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Kehrt Frankreich diese Woche zum Militärdienst zurück?

Soldaten marschieren während der Parade zum französischen Nationalfeiertag (Bastille Day) am Sonntag, dem 14. Juli 2024, in Paris.
Soldaten marschieren während der Parade zum französischen Nationalfeiertag (Bastille Day) am Sonntag, dem 14. Juli 2024, in Paris. Copyright  AP Photo
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Von Euronews
Zuerst veröffentlicht am
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Mehreren Medienberichten zufolge könnte Emmanuel Macron vor dem Hintergrund "zunehmender Spannungen" noch vor dem Wochenende die Einführung eines freiwilligen Militärdienstes ankündigen.

Wird es nun konkret? Präsident Emmanuel Macron könnte in den kommenden Tagen die Einführung eines freiwilligen Militärdienstes in Frankreich ankündigen. Zwar gibt es noch keine offizielle Bestätigung, doch mehrere Medien nennen bereits den kommenden Donnerstag als mögliches Datum.

Die allgemeine Wehrpflicht war 1997 unter Präsident Jacques Chirac abgeschafft worden.

"In der Welt, in der wir leben – voller Ungewissheiten und steigender Spannungen –, müssen wir, wenn wir wirklich sicher sein wollen, den anderen davon abhalten, zu kommen (...). Frankreich muss eine starke Nation bleiben, mit einer starken Armee, aber auch mit der Fähigkeit zu einem gemeinsamen Kraftakt", erklärte Macron am Samstag am Rande des G20-Gipfels in Johannesburg, Südafrika.

"Uns wehtun, um zu schützen, was wir sind"

Bereits im Juli hatte Thierry Burkhard, damals Generalstabschef, in einer Pressekonferenz die Bedrohungen für Frankreich erläutert und erklärt, Russland habe das Land zu "einem seiner prioritären Ziele" gemacht.

In dieser Woche wandte sich sein Nachfolger, General Fabien Mandon, mit ernsten Worten an die Bürger Frankreichs: "Was uns fehlt, ist die Seelenstärke, uns wehzutun, um zu schützen, was wir sind {…}. Wenn unser Land schwächelt, weil es nicht bereit ist, den Verlust seiner Kinder zu akzeptieren und wirtschaftliche Einbußen zu ertragen {…}, dann geraten wir in Gefahr."

"Viele Nachbarländer in Europa führen derzeit wieder einen Nationaldienst ein", erklärte der Generalstabschef am Samstag auf France 5 und fügte hinzu, dass dies zu den "Aspekten gehöre, die auch in unserem Land beobachtet werden sollten."

Es laufen "Arbeiten in dieser Richtung"

Emmanuel Macron hatte die Idee eines freiwilligen Dienstes bereits am 13. Juli vor hochrangigen Militärs vorgestellt. Angesichts eines Europas, das durch die "dauerhafte Bedrohung" durch Russland "gefährdet" sei, müsse "eine Nation in der Lage sein, standzuhalten und mobilisiert zu sein", so Macron. Zu den geplanten Maßnahmen, insbesondere im Hinblick auf die Zahl der Reservisten, gehöre auch, "der Jugend einen neuen Rahmen zu geben, um auf andere Weise innerhalb unserer Streitkräfte zu dienen", betonte er und kündigte Entscheidungen für den Herbst an.

Das Verteidigungsministerium hält sich derzeit noch zu den genauen Details dieses Dienstes bedeckt. Es gebe "Arbeiten in dieser Richtung", so Alice Rufo, Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, am Sonntag zu France Info.

Ziel: 50.000 Freiwillige

Laut dem Wochenmagazin La Tribune Dimanche könnten ab 2026 junge Franzosen im Alter von 18 Jahren, die dies wünschen, den freiwilligen Militärdienst leisten. Die geplante Dauer beträgt zehn Monate, das Gehalt soll zwischen 900 und 1.000 Euro pro Monat liegen. Geplant ist, ab 2026 zunächst 3.000 Freiwillige zu rekrutieren, um bis 2035 auf 50.000 zu kommen.

Die französischen Streitkräfte zählen derzeit rund 200.000 aktive Soldaten und knapp 50.000 Reservisten. Diese Zahlen sollen bis 2030 auf jeweils 210.000 aktive Soldaten und 80.000 Reservisten steigen. Die freiwillige Einberufung eines Teils einer Altersklasse könnte dazu beitragen, die notwendige Personalstärke zu erreichen, um im Falle eines Konflikts langfristig handlungsfähig zu bleiben.

Immer mehr europäische Länder setzen wieder auf Wehrdienst

Heute besteht in zehn Mitgliedsstaaten der Europäischen Union Wehrpflicht. Österreich, Zypern, Dänemark, Estland, Finnland und Griechenland haben die allgemeine Wehrpflicht nie abgeschafft. Die russischen Aggressionen gegen die Ukraine seit 2014 haben jedoch bei anderen europäischen Staaten Sorgen um ihre Sicherheit ausgelöst, besonders bei jenen, die in unmittelbarer Nähe zu Russland liegen.

In den baltischen Staaten war Litauen nach der Annexion der Krim durch Russland 2014 das erste Land, das 2015 die Wehrpflicht wieder einführte. Lettland folgte 2024. In Estland und Finnland wurde sie nie ausgesetzt und ist weiterhin in Kraft.

Der Wehrdienst wurde 2017 in Schweden wieder eingeführt. Dänemark erwägt, seine Dauer von 4 auf 11 Monate zu verlängern. In Kroatien ist seit dem 1. Januar 2025 ein zweimonatiger Wehrdienst verpflichtend.

In Südeuropa beträgt die Dienstzeit in Griechenland 9 bis 12 Monate, in Zypern 14 Monate. Österreich behält einen sechsmonatigen Dienst bei, der 2013 per Referendum bestätigt wurde.

Die Wehrpflicht erstreckt sich zunehmend auch auf Frauen, insbesondere in Schweden und Dänemark. Norwegen, das nicht zur EU gehört, aber Mitglied der NATO ist, bezieht ebenfalls Frauen ein. In Österreich, den baltischen Staaten und Finnland können Frauen freiwillig dienen.

In Westeuropa haben Belgien und Deutschland kürzlich die Diskussion über eine Wiederbelebung des Wehrdienstes aufgenommen. In Deutschland beginnen Musterungen in rund einem Monat.

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