlaufbahn verblieben und innerhalb von 48 Stunden zerfielen. Zwei Teile, vermutlich die Landesonde und die abgetrennte Triebwerkseinheit der oberen Stufe, seien in eine Umlaufbahn zwischen 210 und 9.800 km die Erde eingetreten.

Die kleineren Komponenten traten wieder in die Erdatmosphäre ein und verglühten fast sofort. Das Landegerät jedoch, das gegen den erdrückenden Druck und die sengende Hitze der Venus geschützt war, war seither in der Umlaufbahn geblieben und langsam abgesunken.

Was diesen Wiedereintritt besonders bemerkenswert machte, ist die Konstruktion des Landegerätes. Dieses Raumfahrzeug wiegt fast 500 kg und hat die Form einer gepanzerten Kugel. Seine Hülle konstruiert für

  • Temperaturen von über 450°C
  • einen Druck, der mehr als 90 Mal höher ist als der der Erdatmosphäre
  • dem Aufprall bei der Landung
  • die Entfaltung eines 2,5 Quadratmeter großen Fallschirms
  • die Übermittlung von wissenschaftlichen Daten von der Venusoberfläche.

Nach Angaben des NASA-Sprechers handelte es sich bei der Landesonde "um einen isolierten, kugelförmigen Druckbehälter, der ähnlich wie die Venera-7-Sonde konstruiert war, mit einer oberen Hülle, die sich beim Eintritt in die Atmosphäre öffnete, um den 2,5 Quadratmeter großen Fallschirm zu entfalten und die Antenne und die Instrumente freizulegen".

Während es höchst unwahrscheinlich ist, dass der Fallschirm oder das Instrumentengehäuse den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre überleben würden, befürchteten Experten, dass das Titangehäuse es möglicherweise unversehrt bis zum Boden schafft.

Wiedereintritt international überwacht

Verschiedene Raumfahrtorganisationen hatten den Flug von Kosmos 482 überwacht und unterschiedliche Schätzungen zum möglichen Wiedereintritt abgegeben.

Die Europäische Weltraumorganisation ESA sagte den Wiedereintritt für 8:26 Uhr (MESZ) vorraus, die NASA für 9:30 Uhr (MESZ) und die Aerospace Corporation, ein staatlich finanziertes Forschungs- und Entwicklungszentrum, für 7:54 Uhr (MESZ).

Kosmos 482 wurde nach den damals gültigen sowjetischen Konventionen benannt: Jede Planetenmission, die die Erdumlaufbahn nicht verlassen konnte, trug den Namen Kosmos. Trotz des vorgesehenen Ziels wurde in den offiziellen sowjetischen Aufzeichnungen nie bestätigt, dass es sich um eine Mission zur Venus handelte.

Die Sonde gehörte zu einer langen Reihe von Venus-Sonden, die während des Weltraumwettlaufs im Kalten Krieg gestartet wurden. Obwohl viele davon scheiterten, war die UdSSR schließlich das einzige Land, dem es gelang, funktionstüchtige Instrumente auf der Oberfläche des nächstgelegenen Nachbarplaneten der Erde zu landen.

Zu den Barrierefreiheitskürzeln springen
Diesen Artikel teilen Kommentare

Zum selben Thema

Sowjetische Venus-Sonde soll nächste Woche auf die Erde stürzen

Gibt es Leben auf der Venus? Forscher entdecken Monophosphan

ESA und Roskosmos starten gemeinsame ExoMars-Mission