Netanjahu hat die Staats- und Regierungschef von Frankreich, Großbritannien und Kanada scharf kritisiert. In einer gemeinsamen Erklärung hatten sie Israels Militäraktionen in Gaza als "ungeheuerlich" bezeichnet und "konkrete Maßnahmen" angedroht.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat mehrere Staats- und Regierungschefs beschuldigt, auf der "falschen Seite der Geschichte" zu stehen. Er wirft Frankreich, Großbritannien und Kanada vor, sich auf die Seite der Hamas zu schlagen. Die Länder hatten gemeinsam erklärt, sie würden das Ende der israelischen Militäroperation im Gazastreifen und Einschränkungen bei der Lieferung humanitärer Hilfe zu fordern.
"Wenn Massenmörder, Vergewaltiger, Babymörder und Entführer sich bei Ihnen bedanken, stehen Sie auf der falschen Seite der Gerechtigkeit, auf der falschen Seite der Menschlichkeit und auf der falschen Seite der Geschichte", sagte er am Freitag und richtete sich dabei direkt an Emmanuel Macron, Keir Starmer und Mark Carney.
"Diese Staatschefs mögen denken, dass sie den Frieden voranbringen, aber das tun sie nicht. Sie ermutigen die Hamas, den Kampf für immer fortzusetzen. Sie geben der Hamas Hoffnung, einen zweiten palästinensischen Staat zu errichten, von dem aus die Hamas erneut versuchen wird, den jüdischen Staat zu zerstören - und wohlgemerkt, es wird kein Staat ohne die Hamas sein."
Anfang dieser Woche gaben die drei Staats- und Regierungschefs eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie die "ungeheuerlichen" Militäraktionen Israels im Gazastreifen verurteilten. Sie warnten, dass sie "konkrete Maßnahmen" ergreifen würden, wenn Netanjahu seinen Kurs nicht ändere, insbesondere was die humanitäre Hilfe betreffe.
In seiner Fernsehansprache bezeichnete Netanjahu darüber hinaus die Ermordung von zwei Botschaftsangehörigen seines Landes in Washington als "schrecklichen" Akt antisemitischer Gewalt.
Der 30-jährige Yaron Lischinsky und die 26-jährige Sarah Milgrim wurden am Mittwochabend (Ortszeit) nach einer Veranstaltung des Capital Jewish Museum in Washington erschossen.
Der Tatverdächtige, Elias R., rief "Free, Free Palestine", als die Polizei ihn abführte. Netanjahu zog eine direkte Verbindung zwischen den Schüssen und dem von der Hamas geführten Angriff auf Israel im Jahr 2023, der den Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen auslöste.
Frankreich, das Vereinigte Königreich und Kanada, allesamt enge Verbündete Israels, verurteilten die Tötung in Washington, ebenso wie nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023.
Schwankende Beziehungen
Die Außenminister aller drei Länder haben ihre Regierungschefs schnell verteidigt. Christophe Lemoine, Sprecher des französischen Außenministeriums, sagte im Lokalradio, dass "Israel Hilfe zulassen muss; der Zugang muss massiv und frei sein", während er die militärische Eskalation kritisierte.
Der britische Streitkräfteminister Luke Pollard wies Netanjahus Kritik an Starmer zurück: "Wir unterstützen das Recht Israels auf Selbstverteidigung, solange es im Rahmen des humanitären Völkerrechts geschieht."
Die Beziehungen zwischen Israel und dem Vereinigten Königreich waren Anfang der Woche auf den tiefsten Stand seit Jahrzehnten gesunken. Grund dafür war die Ankündung des britischen Außenministers David Lammy, die Handelsgespräche mit Israel auszusetzen, und die dortigen Aufrufe der Kabinettsminister zur "Säuberung des Gazastreifens" als abstoßend bezeichnet hatte.
Es ist auch nicht das erste Mal, dass Macron vom israelischen Premierminister eine scharfe Rüge erhält. Anfang Mai sagte Netanjahu, Macron habe sich "wieder einmal auf die Seite der Hamas gestellt", nachdem der französische Präsident gesagt hatte, Europa solle Sanktionen gegen Israel wegen der humanitären Lage im Gazastreifen erwägen. Hunderttausende Zivilisten sind dort vom Hungertod bedroht.
Nach einer fast dreimonatigen Blockade aller Hilfslieferungen in den Gazastreifen durften Anfang dieser Woche wieder dutzende Lastwagen in den Gazastreifen einfahren. Die UNO bezeichnete diese Menge jedoch als "Tropfen auf den heißen Stein" im Vergleich zu dem, was benötigt würde.
Die israelischen Streitkräfte haben am vergangenen Freitag eine neue Offensive im Gazastreifen unter dem Codenamen Operation Gideon's Chariots gestartet.
Die groß angelegte Bodenoffensive im Norden und Süden des Gazastreifens wird von der israelischen Luftwaffe unterstützt und zielt darauf ab, die "operative Kontrolle" über den Streifen auszuweiten und die verbleibenden Geiseln zu befreien, die noch von der Hamas festgehalten werden.