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Merz bei Trump: Wie schlug sich der Kanzler im Vergleich zu anderen Staatschefs?

Bundeskanzler Friedrich Merz bei Donald Trump im Weißen Haus
Bundeskanzler Friedrich Merz bei Donald Trump im Weißen Haus Copyright  Evan Vucci/Copyright 2025 The AP. All rights reserved
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Von Mathias Huber
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Wenn US-Präsident Donald Trump Staatschefs im Oval Office empfängt, ist Spektakel angesagt. Das wusste sicher auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Während es bei Merz jedoch ziemlich entspannt lief, ging es bei anderen Treffen schon hitziger zu.

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Erstaunlich locker, dürfte sich Friedrich Merz nach seinem Rendez-vous vor der Presse im Oval Office bei US-Präsident Donald Trump gedacht haben.

Schließlich kam es beim ersten, vielbeachteten Punkt des Besuchs des deutschen Bundeskanzlers in Washington DC zu keinem auffallend unharmonischen Moment mit seinem Gegenüber. Trump arbeitete sich zwar wie so oft an seinem Vorgänger Joe Biden ab, wählte bei Merz aber einen entspannteren Ton.

Besonders im Fokus stand die Suche nach einer diplomatischen Lösung im Krieg in der Ukraine, bei der beide Seiten sich in ihrem Verlangen nach raschen Fortschritten einig waren.

Dass so viel Einigkeit nicht selbstverständlich ist, zeigt ein Blick auf die aufsehenerregendsten Treffen im selben Raum in den letzten Monaten.

Wenn die Weltpolitik auf dem gemütlich wirkenden Sessel neben dem US-Präsidenten Platz nahm, wurde daraus nicht selten eine Bewährungsprobe für die Staatschefs. Hier sind einige Momente, die sogar erfahrene Politiker vor der Weltöffentlichkeit ins Schwitzen brachten.

„Ellenbogen raus“ - Mark Carneys Ritt auf der Rasierklinge

Kanada, oder USA + Kanada, das ist hier die Frage: Premier Carney beim US-Präsidenten
Kanada, oder USA + Kanada, das ist hier die Frage: Premier Carney beim US-Präsidenten Evan Vucci/AP Photo

Ginge alles nach Donald Trump, hätte es das Treffen mit seinem kanadischen Amtskollegen Mark Carney gar nicht geben müssen – denn dann wäre Kanada als 51. Staat schon Teil der USA. Seinen Vorgänger Justin Trudeau hatte Trump immer wieder „Gouverneur“ genannt, um ihm die Legitimität eines Staatsoberhauptes abzusprechen.

Carney hingegen war bei den kanadischen Wahlen an- und damit Trump entgegengetreten. „Ellenbogen raus“ – das Motto seiner Kampagne. Bedeutet: Wir wehren uns - Kanada bleibt Kanada und wird sicher kein Teil der USA. Mit seiner klaren Linie gegenüber Trumps Annexionsplänen gewann Carney die Wahl. Sein zweifelhafter Preis: Ein angespanntes Treffen im Weißen Haus.

Wenig überraschend fragte man sich im Vorhinein vor allem: Würde es beim Thema der kanadischen Unabhängigkeit zwischen den Beiden knallen?

Die Atmosphäre war wenig überraschend angespannt. Auch im Oval Office sprach sich Trump dann für einen Beitritt Kanadas aus.  Zur offenen Konfrontation kam es jedoch nicht, der US-Präsident beließ es diesmal bei vagen Andeutungen – ein nervös wirkender Carney widersprach wiederholt: USA + Kanada? Wird nie passieren. Trump entgegnete:

„Sag niemals nie.“
US-Präsident Donald Trump
Über eine mögliche Annexion Kanadas (mit Militärgewalt)

Zwei gegen einen – Attacke auf Selenskyj

Berüchtigtes Treffen: Der Besuch des ukrainischen Präsidenten Selenskyj bei Trump endete im Eklat
Berüchtigtes Treffen: Der Besuch des ukrainischen Präsidenten Selenskyj bei Trump endete im Eklat Mystyslav Chernov/AP Photo

An dieser Stelle soll an einer genauen Beschreibung des Treffens gespart werden – sein Inhalt ist bekannt, die Bilder davon längst mehrmals um die Welt gegangen. Dass der Termin des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit Trump (und JD Vance, übrigens) völlig eskalierte, muss man mittlerweile niemandem mehr erzählen.

Dabei wird oft außer Acht gelassen, dass die Stimmung bei der Begegnung anfangs zwar unterkühlt, aber zumindest nicht offen feindselig war. Schließlich war Selenskyj eigentlich nach Washington gekommen, um seine Unterschrift unter beinahe vollendete Tatsachen zu setzen und einen lukrativen Rohstoffdeal zwischen Kyiw und den USA unter Dach und Fach zu bringen.

Am Ende reichte jedoch ein einziger Satz des US-Vizepräsidenten, um das Treffen vollständig aus dem Ruder laufen zu lassen.

„Haben Sie sich überhaupt bedankt?“
James David Vance
US-Vizepräsident

Es war wahrscheinlich die Frage, die Selenskyj als Präsident eines Landes, dass sich zu diesem Zeitpunkt fast auf den Tag genau drei Jahre lang im Verteidigungskrieg befand, am Allerwenigsten erwartet hatte.

Was folgte, wird in allen zukünftigen Geschichtsbüchern über das Jahr 2025 wahrscheinlich zumindest in einem kurzen Absatz Platz finden.

„Tod, Tod, schrecklicher Tod“ – Ramaphosas Geduldsprüfung

Ramaphosa bei Trump: Geduldsprobe für den südafrikanischen Präsidenten
Ramaphosa bei Trump: Geduldsprobe für den südafrikanischen Präsidenten Evan Vucci/AP Photo

In Selbigen stellt die Zeit, in der Südafrika ein Apartheid-System inklusive bewusster Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung hatte, üblicherweise ein besonders düsteres Kapitel dar.

Cyril Ramaphosa weiß das selbstverständlich. Schließlich trat der heute 72-jährige diesem System in tragender Rolle entgegen.

Für Donald Trump drängte sich bei seinem Treffen mit dem südafrikanischen Präsidenten dagegen ein anderes Unrecht in den Vordergrund: Und zwar ein fiktives. Einen „Völkermord an Weißen Farmern“ solle es geben. Als „Beweise“ dafür hatte Trump sogar verschiedene Zeitungsartikel ausgedruckt und ein Video vorbereitet.

Um seinen Punkt zu unterstreichen, ging der US-Präsident  für sein Gegenüber noch einmal die Unterlagen durch: „Tod, Tod, schrecklicher Tod“, kommentierte er die Zeitungsartikel. Dann folgte ein, aus Ramaphosas Sicht, eher unfreiwilliges Heimkino:

Trump ließ auf dem Fernseher unter anderem Reden des Oppositionspolitikers Julius Malema abspielen, sowie Videos von angeblichen Grabstätten. Ob man Trump auch gesagt habe, von wo denn diese Aufnahmen her sind, fragte Ramaphosa.

„Nein.“
US-Präsident Trump
Auf die Frage, ob man ihn über die Herkunft der Videos unterrichtet habe

Lost in Translation - Meloni springt als Übersetzerin ein

Angespannte Momente: Beim Thema Verteidigungsausgaben wird die Luft rund um Georgia Meloni im Oval Office plötzlich spürbar dünner
Angespannte Momente: Beim Thema Verteidigungsausgaben wird die Luft rund um Georgia Meloni im Oval Office plötzlich spürbar dünner Alex Brandon/AP Photo

Italiens Georgia Meloni hatte Trump zuvor bereits in seinem Anwesen in Mar-a-Lago besucht. Doch statt Mai Tais und einer Runde Golf erwartete die Ministerpräsidentin im Oval Office diesmal eine viel schwierigere Aufgabe: Inmitten zunehmend zerrütteten Beziehungen zwischen der EU und den USA zu vermitteln, vor allem bei Wirtschaftsthemen wie den aus Washington angedrohten Strafzöllen.

All das kam im Weißen Haus zur Sprache - musste aber auch übersetzt werden. Und da lag auch schon der Haken. Während die Begegnung bis hierhin sehr harmonisch gelaufen war, ging es für Meloni beim Thema Verteidigungsausgaben plötzlich ab aufs Glatteis.

Italien ist bereits im Hintertreffen, wenn es um das Erreichen des alten NATO-Ausgabenziels von mindestens zwei Prozent des BIP geht - geschweige denn die fünf Prozent, die Trump vehement von europäischen Partnern einfordert.

Dann kam auch noch die Nervosität der mitgereisten italienischen Übersetzerin hinzu, die zu stottern begann, als sich nach einer Antwort Melonis zum Thema auf italienisch plötzlich alle Blicke auf sie richteten. Kein Wunder also, dass Meloni verkrampfte, als ihre Übersetzerin zu erklären begann:

Sie hat eine Antwort darauf gegeben, was sie davon hält, dass Präsident Trump Selenskyj für den Krieg in der Ukraine verantwortlich macht [...] bei den Verteidigungsausgaben wird Italien seine Verpflichtungen von zwei Prozent natürlich einhalten.
Valentina Maiolini-Rothbacher, Georgia Melonis Übersetzerin
Bei der Übersetzung der Antwort der italienischen Ministerpräsidentin auf Englisch

Als die Luft im Oval Office auf einen Schlag immer dünner zu werden schien, sprang Meloni beschwichtigend ein. Es sei wichtig, die Verteidigungsausgaben weiter zu steigern, auch über das alte NATO-Ziel hinaus.

Unter dem Druck der Aufmerksamkeit des versammelten US-Kabinetts, das seine Abneigung gegenüber der aktuellen europäischen Verteidigungspolitik immer wieder deutlich gemacht hatte, stotterte auch Meloni etwas.

Am Ende gelang es ihr aber, sich wieder fangen. Trump ging danach zu anderen Themen und folglich in einen Monolog der Kritik zu Wolodymyr Selenskyj über. Also wieder alles beim Alten.

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